Unsere Woche Für Hiesfeld das Optimum erreicht

Dinslaken · Warum den Hiesfeldern der Erhalt des Freibads gegönnt sei, und warum der Dinslakener Stadtteil nun wirklich nicht glauben sollte, dass er ständig benachteiligt wird und zu kurz kommt.

Wissen Sie, was ich an Hiesfeld schätze? Meine Zahnärzte haben dort ihre Praxis. Und von denen - gerade gestern war ich noch da - fühle ich mich nicht nur höchst kompetent behandelt, sie sind auch noch nett, und sie haben supernette Mitarbeiterinnen. Uiiiiih, werden Sie jetzt vielleicht denken, was sagt das eigentlich über einen Stadtteil aus, wenn da einem als erstes, wenn er über ihn was Positives sagen will, Zahnarztbesuche einfallen, die ja nun nicht unbedingt im Verdacht stehen, zu den Dingen zu gehören, die das Leben schön machen. Und es stimmt ja. Hiesfeld hat viele schöne und positive Seiten. Das wissen alle Dinslakener. Nur offenbar ausgerechnet einige Hiesfelder nicht - oder zumindest wissen sie's nicht zu schätzen. Denn, obwohl es in Dinslaken wahrlich Stadtteile gibt, deren Bürger von ganz anderen Problemen und Sorgen geplagt sind als die Hiesfelder, fühlen die sich offenbar ständig zurückgesetzt und schlecht behandelt. Nur so lässt sich zum Beispiel die Frage erklären, die am Mittwoch bei der Versammlung des Hiesfelder Freibadvereins, dessen Vorsitzender, Hiesfelder Bürger und SPD-Stadtverordneter Thomas Giezek stellte. Was, so fragte der Mann offenbar allen Ernstes, habe Hiesfeld denn in der letzten Zeit bekommen - außer einem Kiosk und ein paar Bänken? Woran fehlt's in Hiesfeld denn tatsächlich und wird das nun einmal endlich bemessene Geld nicht dringlicher für die Entwicklung anderer Stadtteile benötigt? Das sollte doch die Frage für einen eigentlich ja dem Allgemeinwohl verpflichteten Politiker sein. Und damit sind wir dann beim leidigen Thema. Eine Stadt wie Dinslaken braucht ein Bäderangebot, das zu wirtschaftlich möglichst vernünftigen Bedingungen die Interessen von Vereins- und Schulsport sowie der Öffentlichkeit gleichermaßen berücksichtigt. Ein Freibad in Hiesfeld braucht es dafür nicht. Nun ließe sich noch einmal lange und mit guten Argumenten darüber diskutieren, ob es nicht für alle Dinslakener die nachhaltig bessere Lösung gewesen wäre, das Freibad in Hiesfeld geschlossen zu lassen und das DINamare zu einem Wassersport- und Badezentrum für die Gesamtstadt zu machen, doch geschenkt. Die Hiesfelder haben ihre Interessen durchgesetzt, und es sei ihnen gegönnt. Sie dürfen ihr Freibad behalten. Dass die Politik in dieser Frage am 13. Juli noch einmal anders entscheiden wird, ist nahezu ausgeschlossen. Nur eines sollten die Hiesfelder nicht glauben: Sie haben sich nicht mit dem Spatz in der Hand zufrieden gegeben, wo sie doch mit der im Bürgerbegehren des Freibadvereins geforderten großen Lösung mit Traglufthalle, neuem Lehrschwimmbecken und Pipapo die Taube auf dem Dach hätten haben können. Dass sich diese Lösung in einem Bürgerentscheid tatsächlich durchgesetzt hätte, ist nichts als eine mehr als zweifelhafte Behauptung der besonders starrköpfigen Verfechter der Forderungen des Bürgerbegehrens. Es stimmt einfach nicht, dass die schwimmsportreibenden Vereine bei ihrem Bürgerbegehren nur die eigenen Interesse im Auge gehabt hätten. Und deswegen ist auch die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, dass die Mehrzahl der Dinslakener in einem Bürgerentscheid zu der Auffassung käme, dass der Ausbau des DINamare und der Verzicht aufs Freibad Hiesfeld für sie besser wäre. Die Frage bleibt ungeklärt, weil es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zu einem Bürgerentscheid kommen wird. Dafür hat die überwältigende Mehrheit der Mitglieder des Freibadvereins gesorgt, als sie dem Bäderkompromiss zugestimmt hat. Damit hat sie - zumindest durch die Hiesfelder Brille betrachtet - das Optimum herausgeholt. Allerdings hat sich die Entscheidung fürs Hiesfelder Bad im Nachhinein schon einmal als die falsche erwiesen. Auch daran darf nochmal erinnert werden. Sei's drum. Den Hiesfeldern sei's, wie gesagt, gegönnt. Nur mit dem ewigen Rumgenöle darüber, dass ihr Stadtteil ständig benachteiligt wird, könnten sie jetzt auch mal aufhören.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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