Dinslaken Harsche Kritik an Berlins Asylpolitik

Dinslaken · Der Aufbau der Zeltstadt in Walsum läuft. Ab Montag könnten die ersten Flüchtlinge einziehen.

Dinslaken: Harsche Kritik an Berlins Asylpolitik
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hat sich jetzt die neue Zeltstadt für Asylsuchende in Walsum angesehen - und dabei deutliche Worte für die Flüchtlingspolitik der Landes- und vor allem der Bundesregierung gefunden: "Land und besonders Bund müssen sich erheblich mehr einbringen als heute. Berlin hat die Brisanz des Themas wohl noch immer nicht erkannt." Er forderte weitere finanzielle Hilfen, aber auch Bürokratieabbau, um die Bereitstellung von Flüchtlingsunterkünften zu erleichtern, und eine Beschleunigung des Antragsverfahrens. "Derzeit ist das unzumutbar für die betroffenen Menschen, aber auch für uns Kommunen", so Link.

Die Zeltstadt auf dem Gelände eines ehemaligen Gartenbaubetriebs am Kerskensweg in Walsum, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) derzeit errichtet, bezeichnete Link als "absolute Notlösung", weil die Stadt an ihre "Kapazitätsgrenzen gestoßen" sei. In den vergangenen Monaten seien pro Woche 100 neue Flüchtlinge nach Duisburg gekommen, im Juli seien es 500 gewesen. "Es ist äußerst schwierig, strategisch zu planen. Mit 500 bis 600 rechnen wir künftig pro Monat", sagte Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneebeck. Sie hofft, dass die Zeltstadt zumindest für "temporäre Entlastung" sorgen wird.

Zwei Monate, so der Plan, sollen die Zelte in Walsum stehen bleiben, länger nicht. 40 sind es an der Zahl; sie bieten Platz für 300 Flüchtlinge, die dort aber nur so lange unterkommen sollen, bis eine "richtige" Unterkunft für sie gefunden werden kann. Reicht das immer noch nicht aus, könnten zu den 40 Zelten in Walsum theoretisch weitere hinzukommen. Die jetzigen, das wurde gestern beim Rundgang deutlich, wurden so eng nebeneinander aufgebaut, dass auf dem Gelände noch Platz wäre. "Theoretisch könnten es noch mehr werden", bestätigte ein Sprecher der Stadt denn auch.

Eingerichtet sind die Zelte noch nicht. In den nächsten Tagen werden Kunststoffböden verlegt, Feldbetten, Tische, Stühle und Regale aufgestellt sowie Lampen und Heizungen angeschlossen. In jedem Zelt können acht Menschen untergebracht werden. "Wir legen Wert darauf, dass Familien zusammen in einem Zelt wohnen", sagte DRK-Sprecherin Stefanie Kutschker. Müssten aus Platzgründen noch andere einziehen, gebe es die Möglichkeit, eine Plane einzuziehen und so für etwas Privatsphäre zu sorgen.

"Wir sind mit dieser Lösung auch nicht glücklich", betonte Kutschker. "Das hier ist eine absolute Notlösung, mit der wir die Flüchtlinge vor der Obdachlosigkeit bewahren." Das DRK-Team, versprach sie, werde den Menschen das Leben in der Zeltstadt "möglichst erträglich machen". So soll es in den leerstehenden Hallen des ehemaligen Gartenbaubetriebs - aus brandschutztechnischen Gründen darf dort niemand übernachten - einen Aufenthaltsraum, eine Essensausgabe mit Speisesaal und einen Bereich geben, in dem Spiele und Betreuung für Kinder angeboten werden.

In den nächsten Tagen werden Toiletten- und Duschcontainer aufgestellt. Kiesdrainagen und Lochmatten sollen dafür sorgen, dass die nicht geteerten Bereiche des Geländes bei Regen nicht schlammig werden. Die ersten Flüchtlinge könnten am Montag einziehen.

Die Stadt teilte mit, dass das ehemalige Gesundheitsamt Viktoriastraße in Alt-Hamborn für Asylbewerber hergerichtet wird. Voraussichtlich im November sollen die ersten Flüchtlinge einziehen. Vorher wird es eine Bürgerveranstaltung geben.

(skai)
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