Dinslaken Erste Etappen der Integration

Dinslaken · Der Dinslakener Sozialplaner Holger Mrosek erklärt, in welchen Schritten das Integrationskonzept der Stadt umgesetzt wird. Er wehrt sich gegen Kritik aus dem Forum Lohberg, dass der Start zu kümmerlich ausfalle.

Zuwandererfamilien in Dinslaken sollen besser in die Gesellschaft integriert werden. Auf welche Art dies geschehen soll, steht in dem Integrationskonzept, das die Stadt am Mittwoch in Lohberg vorgestellt hat. Das Konzept ist über mehrere Jahre gewachsen, beteiligt daran waren Vertreter von Institutionen, Vereinen und Verbänden, Kirchen, Kindergärten und Schulen. Darunter auch das Forum Lohberg. Dessen Vorstandsmitglied Winfried Schubert bemängelt nach der Präsentation des Integrationskonzeptes die Art und Weise, wie es umgesetzt werden soll. RP-Redakteur Ulrich Schwenk sprach mit dem städtischen Sozialplaner Holger Mrosek über diese Kritik und den weiteren Umgang mit dem Konzept.

Das Integrationskonzept der Stadt liegt vor. Was wird nun daraus?

Mrosek Wir werden die zehn Arbeitsschwerpunkte in sechs Fachzirkeln gründen, die sich mit Themen wie Bildung, Gesundheit und Ausbildung beschäftigen werden. Darin wird festgelegt werden, welche Maßnahmen zur Integration wir kurz-, mittel- und langfristig umsetzen können. Wir werden also für jedes der zehn Handlungsfelder des Integrationskonzeptes Prioritäten und Kosten ermitteln.

Das Imap-Institut hat aus dem Integrationskonzept Maßnahmen abgeleitet, die als erstes umgesetzt werden können. Forums-Vorstand Schubert hält diesen Katalog für zu dünn. Können Sie das nachvollziehen?

Mrosek Mehr Wünsche sind immer möglich. Aber es ist nicht wichtig, ein möglichst dickes Papier zu produzieren. Wir wollen erst einmal mit konkreten Maßnahmen anfangen und diese umsetzen. Dazu haben wir von Imap erste Handlungsempfehlungen bekommen. Dabei werden wir jedes Feld des Integrationskonzeptes anpacken.

Dieses Konzept entstand über einen langen Zeitraum in Arbeitsgruppen, aus der Bevölkerung heraus. Wozu war die Arbeit des Imap-Instituts notwendig?

Mrosek In den Arbeitsgruppen ist eine Soll-Ist-Analyse entstanden. Wir haben überlegt, was fehlt und was sein soll und wie wir Dinge verbessern können. Diese Analyse war aber verständlicherweise relativ subjektiv. Um das Konzept auch wissenschaftlich begleitet zu wissen, haben wir das Imap-Institut beauftragt, das bereits in Voerde erfolgreich arbeitet und sich jetzt auch mit Kamp-Lintfort beschäftigt. Imap hat kein eigenes Konzept entwickelt, sondern unseres fortgesetzt, aus unserem umfangreichen Portfolio von Wünschen Maßnahmen ausgewählt unter dem Aspekt: Was ist machbar, was ist durchsetzbar, was ist personell leistbar?

Schubert fehlen klare Prioritäten und ein Kostenplan.

Mrosek Ein Kostenplan ist zurzeit noch gar nicht möglich. Denn erstens sind wir nach wie vor auf Fördergelder angewiesen, und ein neuer Antrag ist in der Pipeline. Zweitens werden wir in den Fachzirkeln zunächst festlegen, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden sollen. Ganz wichtig dabei: Alle Arbeitsfelder haben die gleiche Priorität, Unterschiede bestehen nur in der zeitlichen Umsetzung innerhalb eines Feldes. Erst nach den genannten Schritten können wir einen Kostenplan aufstellen.

Können Sie beispielhaft schon ein oder zwei kommende Projekte beschreiben?

Mrosek Im Bereich der Gesundheitsvorsorge sehen wir deutlichen Handlungsbedarf. Deshalb planen wir zum Beispiel Infoveranstaltungen über gesundheitliche Themen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infarktrisiken. Erste Veranstaltungen des Forums haben gezeigt, dass hier ein hoher Bedarf besteht. Gleichzeitig sollen dazu Präventionsangebote, zum Beispiel Nordic-Walking-Kurse, gemacht und bei der entsprechenden Informationsveranstaltung beworben werden. In einem Jahr möchten wir eine Integrationsmesse veranstalten, bei der nicht nur die Ergebnisse aus den sechs Fachzirkeln, sondern auch schon Ansprechpartner für diese Themen vorstellen können. Wichtig ist: Die Zeit der theoretischen Konzepterstellung ist erfolgreich beendet, jetzt kommt die Zeit des Umsetzens.

Schubert findet, das Forum Lohberg sei beim Integrationsgipfel nicht genügend gewürdigt worden. Und er hat das Forum dafür ins Spiel gebracht, die Umsetzung des Integrationskonzeptes zusammen mit der Stadt zu begleiten.

Mrosek An der Integration sind viele Träger beteiligt. Das Forum ist ein wichtiger Partner. Die Wohlfahrtsverbände wie Awo, Caritas und das Diakonische Werk ebenfalls, auch diese haben wir beim Gipfel nicht gesondert erwähnt. Das Konzept ist ein Produkt vieler Hände. Integration ist eine Aufgabe, die nicht nur Lohberg betrifft, sondern das gesamte Stadtgebiet. Das heißt zum Beispiel: In Lohberg zielt unsere Arbeit besonders auf die türkischstämmige Bevölkerung ab, im Blumenviertel dagegen auf die Menschen mit osteuropäischen Wurzeln. An der Umsetzung des Integrationskonzeptes sollen so viele Bürger wie möglich beteiligt sein, mit der Stadt als Partner.

(RP)
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