Voerde. Geflügelpest: Züchter reduzieren Bestand

Voerde. · Die Stallpflicht ist ein Problem für alle Geflügelzüchter, auch die Mitglieder des RGZ Voerde. Die Sicherungsmaßnahme sorgt dafür, dass sie aus Platzgründen ihre Bestände reduzieren müssen.

 Rassegeflügelzüchter wie Steffen Leske müssen ihre Tiere derzeit im Stall halten - haben aber nicht genug Platz für den ganzen Bestand.

Rassegeflügelzüchter wie Steffen Leske müssen ihre Tiere derzeit im Stall halten - haben aber nicht genug Platz für den ganzen Bestand.

Foto: Heiko Kempken

Es ist still auf der Außenanlage des Rassgeflügelzuchtvereins (RGZ) Voerde an der Rönskenstraße. Die Temperaturen liegen knapp unter dem Gefrierpunkt, aber das ist nicht der Grund dafür, dass kein Hahn und keine Henne draußen in den Gehegen zu sehen sind, sondern die Stallpflicht für Geflügel, die kurz vor den Weihnachtstagen auf das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfahlen ausgeweitet wurde. "Wie Sie sehen, sehen Sie nichts", kommentiert Rainer Leske, der Vorsitzende des Vereins, den Anblick der Parzellen, die frei von jedem Federvieh sind. Natürlich nicht ganz. Denn in den kleinen Ställen, die auf den eingezäunten Bereichen stehen, tummeln sich durchaus noch Hühner, allerdings weniger, als das sonst der Fall wäre.

Die Stallpflicht wurde ausgeweitet, um zu verhindern, dass Wildvögel Krankheitserreger auf das Zuchtgeflügel übertragen können. "Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass Wildvögel nicht das eigentliche Problem sind, sondern auch nur Opfer", erklärt Manfred Loick, Zuchtwart des Vereins und aktiver Züchter. So gehe aus einer Untersuchung der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Aviare Influenza und Wildvögel hervor, dass Ausbrüche der "Geflügelpest" vor allem mit intensiver Geflügelproduktion und deren Handelsstrukturen zusammenhängt.

Trotzdem müssen die Tiere der Züchter im Stall bleiben und das hat für die Vereinsmitglieder einige Konsequenzen. "Man muss für die Stallhaltung den Tierbestand auf den Zuchtstamm reduzieren, weil weniger Platz zur Verfügung steht", erklärt Rainer Leske. Das bedeutet: Bis auf einen Hahn und einige Hennen müssen alle Tiere weg. "Normalerweise hätte man immer noch mehr Tiere, falls mal eins ausfällt", sagt Züchterin und Jugendwartin Jenny Lohmann. Ein noch größeres Problem haben Enten- und Gänsezüchter, weil die Tiere noch mehr auf Wasser und Freilauf angewiesen sind als die Hühner. "Viele Züchter in diesem Bereich haben gar nicht den Stallplatz, um ihre Tiere unterzubringen", erzählt Rainer Leske. Auf der Anlage des RGZ Voerde behilft man sich bei den Enten mit Hilfskonstruktionen wie einem Stallanbau fürs Wasserangebot.

Dazu kommt, dass in den kommenden Monaten eigentlich die Brutsaison ansteht. "Wenn die Stallpflicht weiter verlängert wird, gibt es da auch Probleme", sagt Steffen Leske. Außerdem läuft so eine Stallhaltung den Interessen der Züchter auch entgegen. "Wir wollen die Tiere artgerecht halten und dazu gehört eigentlich auch, das sie an die frische Luft können", sagt Jürgen Erlemann, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

Nicht nur für die Züchter, sondern auch für den gesamten Verein hat die Stallpflicht Konsequenzen. So wird man wohl erst kurzfristig entscheiden, ob der überregional bekannte Kleintiermarkt wie gewohnt am 1. Mai stattfinden wird. "Da kommen teilweise Besucher aus ganz Deutschland hin. Das wäre für den Verein schon ein finanzieller Ausfall", erklärt Rainer Leske. Sollte die Stallpflicht wesentlich verlängert werden, würde auch die Zuchtschau des Vereins, die traditionell im Oktober stattfindet, kaum durchführbar.

Über eine ganzjährige Stallpflicht fürs Geflügel, die gerüchteweise auch schon angedacht war, möchten die Züchter gar nicht nachdenken. "Viele würden aufhören, weil eine artgerechte Haltung, wie wir sie gerne hätten, kaum noch möglich wäre", erklärt Rainer Leske. "Wir müssten dann die ganze Anlage überdachen und das wäre finanziell nicht zu machen", ergänzt Steffen Leske.

(RP)
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