Dinslaken Christine Westermann besucht das Fantastival

Dinslaken. · Natürlich gelten ihre ersten Worten "Götzimausi", Dr. Götz Alsmann, Musikwissenschaftler, Co-Moderator von Christine Westermann bei "Zimmer frei" und über Jahre Dauergast auf der großen Fantastival-Bühne.

 Christine Westermann bei ihrem Fantastival-Debüt im Innenhof der Dinslakener Burg.

Christine Westermann bei ihrem Fantastival-Debüt im Innenhof der Dinslakener Burg.

Foto: Heinz Kunkel

"Es wurde Zeit, dass ich mal nach Dinslaken komme. Ich habe gehört, dass Götzimausi schon so oft hier war . . ." Am Dienstag erlebte Christine Westermann also ihr eigenes Debüt beim Fantastival. Im Burginnenhof, mit einer Lesung vor seit langem ausverkauften Haus.

"Da haben Sie es ja", möchte man der jugendlich und entgegen ihrer eigenen Meinung nicht dick wirkenden Autorin zurufen, "es ist nie zu spät, um mit etwas anzufangen, neue Erfahrungen zu machen. Man hat immer die Chance, neue Menschen kennenzulernen und die schöne Atmosphäre unbekannter Orte zu entdecken." Auch mit 65 Jahren zu leben ist nicht an eine Zahl gebunden. Aber hier sind wir bereits mitten im Thema des Bücher-Abends im Fantastival. Christine Westermann las aus "Da geht noch was - mit 65 in die Kurve".

Der demographische Wandel ist ein vielbeschworenes Thema. Es wundert nicht, dass eine beliebte Journalistin und Autorin, deren Geburtsjahr eine dieser magischen Zahlen erreicht, ein Buch zum Thema veröffentlicht. Eher vermochte der Inhalt des Abends überraschen: Westermann brachte keinen Ratgeber mit, sondern las aus den Gedanken einer Frau auf dem Weg zu sich selbst: mit 65!

Dass dabei das eigentlich naheliegende Wort "Rentenalter" kein einziges Mal fiel, war erhellend: Westermann steht ungeachtet des Datums in ihrem Ausweis mitten im Berufsleben. Sie erlebt keinen "Umbruch", so der verworfene Titel des Buches. Mit dem Alter hat sie sich deshalb wohl auch nie zuvor auseinandergesetzt. Und das kann zu Konflikten führen: Wer heute 65 wird, muss sich von den Bildern der Kindheit lösen, wo "Oma Mannheim" Stützstrümpfe trug und "Oma Bocholt" bunte Kittel. Doch Christine Westermann selbst wagt es nicht, ihre heiß begehrten zitrusgelben Sportschuhe zu tragen, weil ein Schuhhändler in Istanbul ihr sagte, sie sei zu alt dafür. Es sind solche Momente, in denen sich die erfolgreiche, ständig im Rampenlicht stehende Moderatorin auf der Lesebühne vor 300 Menschen als eine im Inneren zutiefst unsichere Frau offenbart, die gerade erst mit Hilfe eines Achtsamkeitslehrers lernt, sich von fremden und eigenen Schubladendenken zu lösen, lieber durchzuatmen, statt über "wenn" und "ob" zu grübeln und auch einmal Nein zu sagen.

Über manches mag man den Kopf schütteln, anderes, wie beispielsweise die Scheu der erfahrenen Interviewpartnerin vor Small Talk, kommt sympathisch rüber. Und schließlich findet Christine Westermann dann doch eine Antwort auf ihre Frage, die eben nicht nur eine Frage des Alters ist: "Lebe jetzt, genieß den Moment."

(RP)
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