Dinslaken Hilfe mit Herzblut und Beharrlichkeit

Dinslaken · Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge bei der Diakonie besteht seit einem Jahr. Neben der Hilfe bei seelischen Traumata suchen viele Flüchtlinge auch Beratung in Fragen des alltäglichen Lebens.

Dinslaken: Hilfe mit Herzblut und Beharrlichkeit
Foto: Ruth Levin

Vor einem Jahr ging das Psychosoziale Zentrum (PSZ) am Bahnhofsplatz 6 an den Start. Das nahmen der Diakonieverein und der Evangelische Kirchenkreis Dinslaken zum Anlass, Förderer, Unterstützer und Kooperationspartner einzuladen, um das einjährige Bestehen zu feiern und über die bisherige Arbeit zu informieren. Bei der Feierstunde dankte Superintendent Friedhelm Waldhausen den vielen Menschen, die mit viel Herzblut und Beharrlichkeit im Vorfeld die Errichtung der Beratungsstelle überhaupt erst auf den Weg gebracht haben. Er sagte aber auch denen Dank, die im letzten Jahr durch Geldspenden oder durch ehrenamtliches Engagement und Kooperation die Arbeit unterstützt und vorangebracht haben.

Flüchtlingspfarrer im Ruhestand Gerd Greiner sprach in seinem Grußwort auch kritische Entwicklungen in der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik an. So sei es beispielsweise gesetzlich festgelegt, dass Traumata bei einer Abschiebung keine Rolle mehr spielen, so dass immer mehr Schwerkranke abgeschoben werden. "An diesen Stellen muss die Kirche ihre Finger in die Wunde legen und im Sinn der Flüchtlinge bei den staatlichen Stellen Veränderungen anmahnen", so Greiner. Aus seiner eigenen Arbeit weiß er, wie belastend es für die Flüchtlinge sein kann, wenn Bilder aus traumatischen Situationen immer wieder auftauchen und die Seele krank machen. Er setzte das mit einem Bibelwort aus Psalm 77 ins Bild: "Meine Hand ist des nachts ausgestreckt und meine Seele will sich nicht trösten lassen."

Piratheeban Ganeshamoorthy, Psychologe im PSZ, und seine Kollegin Jule Kemmerling, Sozialarbeiterin, erzählten anschließend von ihrer Arbeit: Zu den Beratungsgesprächen komme es auf sehr verschiedene Art und Weise. Manche der Flüchtlinge kommen aus eigener Initiative, andere werden von Seiten der Schule, des Jugendamtes oder ihrer Wohngruppe vermittelt. Letzteres ist vor allem bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen der Fall, die in den letzten Monaten verstärkt Hilfe beim PSZ suchen. Auch das Setting der Beratungen kann sehr verschieden aussehen: Mal sind es Einzelgespräche, mal ist die Familie einbezogen und immer geht es darum, zunächst einmal ein Vertrauensverhältnis zu den Hilfesuchenden aufzubauen. Nur so kann die angestrebte psychische Stabilisierung gelingen. Zum Teil werden die Klienten auch an niedergelassene Psychologen weitervermittelt. Die Beratung im PSZ überbrückt dann die Zeit, bis ein Therapieplatz frei wird. Der Bedarf ist groß und so wundert es nicht, dass es auch Wartelisten für die Hilfesuchenden gibt.

Neben der Hilfe bei seelischen Traumata suchen viele Flüchtlinge aber auch Beratung in Fragen des alltäglichen Lebens. Dann ist Jule Kemmerling zuständig. Bei ihr bekommen die Ratsuchenden Hilfestellung bei allen sozialen Problemen, zum Beispiel bei Wohnungsproblemen, bei Kontakten zu Behörden oder bei der Klärung ihrer Rechtsansprüche.

Doch es sind nicht nur Flüchtlinge, die kommen, so berichteten die beiden Berater. Zunehmend melden sich auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Einrichtungen, um sich fachkundigen Rat zu holen. So nutzen beispielsweise Erzieherinnen oder Beraterinnen aus dem Diakonischen Werk die Kompetenz des Teams im PSZ, wenn in ihrem Tätigkeitsfeld Fragen im Umgang mit Flüchtlingen aufkommen.

Und schließlich konnte Thomas Koch, Betriebsleiter des Diakonievereins Dinslaken, noch einige sehr erfreuliche Entwicklungen aus dem vergangenen ersten Jahr des Psychosozialen Zentrums bekannt geben: Aufgrund des großen Bedarfs wurde die Psychologenstelle von einer 50-prozentigen zu einer 100-prozentigen Stelle ausgebaut.

Der unverzichtbare Einsatz von Sprachmittlern konnte schon im letzten August mithilfe von Spenden auf professionelle Füße gestellt werden.

Außerdem konnte über die Synode des Kirchenkreises ein Rechtshilfefond eingerichtet werden, um finanzielle Hilfestellung bei anfallenden Kosten zum Beispiel . in Asylverfahren zu leisten. Doch der Blick ist vor allem nach vorne gerichtet, auf die Bereiche, die noch ausgebaut und verbessert werden können.

Hier benannte Koch vor allem den Ausbau der Kooperation mit der ARGE, wenn es bei den Flüchtlingen zukünftig immer mehr auch um Arbeitsmarktintegration gehe.

(RP)
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