Voerde Im Bürgerladen ist jeder willkommen

Voerde · Der Verein "Bürger helfen Bürgern - Voerde" kümmert sich um Menschen in gesundheitlichen oder sozialen Notsituationen und betreibt an der Poststraße 43 in Friedrichsfeld ein eigenes Geschäft.

 Karlheinz Eichers, Vorsitzender des Vereins "Bürger helfen Bürgern - Voerde" , im BHB-Laden an der Poststraße in Friedrichsfeld. Die dortigen Waren wurden dem Verein gespendet.

Karlheinz Eichers, Vorsitzender des Vereins "Bürger helfen Bürgern - Voerde" , im BHB-Laden an der Poststraße in Friedrichsfeld. Die dortigen Waren wurden dem Verein gespendet.

Foto: Martin Büttner

Karlheinz Eichers war früher in der Wirtschaft tätig, er arbeitete im Qualitätsmanagement. Dann kam der Burnout, er verlor seinen Job. Das war 2010. Heute lebt der 54-Jährige von Hartz IV. Als er arbeitslos geworden war, orientierte er sich neu. "Durch das Wirtschaftsdenken, bei dem es nur um Zahlen geht, bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke", sagt Eichers. "Das Streben nach immer mehr Besitztümern kann es sein. Dem Materiellen hinterherzujagen, davon müssen wir uns lösen." Er gab damals seinem Leben eine neue Richtung und gründete 2012 den Verein "Bürger helfen Bürgern (BHB) - Voerde", weil er sah, dass etliche Menschen am alles beherrschenden Leistungsdruck zugrunde gehen. Einige von ihnen führte dieser Weg in die Sucht, was oftmals den Verlust des Arbeitsplatzes zur Folge hatte, was wiederum den Suchtdruck steigen ließ und manchmal in die Kriminalität mündete.

Der Verein, dessen Vorsitzender Karlheinz Eichers ist, hat es sich zum Ziel gesetzt, Bürgern in Notlagen zu helfen und zu unterstützen. Und das gilt nicht nur für Menschen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, sondern auch für Drogenabhängige. "Die Drogenkonsumenten sind oft mehrfachabhängig. Das sind keine schlechten Menschen, sie kommen mit ihrem Leben nicht klar", weiß Karlheinz Eichers zu berichten. Auch um diese Klientel kümmert sich der Verein Bürger helfen Bürgern. "Es gibt zwar Drogen- und Suchtberatung sowie etliche Programm in diesem Bereich, aber es wird immer noch nicht ausreichend erkannt, dass diese Menschen eine längere und intensivere Begleitung im normalen Alltag benötigen. Sie sind froh, wenn sie nicht aufgegeben werden und sich jemand um sie kümmert." Deshalb appelliert Eichers: "Achtet mehr auf eure Mitmenschen." Doch es sind nicht nur Suchtkranke, denen der Verein unterschiedliche Formen der Hilfestellung bietet, damit sie im Alltag klarkommen. Auch andere Menschen nutzen die BHB-Angebote. Dazu gehört beispielsweise die Bürgerhilfe, die von jedem in Anspruch genommen werden kann, der wegen Alter, Krankheit oder Behinderung auf aktive haushaltsnahe Hilfe angewiesen ist, die nicht von Verwandten oder Freunden erbracht werden kann.

2013 eröffnete der Verein den BHB-Bürgerladen an der Poststraße 43 in Friedrichsfeld, in einem rund 1000 Quadratmeter großen Ladenlokal, in dem sich früher eine Plus-Filiale befand. Dort ist jeder willkommen. Der Verein nimmt alles an, was noch zu gebrauchen oder verwertbar ist - Lebensmittel (gespendet von großen Discounterketten), Tierfutter, Kleidung, Schuhe, Elektrogräte, Bücher, Möbel und Haushaltsgegenstände. "Wir erhalten von Privatleuten viele Sachen, die noch in einem guten Zustand, teilweise sogar ungebraucht sind", berichtet Karlheinz Eichers. Die Ausgabe und der Verkauf der Sachen und Lebensmittel finden im Bürgerladen statt. Die Preisgestaltung ist variabel. Wer in einer wirklichen Notlage ist, muss nichts zahlen, wem es finanziell nicht gut geht, erhält die Sachen für kleines Geld. Schnäppchen- und Antiquitätenjäger, auch die kommen in den Laden, müssen ebenso wie andere Bürger angemessene Preise bezahlen, so Eichers. Mit dem eingenommenen Geld finanziert der Verein seine Projekte, damit die Arbeit dort weitergeht und Menschen geholfen werden kann. "Der Verein Bürger helfen Bürgern ist für mich eine Herzensangelegenheit", erklärt Karlheinz Eichers sein Engagement.

(RP)
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