Zugentgleisung in Dinslaken Geldautomat auf Schienen geworfen — Bahnverkehr stark beeinträchtigt

Dinslaken · Diebe warfen in Dinslaken einen Geldautomaten auf Gleise. Nun müssen sie im Bahnhof auf einer Länge von über 200 Metern erneuert werden. Rund 1700 Schwellen werden ausgetauscht. Auch der Bahnsteig muss teilweise instandgesetzt werden.

Wie haben die dreisten Ganoven den Geldautomaten im Bahnhofsgebäude, den sie gestern in der Nacht aus seiner Verankerung gerissen und später auf die Gleise geworden haben, auf den Bahnsteig transportiert? Diese Frage stellt sich, denn schließlich wog das Geldausgabegerät nach Angaben von Uwe Eßelborn, Sprecher der zuständigen Bundespolizeidirektion Kleve, an die 500 Kilo. Da drängt sich die Vermutung auf, dass die Täter den erst seit kurzem installierten Aufzug dafür missbraucht haben könnten. Nähere Aufschlüsse werden die weiteren polizeilichen Ermittlungen ergeben.

Nachdem die Täter den Geldautomaten auf die Gleise von Bahnsteig 1 geworfen hatten, kam es dort gestern um 2.36 Uhr zu dem Unglück. Ein Güterzug von SBB Cargo, der Schweizerischen Bundesbahn, rammte bei der Durchfahrt das Geldausgabegerät. Bevor der Triebwagen zum Stillstand kam, beschädigte er die Gleisanlagen und den Bahnsteig. Auf einer Länge von über 200 Metern müssen die Gleise erneuert werden. Dafür werden rund 1700 Schwellen ausgetauscht. Zudem muss der Bahnsteig teilweise instand gesetzt werden.

Luftbilder - Zug in Dinslaken nach Zusammenstoß mit Geldautomat entgleist
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Luftbilder - Zug in Dinslaken nach Zusammenstoß mit Geldautomat entgleist

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Foto: Arnulf Stoffel

Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Geldautomat stark beschädigt und aufgerissen. Geldscheine wirbelten umher und verteilten sich im Umfeld der Unglücksstelle. Später wurden die Scheine von Polizeibeamten eingesammelt, wie der Sprecher der Bundespolizei berichtete. Der Automat soll Geld im Wert von etwa 25.000 Euro enthalten haben. Der Schaden am Güterzug und den Gleisanlagen geht in die Hunderttausende. Glücklicherweise ist bei dem Unglück niemand verletzt worden. Dabei ist kaum auszudenken, was alles hätte geschehen können. Denn der Güterzug, der aus dem Niederlanden kam, transportierte auch Gefahrgut, er hatte Flüssiggase, Kältemittel und Harzlösung geladen.

Fernverkehr zeitweise umgeleitet

Dinslaken: Diebe werfen Geldautomat auf Schienen - Zug entgleist
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Diebe werfen Geldautomaten auf Schienen - Zug entgleist

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Foto: Arnulf Stoffel

Nachdem der Zug entgleist war, musste die Bahnstrecke zwischen Wesel und Oberhausen gesperrt werden. Betroffen davon waren die Züge RB 32 (Bocholt - Wesel), RB 35 (Wesel - Mönchengladbach), RE 19 (Emmerich - Düseldorf) und RE 5 (Wesel - Köln), wie ein Sprecher der Deutschen Bahn AG erläuterte. Etwa ab 8 Uhr konnten die Züge RB 32, RB 35 und RE 19 wieder fahren. Der RE 5 endete bereits in Oberhausen und fuhr dann wieder zurück, gegen 12.30 Uhr konnte er dann auch weiter Richtung Wesel fahren. Allerdings gab es noch längere Zeit Verspätungen auf der Bahnstrecke, sie lagen am Nachmittag gegen 16 Uhr für den RE 5 bei zehn bis 15 Minuten, wie ein Bahnsprecher sagte. Betroffen von den Beeinträchtigungen war auch der Fernverkehr, der zeitweise umgeleitet werden musste. Gegen 9 Uhr fuhren die Fernzüge wieder normal.

Weil die beschädigte Lok des Güterzuges nicht mehr fahrtüchtig war, musste Gleis 1 des Bahnhofes gesperrt werden. Mit Hilfe eines Gerätewagens der Deutschen Bahn wurde das defekte Fahrzeug im Laufe des Tages wieder soweit flott gemacht, dass es zum Rangierbahnhof gebracht werden konnte. Nachdem dies geschehen war, konnten die abgekoppelten Güterwagen abtransportiert werden. Die Bahn will heute mit den Vorarbeiten für die Reparatur der Gleise und des Bahnsteiges im Bahnhof beginnen. Nach den Planungen sollen diese Arbeiten am Montag, 16. Januar, gegen 4.30 Uhr, beendet sein.

Allerdings können die angekündigten starken Schneefälle und die niedrigen Temperaturen die Arbeiten verzögern. Während der Bauarbeiten kann es zu Störungen im Betriebsablauf kommen. Die Reisenden werden deshalb von der Bahn um Verständnis gebeten, falls es Erschwernisse im Zugreiseverkehr geben sollte. Außerdem weist das Unternehmen darauf hin, dass trotz des Einsatzes modernster Arbeitsgeräte Baulärm nicht zu vermeiden ist, die Bahn will ihn auf das unbedingt notwendige Maß beschränken und bittet Anwohner um Verständnis für die mit den Arbeiten verbundenen Unannehmlichkeiten.

Die Bundespolizei sucht Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können, die für das Zugunglück verantwortlich sind. Zeugen melden sich unter der kostenfreien Hotline 0800 6888000.

(RP)
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