Unsere Woche Es droht wieder die Dinslakener Lösung - die teure

Dinslaken · Warum in der Dinslakener Bäderfrage höchstwahrscheinlich nicht die wirtschaftliche Vernunft siegen wird, und warum deswegen die Hiesfelder ihr Freibad wohl behalten dürfen.

Wer geht in Dinslaken wie baden. Spannende Frage. Bezieht sich aber in diesem Fall nicht auf die Landtagswahl morgen. Nein, es geht tatsächlich um die Bäderfrage. Und in der herrscht auch nach den Gesprächen, die der Bürgermeister in dieser Woche mit den Vertretern der beiden konträren Bürgerbegehren geführt hat, immer noch ein ziemliches Durcheinander. Also wollen wir mal versuchen, die Dinge ein bisschen zu sortieren.

Es gibt einen Ratsbeschluss. Der sieht den Erhalt des Hiesfelder Freibades vor und die Erweiterung des DINamare um zwei zehnmal zehn Meter große Kursbecken. Es gibt ein Bürgerbegehren, initiiert von den Schwimmvereinen, die sich gegen den Erhalt des Hiesfelder Freibads wenden und stattdessen den Ausbau des Dinamare zu einem Schwimmzentrum für ganz Dinslaken mit zusätzlichem Kursbecken, zusätzlichem zehn mal 16 Meter großem Lehrschwimmbecken und einem 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen vorschlagen. Und dann gibt es noch das Bürgerbegehren des Freibadvereins, das für Hiesfeld ein 50 mal 25 Meter großes Becken fordert, das mit einer Traglufthalle überdacht werden kann und zusätzlich noch ein neues Gebäude mit einem Lehrschwimmbecken von 16 mal elf Metern Größe.

Warum gibt es diese Bürgerbegehren. Die Schwimmvereine verweisen darauf, dass das DINamare auch nach dem vom Rat beschlossenen Ausbau nicht in der Lage ist, die Interessen von Öffentlichkeit, Schul- und Vereinssport unter einen Hut zu bringen. Und dass dieses Manko auch nicht von einem Freibad in Hiesfeld, das zum einen nicht sportauglich ist und zum anderen nur in den Sommermonaten zur Verfügung stünde, ausgeglichen werden kann. Und dieses Argument treibt offensichtlich auch den Frei-badverein um, weswegen er die Traglufthalle fordert, die einen Ganzjahresbetrieb des Bades ermöglichte, um so den Schwimmvereinen den argumentativen Wind aus den Segeln zu nehmen.

Dann wäre da noch die wirtschaftliche Vernunft. Alle bisher vorliegenden Zahlen sprechen da - insbesondere auch mit Blick auf die Bedarfsprognosen des Bädergutachtens - für die Konzentration auf einen Standort und damit für den bedarfsgerechten Ausbau des DIN-amare und die Aufgabe des Freibades in Hiesfeld. Das wäre die gute und vernünftige Lösung. Zu der wird es, wenn nicht alles trügt, aber nicht kommen. Es droht wieder einmal die Dinslakener Lösung - die teure. Der Ratsbeschluss sieht nun einmal den Erhalt des Bades im durchsetzungsstarken, sich dennoch immer benachteiligt fühlenden Mühlendorf vor. Und deswegen wird die Mehrheit der Politik aus Angst vor dem Druck der Hiesfelder nicht dahinter zurückwollen. Schon gar nicht der Bürgermeister, der sich in Sachen Freibad bereits so weit aus dem Fenster gelehnt hat, dass ein Umschwenken seiner Reputation einen kaum mehr gut zu machenden Schaden zufügen würde.

Mit dem Erhalt des Bades wären die Hiesfelder wohl auch zufrieden. Das Bürgerbegehren des Freibadvereins hätte sich erledigt. Zumal dieser sich doch fragen lassen muss, ob er das wirklich ernst meinen kann mit dieser Traglufthalle. Das stärkste Argument für das Hiesfelder Freibad ist doch dessen Tradition. Und wo würde die bleiben, wenn das einstige Licht- und Luftbad an unbestritten schönem Standort direkt neben der historischen Wassermühle die meiste Zeit des Jahres mit einer die Landschaft verschandelnden Plastikhülle bedeckt wäre?

Andererseits sind die Argumente der Schwimmvereine für den Ausbau des DINamare nicht so einfach vom Tisch zu wischen. Das hat ja schon die ausgesprochen kontroverse Diskussion vor dem Ratsbeschluss bewiesen. Diese Vereine werden auf einen Bürgerentscheid nur dann verzichten, wenn ihnen ein für sie halbwegs annehmbarer Kompromiss aufgezeigt wird. Damit ist eines schon so gut wie sicher. Die Lösung der Bäderfrage wird für die Stadt teuer.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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