Dinslaken Horst Vöge streitet für hilflose Menschen

Dinslaken · Der 68-jährige Dinslakener ist neuer Vorsitzender des VdK-Landesverbandes.

Eigentlich könnte Horst Vöge seinen Ruhestand genießen. Nach einem langen Berufsleben, das im Alter von 14 Jahren mit einer Lehre als Koch begann, mit einem Studium weiterführte und nach einigen Stationen in einer 15-jährigen Abgeordnetentätigkeit im Landtag gipfelte, wäre es nicht verwunderlich, wenn der 68-Jährige alle Aktenordner zuklappen und ins Private abtauchen würde. Doch einfach die Hände in den Schoß legen, das kann der Dinslakener nicht. Anfang Juli ist Horst Vöge zum Vorsitzenden des VdK-Landesverbandes NRW gewählt worden, der mit 312. 000 Mitgliedern zu den stärksten im Bund zählt. "Ich war mein Leben lang ehrenamtlich aktiv", erklärt er die Bereitschaft zum Amt, das für ihn 20 bis 30 Stunden Arbeit in der Woche bedeutet. Das Interesse an gesellschaftlichen Themen, ein gewisses "Robin-Hood-Gefühl" für Menschen, die sich nicht selbst helfen können, treibe ihn an, sagt er.

Den Sozialverband VdK, dem er 2002 beitrat, hat Horst Vöge sich bewusst ausgesucht. "Weil ich immer von den Werten überzeugt war". Frieden und soziale Gerechtigkeit hat sich der Verband auf die Fahne geschrieben. Aus der ursprünglichen Organisation für Kriegsopfer (diese stellen nur noch 2,5 Prozent der Mitglieder) ist heute ein Verband geworden, der sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt: Für Kranke oder Erwerbsunfähige, Rentner, Sozialhilfe- oder Hartz IV-Empfänger - für alle, die Hilfe brauchen in unserem komplizierten Sozialrechtssystem und die in der Gesellschaft keine Lobby haben. Die Mitglieder erhalten rechtliche Vertretung in Klagefällen. "Unsere Erfolgsquote liegt bei 50 Prozent", berichtet der frisch gewählte Landesvorsitzende.

Durch seine langjährige berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit hat er viele Kontakte geknüpft, die ihm heute zugutekommen. In die SPD trat Horst Vöge 1973 ein, übte vom Beisitzer im Ortsverband bis zum NRW-Landesvorstand eine Reihe von Ämtern aus. Beruflich bildete sich der gelernte Koch (er arbeitete im alten Wall-Kaufhaus am Dinslakener Kreisverkehr) durch ein Studium weiter (Wirtschaft, Geschichte, Politik), war als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Bundestagsabgeordneten Uwe Jens tätig, später im Personalbüro der Zeche Rheinpreußen in Moers. In der Dinslakener Lokalpolitik war das SPD-Mitglied ab 1976 aktiv, zunächst als sachkundiger Bürger, von 1979 bis 1989 als Ratsmitglied. "1981 haben wir die erste Gruppe für unter Dreijährige geschaffen", erinnert er sich. Bei der Entscheidung über das Angebot der Kita Dickerstraße war auch die SPD damals noch sehr gespalten, nur knapp konnte sich die Idee durchsetzen. Ab 1990 bis 2005 saß Horst Vöge für die Sozialdemokraten im NRW-Landtag, davon fünf Jahre als stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Zu diesem Zeitpunkt war Horst Vöge auch schon Mitglied im VdK - allerdings noch ohne Ämter. Die übernahm er erst, nachdem er ab 2008 seine parteipolitischen Funktionen aufgegeben hatte - denn für den VdK will er überparteilich auftreten. Lobbyarbeit im positiven Sinne — nämlich für die, die nicht auf Rosen gebettet sind - sieht er als einen Schwerpunkt der VdK-Arbeit. Der Verband versucht zum Beispiel auch, Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. "Wir haben guten Kontakt zu allen Fraktionen in Düsseldorf und Berlin." Vöge ist zusätzlich Mitglied im VdK-Bundesvorstand.

Aber auch die kommunale Sozialpolitik rückt für den VdK Niederrhein, der 24 000 Mitglieder zwischen Duisburg und Kleve vertritt, zunehmend in den Fokus: "Es werden immer mehr Entscheidungen auf die kommunale Ebene verlegt". So sucht der VdK den Kontakt zu den hiesigen Bürgermeistern, um beispielsweise auf das Thema Barrierefreiheit aufmerksam zu machen. Solange der 68-Jährige fit und gesund ist, will er sich weiter sozial engagieren. Damit das so bleibt, treibt er mehrmals die Woche Sport, unternimmt Reisen mit Ehefrau Wilma und fährt lieber mit dem ÖPNV zu Terminen als sich dem Stress auf der Autobahn auszusetzen. An Themen, zu denen sich der VdK stellvertretend für seine Mitglieder zu Wort melden will, mangelt es nicht. In Zukunft werden dies vor allem die Auswirkungen der älter werdenden Gesellschaft sein: ÖPNV-Angebot, Barrierefreiheit, Pflegestruktur, Gesundheitsvorsorge und Altersarmut werden für den Sozialverband Schwerpunkte sein.

(RP)
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