Jörg Springer "Es gibt noch keine positive Tradition"

Dinslaken · Der DIN-Event-Geschäftsführer reagiert auf die Kritik am Nikolausmarkt, erklärt, welches Konzept hinter den weihnachtlichen Events in der Innenstadt steht und warum es einen langen Atem braucht, sie zu etablieren.

Es gab kritische Stimmen nach dem ersten Nikolausmarkt in der Dinslakener Altstadt. DIN-Event-Geschäftsführer Jörg Springer hat eine differenziertere Sicht der Dinge.

Es gab kritische Stimmen nach dem ersten Nikolausmarkt in der Dinslakener Altstadt. DIN-Event-Geschäftsführer Jörg Springer hat eine differenziertere Sicht der Dinge.

Foto: Markus Joosten

Herr Springer, der erste Nikolausmarkt in der Altstadt ist gelaufen. Es ist einiges an Kritik laut geworden. Können Sie als Organisator diese Kritik teilen?

Jörg Springer Es gab wie immer positive und negative Stimmen. Kritik, die ich aufgenommen habe und die auch berechtigt ist, richtete sich hauptsächlich gegen Details der Gestaltung. An diesem Thema müssen wir sicherlich noch arbeiten. Wir müssen den Markt noch weihnachtlicher gestalten. Den Standplan kann man sicher noch verbessern, damit die schön geschmückte Bühne auch tatsächlich zum Magneten wird und von der Eppinghovener Straße aus sofort wahrgenommen wird.

Kritik gab's aber auch an der Qualität der Anbieter.

Springer Das habe ich auch gehört. Aber ich bin selbst einige Male über den Markt gegangen. Die Stimmen, die davon gesprochen haben, dass auf dem Markt Ramsch angeboten worden ist, kann ich nicht nachvollziehen. Das Angebt war schon breit gefächert. Es waren Hobbykünstler vertreten, wir haben Vereine eingebunden. Man kann ohne Frage über den ein oder anderen Stand diskutieren. Es ging aber vor allen Dingen darum, an diesem Nikolauswochenende Bewegung in die Altstadt zu bringen, und aus meiner Sicht war die Frequenz - gerade am Sonntag - in Ordnung. Darauf kann man aufbauen. Für wie notwendig halten Sie prinzipiell solche Events in der Altstadt - gerade mit Blick auf die Konkurrenz, die es im Umfeld gibt.

Springer Die Konkurrenz macht es natürlich schwierig. Da brauchen wir nur auf den Scholtenhof schauen, wo zeitgleich ein wunderschöner Weihnachtsmarkt stattfindet, der aber auch eine Tradition und Geschichte hat. So etwas kann natürlich nicht sofort an anderer Stelle gelingen. Gerade deswegen versuchen wir ja andere Akzente zu setzen - beispielsweise auch mit dem historischen Wintermarkt an der Neutor-Galerie oder mit einem weiteren großen Ereignis, das für die Altstadt noch kommen wird: dem Wintermärchen im Februar. Das wird über neun Tage gehen, und da können wir, weil es auch wirtschaftlich Sinn macht, uns erheblich mehr um die Gestaltung kümmern. Da werden wir dann auch die von allen so gewünschten Hütten aufbauen. Das war beim Nikolausmarkt angesichts des Budgets, das zur Verfügung stand, nicht möglich.

Wie finanziert sich der Nikolausmarkt überhaupt?

Springer Der Nikolausmarkt ist eine Kooperation zwischen dem örtlichen Veranstaltungsbüro Siegel und der DIN-Event, wo beide jeweils einen Teil des Risikos abdecken. Sonst läuft die Finanzierung über Standmieten und über Sponsoren. Da gilt als Beispiel in diesem Jahr mein besonderer Dank der Bäckerei Schollin, die uns 400 Weckmänner zur Verfügung gestellt hat, die wir an die Kinder verteilen konnten. Das ist sehr gut angekommen.

Wäre es angesichts des knappen Geldes nicht sinnvoll, ganz auf einen externen Veranstalter zu setzen?

Springer Das halte ich für ausgesprochen schwierig. Meiner Meinung nach ist es sinnvoller, mit den Kräften, die vor Ort agieren, zusammenzuarbeiten. Ein externer Veranstalter würde in erster Linie versuchen, sein Konzept beinhart durchzuziehen, was für viele vor Ort sicherlich auch Härten zur Folge hätte. Im Übrigen sind die Plätze in Dinslaken für die Veranstalter bisher nicht so interessant, dass sie Schlange stünden, um in der Stadt etwas zu machen. Es gibt in Dinslaken in Sachen Weihnachtsmärkte nun einmal keine positive Tradition. Wir können den Veranstaltern nicht die erforderlichen Besucherzahlen zusichern. Wir müssen erst einmal mit eigenen Aktionen die notwendigen Frequenzen erzeugen, und dabei bewegen wir uns in einem beachtlichen Konkurrenzfeld.

Glauben Sie denn, dass Sie mit ihrem Konzept für die weihnachtlichen Events zwischen Neutor und Altstadt grundsätzlich auf einem richtigen Weg sind?

Springer Wir werden sicherlich erst einmal das Wintermärchen abwarten müssen, um dann zu sehen, wie die Akzeptanz aussieht. Wir haben ja auch jetzt vom historischen Wintermarkt an der Neutor-Galerie erst Erfahrungswerte von zwei Wochenenden - eines davon war auch noch relativ verregnet. Da werden wir die Entwicklung ebenfalls noch abwarten müssen. Aber ich glaube, dass es ein richtiges Konzept ist, unterschiedliche Schwerpunkte zu unterschiedlichen Zeiten in Altstadt und Neustadt zu setzen. Ich halte es für vollkommen illusorisch, den großen Wunsch, der immer mal wieder vorgetragen wird, erfüllen zu wollen, einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten, der sich über eine Woche durch die ganze Stadt zieht. Die Nachfrage der Betreiber ist einfach nicht da. Und Handel und Besucher erwarten natürlich, dass dabei ein bestimmter Anspruch erfüllt wird. Das haben wir ja jetzt beim Nikolausmarkt gesehen. Jeder zieht den Vergleich mit dem CentrO oder mit anderen Städten und erwartet, dass auch hier schöne Hütten aufgebaut werden. Aber, wie gesagt, dort gibt es größere Besucherströme und eine solche Gestaltung, daran muss man immer denken kostet auch eine Menge Geld.

Die Dinslakener werden also noch einen langen Atembrauchen, bis sie mit den weihnachtlichen Events, die in ihrer Stadt geboten werden, zufrieden sein können.

Springer Sie können auf jeden Fall nicht erwarten, dass sofort der große Wurf gelingt und alles perfekt sitzt. Wir müssen dagegen versuchen, mit Nischenlösungen, mit kleinen Lösungen und auch mit kleinen Schritten daran zu arbeiten, etwas langfristig aufzubauen. Das bin ich aber gewohnt. Das war auch nicht anders, als ich seinerzeit die Stadthalle übernommen habe. Es macht dann natürlich Spaß, wenn man sieht, wie Entwicklungen eintreten. Aber dazu braucht es eben auch Geduld.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE JÖRG WERNER.

(RP)
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