Dinslaken Eine Schule kämpft gegen Vorurteile

Dinslaken · Friedrich-Althoff-Schule setzt auf wenig Druck und Spaß am Lernen - ein Rundgang.

 Blick in den Ganztagsbereich

Blick in den Ganztagsbereich

Foto: Heiko Kempken

Wer den Flurbereich im Neubau der Friedrich-Althoff-Schule betritt, der schaut nicht auf geschlossene Klassentüren, sondern auf Unterricht in vier Klassenräumen. Viel Glas macht es in den Jahrgangsebenen möglich, dass die Räume von außen einsehbar sind - und umgekehrt. Doch nur ein paar Köpfe drehen sich kurz nach der Besuchergruppe um, dann gehen die Blicke der Schüler wieder in Richtung der Whiteboards, die in allen Klassen die klassische Tafel ersetzen. "Die Kinder haben sich schnell daran gewöhnt", berichtet Schulleiter Silvio Husung. Und sind begeistert vom offen gestalteten Neubau, ebenso wie das Lehrerteam. Durch die pädagogisch orientierte Architektur könne das Konzept des individuellen Lernens besser umgesetzt werden, erklärt der stellvertretende Schulleiter Michael Rölver.

Die Sekundarschule hat mit Vorurteilen und Vorbehalten zu kämpfen - das hat mit dem Standort an einer ehemaligen Hauptschule zu tun, aber auch mit der Tatsache, dass viele Eltern die neue Schulform nicht einschätzen können. Nicht selten wird sie als eine Art Hauptschule begriffen - was total falsch ist, wie Michael Rölver klarstellt: "Wir haben hier auch Schüler mit Gymnasialempfehlung, die sich unheimlich gut entwickeln." Nicht nur Kinder mit Lernproblemen, sondern auch starke Schüler würden individuell gefördert. Bis einschließlich der siebten Klassen bleibt die Laufbahn der Kinder offen, es gibt Teamteaching (zwei Lehrer pro Klasse) in den Hauptfächern, viel Teamarbeit im Kollegium und ein besonderes Aufgenmerk auf die soziale Entwicklung der Kinder, so Rölver. Schulsozialarbeit gehört zum festen Angebot.

Man versuche auch, das Lernen ohne großen Druck zu ermöglichen. "Die Kinder brauchen Spaß am Lernen", so Husung. "Manche Schüler blühen hier richtig auf und stellen fest, dass sie doch etwas können. G8 ist einfach nicht für jedes Kind das Richtige".

Stolz ist die Schule auf den modern und behindertengerecht gestalteten Neubau, der seit einigen Wochen genutzt wird. Jeder Jahrgang hat eine Ebene mit eigenen Toiletten. Der große Mittelflur dient gleichzeitig als Lernfläche für individuelles Arbeiten, hier werden noch Computerplätze und Sitzmöbel aufgestellt. Vom (schallgeschützten) Klassenraum aus haben die Lehrer ihre Schüler jederzeit im Blick. Dazu gibt es nicht einsehbare Differenzierungsräume, in denen völlig ungestört gearbeitet werden kann, und Lehrerarbeitsräume. "Das macht die Arbeit einfacher und spannender", so Husung zu den neuen Möglichkeiten. Zugleich können die Flure für Versammlungen und Präsentationen genutzt werden.

Ebenfalls fertiggestellt sind die Räume für den Ganztag. An drei Tagen ist der Ganztag verbindlich, donnerstags gibt's eine freiwillige Betreuung in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund. Nur freitags ist schon mittags frei. Das AG-Angebot reicht von sportlichen und kreativen (Theater, Tanz) bis hin zu berufsorientierten Angeboten wie eine Gesundheits AG oder die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Seniorenheim.

In der kommenden Woche geht der Umbau direkt nach der offiziellen Einweihung des Neubaus weiter: Bis zum Sommer 2016 werden der Altbau und der Schulhof ebenfalls modernisiert. Dann hat die Stadt insgesamt 7,2 Millionen Euro in die Sanierung des Schulstandortes investiert (4,7 Millionen davon für den Neubau).

Damit wird schon äußerlich sichtbar, dass die Althoffschule sich sehr von der Vorgängerschule unterscheidet. Schulleiter Silvio Husung hofft, dass viele Familien die Gelegenheit nutzen, sich vor Ort ein eigenes Bild davon zu machen: "Man kann sich kein Urteil bilden, wenn man das Konzept der Schule nicht kennt".

Offene Tür: Samstag, 21. November, 10 bis 13 Uhr, l Am Stadtbad 9, Dinslaken.

(RP)
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