Dinslaken Fliehburg: "Und wer denkt an die Handwerker?"

Dinslaken · Bei der Diskussion um den Bau der fünf Häuser für Flüchtlinge geht es nicht nur um eine Auseinandersetzung zwischen Stadt und Caritasverband. Betroffen sind auch Handwerker. Mit einem von ihnen hat die Rheinische Post gesprochen.

 Die Stadt hat in den vergangenen Jahren viel in die Herrichtung und den Ausbau der Flüchtlingsunterkünfte in der Fliehburg investiert.

Die Stadt hat in den vergangenen Jahren viel in die Herrichtung und den Ausbau der Flüchtlingsunterkünfte in der Fliehburg investiert.

Foto: Archivbild: Büttner

Die Stadt schlägt vor, den Vertrag mit der Caritas über den Bau von fünf Flüchtlingsunterkünften - zwei auf dem Gelände der Fliehburg und drei im Hardtfeld - zu kündigen. Für den Bau hat die Caritas aber bereits Aufträge an etliche Handwerksbetriebe vergeben. Einer davon ist die Holzbaufirma von Andreas Kamps. Er war schon am Bau von Häusern in der Fliehburg beteiligt, und Kamps stellt sich inzwischen angesichts der Diskussion die bange Frage: "Wer denkt eigentlich an die Handwerker?"

Aufgrund des Flüchtlingszustroms im Jahr 2015 habe sich, so erinnert sich Kamps, der Architekt des Caritasverbandes an ihn gewandt, mit dem Wunsch ein Konzept für Holzhäuser zu entwickeln, die in Modulbauweise für Flüchtlinge gebaut werden könnten. Diesem Wunsch sei er nachgekommen, und dann seien die ersten Häuser gebaut worden. "Damals alles unter Zeitdruck, wir haben im Zweischichtbetrieb gearbeitet, haben auch fremde Zimmerleute beschäftigt." Dann sei das Konzept wegen der sinkenden Zahl der Flüchtlinge noch einmal verändert worden. Statt Unterkünfte zur Einzelunterbringung seien Häuser geplant worden, die für Familien geeignet seien. Sechs Häuser sind bislang insgesamt an der Fliehburg in Modulbauweise gebaut worden. "Das lief alles unproblematisch", sagt Kamps

Im Lauf der Arbeiten hätten sich Routineabläufe entwickelt, die sicherstellen sollten, dass die Aufträge auch so zügig wie geboten abgewickelt werden konnten. "Wir haben beispielsweise immer 36 der benötigten Holzmodule auf unserem Firmengelände gelagert, 36 bei unserem Lieferanten im Duisburger Hafen und andere sind im Sägewerk geblieben", erklärt Andreas Kamps. So sei je nach Baufortschritt immer rechtzeitig Nachschub vorhanden gewesen. Das hätte auch beim Bau der fünf geplanten Häuser so ablaufen sollen. Dann aber kam im Sommer die, so Kamps, "Hiobsbotschaft", dass die Stadt einen Baustopp für die Häuser verhängt hat.

Die Stadt Dinslaken hält, wie berichtet, den Bau der Häuser wegen der zurückgegangenen Flüchtlingszahlen nicht mehr für notwendig, zumal diese nur befristet aufgestellt werden könnten, weil das Gelände in der Fliehbug der Stadt nicht gehört und der geplante Baugrund im Hardtfeld in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. Gerade in diesen Tagen steht Kamps allerdings wieder eine Lieferung von 89 Kubikmeter Holz - das sind sechs bis sieben Lkw-Ladungen - ins Haus, von der er nicht weiß, wo er sie unterbringen soll. Er hat zwar eine Lösungsmöglichkeit, was ihm aber fehle, sei die Zustimmung der Stadt, damit diese auch greifen könne. Das Lagerproblem ist nur eines von vielen, mit denen Kamps seit dem Baustopp zu kämpfen hat. Das georderte Holz kann er, selbst wenn er es erst einmal lagern kann, nicht einfach woanders verarbeiten, und auch der Lieferant nimmt es nicht zurück, weil es eben passgenau für die Flüchtlingsunterkünfte zugeschnitten ist. "Wir haben uns bemüht, bestelltes Material zurückzugeben, und das ist beispielsweise bei der Dämmung auch gelungen", berichtet Kamps. Bei zugeschnittenen Holz oder Stahlteilen sei das aber nun einmal nicht möglich.

Es geht aber nicht nur um nicht mehr verwendbares Material. Kamps hat sich darauf verlassen, die Häuser bauen zu können. Schließlich habe es einen eindeutigen Ratsbeschluss, Baugenehmigungen, die die Verwaltung ausgestellt habe und entsprechende Aufträge gegeben. Deswegen habe er andere Aufträge nicht angenommen. Nach dem Baustopp habe er Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen. "Ich hatte auch einen Auszubildenden übernommen, den ich dann aber wieder entlassen musste", berichtet Kamps weiter.

Nach seinen bisherigen Erlebnissen beurteilt er, die ständige Versicherung der Stadt, dass den beauftragten Unternehmen durch eine Kündigung der Verträge kein Schaden entstehen soll, dann doch sehr skeptisch. Was er auch nicht verstehen kann, ist der Vorwurf der Stadt, dass die Firmen keine prüffähigen und aussagekräftigen Unterlagen über die ihnen bei einer Kündigung der Verträge entstandenen und entstehenden Aufwendungen vorgelegt hätten. Für Kamps geht es dabei um eineerhebliche sechsstellige Summe. "Wir haben alles detailliert dokumentiert", sagt er und zeigt auf zwei dicke Leitzordner mit Unterlagen, die er vorgelegt habe. Der Baudezernent sei doch eigens auf dem Lagerplatz der Firma an der Otto-Lilienthal-Straße gewesen, habe sich dort alles zeigen lassen, sogar nachgezählt und dabei nichts gefunden, was er beanstandet hätte.

(RP)
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