Dinslaken Goldener Meisterbrief für Oberfohren

Dinslaken · Der Senior-Chef der Fleischerei am Neutor in Dinslaken wurde von der Handwerkskammer zu seinem 50-jährigen Meisterjubiläum ausgezeichnet. Auch mit 76 Jahren denkt Dieter Oberfohren noch lange nicht ans Aufhören.

 Dieter Oberfohren und seine Tochter Silke präsentieren den Goldenen Meisterbrief.

Dieter Oberfohren und seine Tochter Silke präsentieren den Goldenen Meisterbrief.

Foto: Martin Büttner

Früher dauerte der Arbeitstag von Dieter Oberfohren von 6 bis 18 Uhr. "Oder noch länger", sagt der Senior-Chef der gleichnamigen Fleischerei am Neutor. Mit seinen 76 Jahren steht er heutzutage nicht mehr ganz so lange im Laden. Mittags gegen 13 Uhr ist für Dieter Oberfohren inzwischen Feierabend, doch früh aufstehen kann er immer noch: "Wenn einige unserer Mitarbeiter schon fleißig sind, komme ich immer gegen 7 Uhr nach."

Ans Aufhören denkt Dieter Oberfohren aber längst nicht. Auch nicht, nachdem er in der vergangenen Woche im "Haus des Handwerks" in Wesel den Goldenen Meisterbrief durch die IHK überreicht bekommen hatte. Seit 50 Jahren ist er nun Fleischermeister und noch immer gerne aktiv in seinem Unternehmen tätig. "Es macht mir Spaß, man bleibt im Geschehen und ich nehme weiter am Leben mit Menschen teil. Außerdem fühle ich mich noch nicht so alt", erzählt der Jubilar, der seine Familie bei der Arbeit stets um sich hat.

Auch Ehefrau Friedchen (72) ist unermüdlich für den Familienbetrieb im Einsatz, und mit Tochter Silke ist die dritte Generation auch schon seit 25 Jahren im Unternehmen dabei. Dieter Oberfohren übernahm die Firma 1965 nach der bestandenen Meisterprüfung von seinem Vater Dietrich. Mittlerweile hat er 18 Mitarbeiter, eine Auszubildende zur Fleischfachverkäuferin wird gesucht. Dass er nun mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet wurde, erfüllt den Senior-Chef mit Stolz. Die Urkunde hängt bereits im Laden: "Es gibt in unserer Branche nicht viele, die auf 50 Jahre zurückblicken können. Entweder hören sie vorher auf oder sie erleben es erst gar nicht mehr."

Das Credo hat sich bei Oberfohren in dem halben Jahrhundert nie geändert: Qualität statt Quantität. Das Rind- und Schweinefleisch wird von hiesigen Bauern bezogen, die Herkunft ist stets lückenlos zurückzuverfolgen. Die Kunden legen darauf großen Wert. "Sie sind kritischer geworden und wollen wissen, wo das Fleisch herkommt. Aber wir stehen selbst dahinter. Ich würde den Menschen immer nur das anbieten, was ich auch selbst esse", meint Dieter Oberfohren.

Das Handwerk hat jedoch mit Problemen zu kämpfen. Es fehlt an Nachwuchs. "Es ist auch ein sehr aufwendiger Job, bei dem man nicht auf die Uhr schauen darf. Damit wir noch Zeit für uns haben, verzichten wir zum Beispiel auf einen zusätzlichen Partyservice", sagt der 76-Jährige, der die Arbeitszeiten in der Fleischbranche passenderweise als "mager" bezeichnet. Weitere Gründe für die Schwierigkeiten ist die starke Konkurrenz der Großfilialisten, das Aussterben von Familien geführten Fleischereien oder das geänderte Essverhalten der Menschen: "Den Braten am Sonntag gibt es kaum noch."

Doch Oberfohren ist mit der Zeit gegangen. Der eigene Neutorgrill ist vom einfachen Imbiss fast zu einem kleinen Restaurant mit Menüauswahl geworden: "Auch hier machen wir uns die Mühe und kaufen alles vom Frischmarkt ein", betont der Senior-Chef, dem nur die jüngste Umgestaltung des Neutors vor seinem Eingangsbereich bitter aufstößt. Kunden blieben fern, weil es an Parkplätzen mangelt, und die neue Bushaltestelle bereite Müll und Dreck. Doch nach dem Goldenen Meisterbrief wird es bei Oberfohren im nächsten Sommer direkt schon wieder den nächsten Anlass zur Freude geben - dann feiert das Familienunternehmen das 80-jährige Bestehen.

(gaa)
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