Voerde/Wesel Gerhard Finke wird heute 100 Jahre alt

Voerde/Wesel · Viele Jahre war er als Maler und Kunsterzieher tätig, hat den "Voerder Vogel" geschaffen und Generationen von Schülern unterrichtet. Zur Vollendung seines 100. Lebensjahrs widmet die Stadt Wesel Gerhard Finke eine Ausstellung.

 Gerhard Finke mit seiner Partnerin Trude van den Bruck. Das Foto entstand anlässlich des 95. Geburtstags des Künstlers bei einer Ausstellung in Wesel.

Gerhard Finke mit seiner Partnerin Trude van den Bruck. Das Foto entstand anlässlich des 95. Geburtstags des Künstlers bei einer Ausstellung in Wesel.

Foto: Malz

"Ich weiß, dass ich gut bin, groß bin ich nicht." Ein typischer Finke-Satz. Der Künstler hat ihn bei der Vernissage anlässlich einer Ausstellungzu seinem, 95. Geburtstags in Wesel gesagt. Und er hat damals hinzugefügt, dass er von Natur aus immer ein Zeichner gewesen sei und sich im Umgang mit Farbe gern zurückgehalten habe. Darüber ein Bild machen können sich Kunstinteressierte ab Juli in der Ausstellung "Gerhard Finke: Lebenswerk - Bildnisse von Menschen, Architektur und Landschaften" machen, die im Museum und Heimathaus Eiskeller in Wesel-Dierstfordt gezeigt wird. Damit erinnert die Stadt Wesel an einen Künstler, der viele Jahrzehnte als Maler und Kunsterzieher im Rheinland tätig war und bis vor einigen Jahren in Wesel-Flüren gewohnt hat. Heute wird Gerhard Finke, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, 100 Jahre alt.

Gerhard Finke hat viele Jahre am Otto-Hahn-Gymnasium Dinslaken unterricht. Von 1970 bis 1979 arbeitete er als Kunsterzieher am Gymnasium Voerde. Viele Schüler erinnern sich gerne an den spannenden und inspirierenden Unterricht. Mit seiner Frau Gretel lebte er auch etliche Jahre in Voerde, der er mit der Bronzeskulptur "Voerder Vogel" ein Wahrzeichen hinterlassen hat. Der "Vogel", den der Heimatverein der Stadt seit 1988 an Menschen verleiht, die sich in hervorragenden Weise für die Heimatpflege verdient gemacht haben, ist mit seinen 17 Zentimetern deutlich kleiner als das Original -weniger bekannt ist es nicht.

Gerhard Finke wurde 1917 in der Mark Brandenburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete er sich fortan seinem künstlerischen Talent. Von 1945 bis 1948 war er an der Düsseldorfer Kunstakademie einer der ersten Studenten, unter anderem als Schüler des Malers und Bildhauers Ewald Mataré. Joseph Beuys war sein Kommilitone. In den renommierten Kölner Werkschulen erweiterte Gerhard Finke seine Fähigkeiten und Kenntnisse durch Einblicke in keramische und feinplastische Techniken. 1952 begann Gerhard Finke seine pädagogische Laufbahn an einem Gymnasium in Düsseldorf. In den 1960er Jahren unterrichtete Gerhard Finke einige Jahre an der Deutsche Schule in Lissabon. Die Zeit in Portugal, wo ihn Licht und Farbe nachhaltig beeindrucken, brachte ihn auch in Berührung mit der afrikanischen Kultur, die er in seinen Werken verarbeitete.

Wieder in Deutschland zurück, begann Gerhard Finke mit "Combine Paintings", also Collagen, für die er Materialien der Alltagswelt verwendet (Zeitungspapier, Stoffrest, Fotografien, Etiketten, Schokoladenpapier) und diese mit andere Zeichen- und Malmaterialien kombiniert. Plastiken und Skulpturen wurden ihm zunehmend wichtig.

Einer breiteren Öffentlichkeit in Wesel wurde Gerhard Finke insbesondere durch die Ausstellungen 1998 und 2001 in der Galerie Auf dem Steinberg in Wesel-Bislich bekannt. 2003 schenkte Gerhard Finke dem Städtischen Museum das umfangreiche künstlerische Schaffen: Zeichnungen, Holz- und Linolschnitte, Bilder in Öl und Acryl, Collagen und Skulpturen. Landschafen sind zu sehen, geometrische Muster, Selbstporträts und Porträts seiner Frau Grete. Die umfassende Schenkung ist einmalig, um die künstlerische Entwicklung des Künstlers lückenlos darzustellen.

Die Ausstellung in Wesel-Diersfordt dauert vom 9. Juli bis 29. Oktober. Ob der Künstler selbst aus Berlin anreisen wird, hat er noch offengelassen.

(ras)
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