Dinslaken Folge der Inklusion: Fröbelschule in Gefahr

Dinslaken · Weil die Zahlen der Schüler, die in speziellen Schulen betreut werden, im Zuge der Inklusion sinken, werden etliche Förderschulen geschlossen werden müssen – die Fröbelschule könnte darunter sein.

 Da herrschte noch Freude an der Fröbelschule: Schulleiter Jens Weidler (l.) mit dem stellvertretenden Bürgermeister Thomas Groß (r.) bei der Einweihung des neuen Schulhofs im Jahr 2011.

Da herrschte noch Freude an der Fröbelschule: Schulleiter Jens Weidler (l.) mit dem stellvertretenden Bürgermeister Thomas Groß (r.) bei der Einweihung des neuen Schulhofs im Jahr 2011.

Foto: Martin Büttner

Weil die Zahlen der Schüler, die in speziellen Schulen betreut werden, im Zuge der Inklusion sinken, werden etliche Förderschulen geschlossen werden müssen — die Fröbelschule könnte darunter sein.

Thomas Giezek, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses (JHA), macht sich große Sorgen. Weil Kinder mit und ohne Förderbedarf künftig gemeinsam in allgemeinen Schulen unterrichtet werden sollen, geraten die speziellen Förderschulen in Gefahr. Ihre Schülerzahlen sinken. Etliche von ihnen werden geschlossen werden müssen: darunter könnte auch die Fröbelschule in Dinslaken sein.

Zum Hintergrund: Mit dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz hat das Land Nordrhein-Westfalen den Auftrag der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen umgesetzt und den Weg zur inklusiven Bildung an allgemeinen Schulen gesetzlich verankert. Schülerinnen und Schülern mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung haben grundsätzlich ein Recht auf einen Platz an einer allgemeinen Schule. Eltern sollen jedoch für ihr Kind auch weiter die Förderschule wählen können.

Das klingt gut, birgt aber in der Praxis Tücken. Denn mit der Inklusion gehen den Förderschulen die Schüler aus. Und dann greift die Mindestgrößenverordnung des Landes, die regelt, ab welcher Größe solche Schulen nicht mehr überlebensfähig sind. Der Kreis Wesel hat inzwischen ein Szenario entwickelt. Das sieht vor, dass im Kreisgebiet von den bisher sieben Förderschulen in Trägerschaft der Städte und Gemeinden nur noch zwei übrig bleiben — eine links- und eine rechtsrheinisch, die dann auch in die Trägerschaft des Kreises übergehen, der heute schon fünf Förderschulen unterhält. Rechtsrheinisch soll das die Janusz-Korczak- Schule in Voerde sein. Die Dinslakener Fröbelschule soll 2016 auslaufen.

Das hielte Giezek für eine Katastrophe. "Die Fröbelschule hat mit den anderen Dinslakener Schulen in Sachen Inklusion ein bestens funktionierendes Netzwerk geschaffen. Das müssen wir für unsere Stadt erhalten", sagt er. Und auch für Dinslakens Schuldezernentin Christa-Jahnke Horstmann ist die Leistung der Fröbelschule "völlig unbestritten". Interesse der Stadt müsse es sein, "diese Kompetenz zu erhalten. Allerdings müssen wir auch die Gesetzeslage zur Kenntnis nehmen." Noch allerdings sei es zu früh abschließende Aussagen zu machen. Die Stadt führe intensive Gespräche mit allen Beteiligten.

Einen Weg, wie es gehen könnte, sieht Jens Weidler, Leiter der Fröbelschule. Denn das Gesetz gibt den Kommunen durchaus die Möglichkeit, die Förderschulen als Lernorte weiterzuführen. "Ein solcher Lernort, der es ermöglichen Kinder in Krisensituation temporär aus der allgemeinen Schule zu nehmen, um sie besonders zu betreuen, ist aus meiner Sicht eine notwendige Ergänzung", sagt er. Nun müsse geklärt werden, unter welchen Bedingungen Dinslaken einen solchen Lernort — speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse in der Stadt — entwickeln könne. Der Schulleiter hofft, dass ein runder Tisch von Politik, Verwaltung und Schule, zu dem Thomas Giezek für den 28. April eingeladen hat, hier konkreter Erkenntnisse bringt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort