Dinslaken Graffiti-Schmierereien sorgen für Ärger

Dinslaken · Gesamtschulleiter Hans-Ulrich Wangerin will jugendgefährdende Sprüche an den Wänden der Schule nicht länger hinnehmen. Noch in dieser Woche werden die Schmierereien entfernt. Stadt Dinslaken hat kein Geld für die Aktion.

 Gesamtschulleiter Hans-Ulrich Wangerin will die Schmierereien an den Wänden der Schule an der Goethestraße entfernen lassen.

Gesamtschulleiter Hans-Ulrich Wangerin will die Schmierereien an den Wänden der Schule an der Goethestraße entfernen lassen.

Foto: M. Büttner

Für Hans-Ulrich Wangerin, Leiter der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS), haben die Graffiti-Schmierereien, die Wände, Fenster des Schulgebäudes an der Goethestraße und auch gepflasterte Bereiche des Bodens verunstalten, längst das Maß des Erträglichen und Hinnehmbaren überschritten. Deshalb hat er einen Brandbrief geschrieben, sich an den Dinslakener Bürgermeister, den Kämmerer sowie die Fraktionsvorsitzenden gewandt und nochmals auf das Problem aufmerksam gemacht. Denn in einem Schreiben der zuständigen kommunalen Mitarbeiter wurde es - "auch unter Berücksichtigung der aktuellen Haushaltssituation" - abgelehnt, die Schmierereien zu entfernen, "da es sich weder um rassistische noch um sexistische Sprüche oder um Sprüche mit personenbezogenem Hintergrund handelt". Die personellen Kapazitäten und finanziellen Möglichkeiten der Stadt Dinslaken, so ihr Pressesprecher Horst Dickhäuser gegenüber der RP, reichen nicht aus, alle Graffiti im Stadtgebiet zu beseitigen. Schon jetzt kostet die Entfernung solcher Schmierereien die Kommune jährlich 20 000 bis 25 000 Euro.

Für diese Haltung bringt Wangerin kein Verständnis auf. Denn an den Wänden des Schulgebäudes prangen üble Sprüche, mit denen beispielsweise die Polizei beschimpft wird und die, so Wangerin, "nicht gerade eine positive Haltung bei unseren Kindern zu unseren Staatsorganen und unseren Polizeibeamten" erzeugen. Der Schulleiter macht sich für die schnellstmögliche Entfernung dieser "jugendgefährdenden Sprüche" stark. "Was sollen unsere Kinder lernen, wenn sie im frühen Alter die Erfahrung machen müssen, dass der Aufruf zu geistiger Intoleranz und Gewalt von den Verantwortlichen aus haushaltsrechtlichen Gründen augenscheinlich geduldet wird und damit hinzunehmen ist; die Ohnmacht, die ihnen hier vorgelebt wird, reizt zu weiteren Grenzüberschreitungen", so Wangerin. Der Schulleiter hat einen Kostenvoranschlag über 3000 Euro für die sachgemäße Entfernung der Schmierereien eingeholt. Das Geld hat er inzwischen zusammen bekommen und lässt davon noch in dieser Woche die Schmierereien entfernen.

Denn er weiß, dass es keinen guten Eindruck macht, wenn Eltern, die ihr Kind an der EBGS anmelden möchten, an den Wänden des Schulgebäudes solche Schmierereien lesen müssen. Stadtpressesprecher Horst Dickhäuser verweist darauf, dass Graffiti so gut wie überall zu finden sind, nicht nur an Schulen und Sporthallen. Auch die Mauern des Rathauses und der Burg wurden verunstaltet, ebenso der Hochzeitsstuhl im Burginnenhof sowie die dort stehende Stele aus der französischen Partnerstadt Agen. Die Erfahrung zeige, dass ein entferntes Graffiti morgen durch ein anderes ersetzt werde. Die Forderung der Dinslakener CDU-Fraktion nach Videoüberwachung ist nach Aussage des Stadtpressesprecher nicht so einfach umsetzbar. "Einer Videoüberwachung sind juristische Grenzen gesetzt", sagt Dickhäuser und verweist darauf, dass sie aus Datenschutzgründen auch nicht großflächig zulässig ist.

(RP)
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