Dinslaken Familienkonzert von Dauner & Dauner

Dinslaken · Vater und Sohn begeistern das Publikum bei ihrem Auftritt im Lohberger Ledigenheim.

 Wolfgang Dauner am Steinway-Flügel und sein Sohn Florian Dauner am Schlagzeug. Beim Auftritt in Lohberg spendete das begeisterte Publikum den beiden Musikern stehend Ovationen.

Wolfgang Dauner am Steinway-Flügel und sein Sohn Florian Dauner am Schlagzeug. Beim Auftritt in Lohberg spendete das begeisterte Publikum den beiden Musikern stehend Ovationen.

Foto: Heiko Kempken

Der eine macht bereits 1971 Jazz auf einem Moog Synthesizer, der andere ist Schlagzeuger bei den Fantastischen Vier. Dass ein gemeinsames Konzert zweier solcher Musiker experimentell und frisch würde, war zu erwarten. Dass es hochwertig würde, ebenfalls. Dafür bürgt der Name Dauner. Aber dass das Jazzkonzert am Samstagabend im Ledigenheim das Publikum zu stehenden Ovationen hinriss, lag einfach an der Magie des Moments. Egal, ob Wolfgang Dauner (Steinway-Flügel und Elektronik) und sein Sohn Florian Dauner (Schlagzeug) alte Standards neu interpretierten oder mit eigenem Material Atmosphäre schafften, dieses "Familienkonzert" schimmerte und glänzte zu jeder Sekunde.

Wie viel Jahre ist es her, dass Wolfgang Dauner mit dem United Jazz + Rock Ensemble im Burgtheater auftrat? Dem 80-Jährigen, der bereits Piano für Marika Rökk und Lale Andersen spielte und parallel den experimentellen europäischen Jazz internationale Geltung verschaffte, kam es wie eine Ewigkeit vor. Charlie Mariano war damals dabei, das Dauner Duo erinnert an ihn mit einem Raga von R. A. Ramamani. Die war in dieser Saison ebenfalls schon zu Gast im Ledigenheim und spielte das gleiche Stück. Für alle, die bei beiden Konzerten dabei waren, ein äußerst spannender Vergleich: Während Wolfgang Dauner am Steinway sich mit schwebenden, impressionistischen Klängen dem indischen Stück mit vollständig europäischen Mitteln nähert, kommt Florian Dauner im weiteren Verlauf, wenn das Raga-Thema knackig, fast rockig wiederholt wird, mit dicken Filzschlegeln auf dem Schlagzeug dem Spiel auf den Trommeln des Karnataka College of Percussion recht nahe.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die folgenden Eigenkompositionen "Hypnos" und "Echos Stimme". In den Stücken, für die Florian Dauner seinen Vater überzeugte, sich doch einmal wieder der elektronischen Musik zuzuwenden, brummt ein synthetischer Bordun wie eine indische Shruti-Box, und auch die Melodiestimme aus Wolfgang Dauners Laptop klingt wie eine Rohrflöte.

Dauner und Dauner wissen halt zu überraschen: Ob der Vater mit schnellen und präzise wie ein Uhrwerk ausgeführten Motiven der Minimal Music auf dem Flügel begeistert oder der Sohn mit seinem Drums 'n' Bass-Stück "Mr. Minky". Ihre Interpretation von "Who let the dog out?" ist gerät zur wahren Explosion: kurz, aber heftig. Im zweiten Teil des für Jazzverhältnisse recht kurzen Konzertes geht es geballt durch 80 Jahre Stilgeschichte. "Wir lassen alle Hüllen fallen", scherzt Wolfgang Dauner und schlägt die ersten Akkorde von "Transtanz" an: Swing-Tango trifft Ragtime und Blues, Dauner am Flügel leitet mit hämmernden Läufen die Trommelwirbel von Dauber am Schlagzeug ein, dass die Überleitung in dessen Solo aus gemeinsamen Breakbeats beider Instrumente erfolgt. Ein Kniff, den die beiden immer wieder anwenden: Wolfgang Dauner trommelt die Synkopen am Flügel, Florian Dauner zeichnet auf Snare und Becken den Rhythmus der Melodiestimmen nach. Virtuos und spielfreudig ist das, trotzdem verlieren sich die beiden zu keinem Moment des Konzertes im Selbstzweck, dem sonst im freien Spiel auch die besten Jazzer gerne erliegen. Dauner und Dauner verlieren das Ziel niemals aus dem Augen. Sie bringen den Jazz auf den Punkt. Auch das macht diese Kollaboration von Vater und Sohn so treffsicher. Ein Highlight für die Jazz Initiative.

(RP)
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