Hintergrund Flüchtlinge: Es bleibt eine Riesenaufgabe

Dinslaken · Der Caritasverband, dem die Stadt die Organisation der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge übertragen hat, hat jetzt einen ersten Sachstandsbericht zum Geschehen in den Übergangsheimen vorgelegt.

 Noch dienen die Häuser im Hardtfeld als Notunterkunft des Landes. Ab Ende September will das Land Notunterkünfte in eigener Regie führen.

Noch dienen die Häuser im Hardtfeld als Notunterkunft des Landes. Ab Ende September will das Land Notunterkünfte in eigener Regie führen.

Foto: MB

Dinslaken Als der Caritasverband im Jahr 2013 die Betreuung der Flüchtlinge in Dinslaken übernommen hat, ist er noch davon ausgegangen, dass im Übergangsheim an der Fliehburg im Schnitt rund 140 Flüchtlinge untergebracht werden müssten. Ende Dezember 2015 waren es rund 900 und im Hardtfeld war eine Notunterkunft des Landes entstanden, die 285 Menschen beherbergte. Und für das laufende Jahr rechnet der Verband damit, dass Dinslaken 1200 bis 1300 Asylbewerber zugewiesen werden. Im Schnitt müssten also Monat für Monat rund 100 Flüchtlinge untergebracht werden.

Allein diese Zahlen machen deutlich, vor welch immenser Aufgabe die Stadt stand und steht. Und dies gilt nicht nur für den Caritasverband, der Unterkünfte schafft, Betreuung organisiert und das Zusammenwirken ganz vieler Institutionen, Gruppen und ehrenamtlich engagierter Menschen koordiniert. Der Bericht der Caritas listet dann auch eine beeindruckende Zahl von Angeboten und Aktivitäten unterschiedlichster Akteure von Stadt, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und einzelner auf, die dazu geführt haben, dass es in Dinslaken trotz der Dimension der Aufgabe gelungen ist, den Flüchtlingszuzug zu bewältigen.

Der Bericht verschweigt allerdings auch Schwachstellen nicht. So scheitert etwa der prinzipielle Ansatz der Stadt, die Flüchtlinge möglichst dezentral unterzubringen, um so von Anfang an die Chancen für eine gelungene Integration zu erhöhen, schlicht und einfach daran, dass kaum Wohnungen zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass die Flüchtlinge länger als gewünscht in den Übergangsheimen bleiben müssen. Allein für die bislang in die Stadt gekommenen Flüchtlinge, so heißt es im Bericht der Caritas, werden rund 500 Wohnungen benötigt. Seit 2013 konnten aber erst 150 Flüchtlinge mit Wohnungen versorgt werden. Und auch wenn der Rat im Dezember des vergangenen Jahres erste Entscheidung getroffen hat, die darauf abzielen, den sozialen Wohnungsbau zu forcieren, ist hier kurzfristige Abhilfe nicht in Sicht.

Die Konsequenz: die Unterkünfte an der Fliehburg und im Hardtfeld müssen weiter ausgebaut werden. Und es gilt die Aktivitäten zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums - nicht nur für Flüchtlinge sondern für die Gesamtbevölkerung - zu verstärken.

Zudem fordert der Caritasbericht, ein größeres Augenmerk darauf zu legen, dass Beschäftigungsmöglichkeiten für die Asylbewerber geschaffen werden. Es könne nicht gut sein, dass Menschen jahrelang auf die Entscheidung über ihre Anträge warten müssten und in der Zeit ohne Aufgabe zum Nichtstun verdammt seien.

Kritisch setzt sich der Caritasbericht mit den Entscheidungen der Landesregierung auseinander, die Notunterkünfte des Landes im Hardtfeld und an der Grenzstraße in Voerde auslaufen zu lassen und die Notunterbringung in Eigenregie zu übernehmen. Es sei ja sinnvoll, dafür zu sorgen, dass Notunterkünfte in Turn- oder Werkshallen geschlossen werden könnten. Dass aber eine funktionierende Einrichtung wie das Hardtfeld in Dinslaken geschlossen werden soll, erscheine unsinnig. Dies bedeute auch keineswegs zur versprochenen Entlastung für die Kommune. Denn im Falle Dinslakens führe dies beispielsweise dazu, dass laut geltendem Verteilungsschlüssel 85 Flüchtlinge zusätzlich aufgenommen werden müssten. Und da sich die "kommunalen" Flüchtlinge anders als die in den Notunterkünften des Landes selbst versorgen müssten, erhöhe dies zwangsläufig den Raumbedarf, was weitere Investitionen nach sich ziehe.

Der Bericht der Caritas ist ein Baustein eines inzwischen im Entwurf fertiggestellten Flüchtlingskonzepts für Dinslaken, das im Frühjahr beschlussfähig sein soll.

(RP)
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