Voerde Harry Rowohlt bricht Lesung wegen schlechter Tontechnik ab

Voerde · Mikrofonanlage und Lärm von der Bahnstrecke schafften es, den Rezitator verstummen zu lassen.

 Weil die Technik nicht mitspielte, brach Harry Rowohlt seine Lesung in der Mehrzweckhalle des BSV Friedrichsfeld ab.

Weil die Technik nicht mitspielte, brach Harry Rowohlt seine Lesung in der Mehrzweckhalle des BSV Friedrichsfeld ab.

Foto: Martin Büttner

"Moin, moin!" Es waren die ersten Worte, die Harry Rowohlt von der Bühne in der Mehrzweckhalle des Bürgerschützenvereins (BSV) Friedrichsfeld an sein Publikum richtete. Und wahrscheinlich die einzigen, die alle Gäste in der Halle verstehen konnten. Schon bei der Erklärung der nordischen Begrüßungsformel, die Rowohlt folgen ließ, sah man unter den Zuschauern fragende Gesichter.

Denn Rowohlts Stimme drang nur sehr leise aus der einsamen Lautsprecherbox, die neben der Bühne stand. "Die haben hier auch ein gutes Mikro, aber das ist momentan kaputt", kommentierte der Rezitator die Tonprobleme. Ulrike Haibach-Daniel, die Rowohlt nach Voerde geholt hatte, lieferte den Zuschauern die Erklärung für das Problem: "Das Mikrofon, das wir sonst nutzen, ist kaputt, und wir mussten zu diesem Ersatz greifen." Als sie versuchte, das Mikrofon möglichst dicht an Rowohlts Gesichts zu platzieren, zuckte dieser theatralisch zurück. Die Zuschauer waren von den Kapriolen amüsiert.

Dann begann Harry Rowohlt mit seiner brummigen Stimme zu erzählen. "Ich wurde aus Voerde angefeindet, weil ich auf der Bühne nicht mehr saufe", behauptete er. Der Grund für die Abstinenz des Mannes, der sonst während Lesungen ganze Whiskeyflaschen leerte: Polyneuropathie, eine Erkrankung des periphären Nervensystems. Die Erklärung, was es damit genau auf sich hat, wurde allerdings von einem Güterzug übertönt, der auf der Bahnstrecke direkt hinter der Halle vorbeirauschte.

Auch hier wieder eher Amüsement beim Publikum. Genervte Reaktionen stellten sich ein, als sich die Klangqualität auch im Folgenden nicht besserte. Erst forderte Ulrike Haibach-Daniel das Publikum auf, näher an die Bühne zu rücken, bis sich ein halbkreisförmiger Belagerungszustand rund um Harry Rowohlt gebildet hatte. Doch auch das führte nicht zu einer wesentlichen Verbesserung. "Lauter!"-Rufe kamen auf. Einige Zuschauer verließen die Halle, weil sie nichts verstehen konnten.

Bevor Rowohlt die erste Seite aus seiner Übersetzung des Buches "Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!" von Andy Stanton — und seinen Exkurs in die Welt des Spielens mit Popeln — beenden konnte, gewannen die Zwischenrufe die Oberhand. Rowohlt brüllte probeweise in Richtung des Mikrofons — und war zu verstehen. "Ich kann doch nicht die ganze Lesung über brüllen!", rief er und bat, die Lesung später zu wiederholen. Eine Idee, die Ulrike Haibach-Daniel unterstützte. Rowohlt signierte noch einige Bücher und plauderte mit Besuchern.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort