Voerde Im Voerder Archiv mangelt's an einigem

Voerde · Offene Leitungen, keine Klimatisierung, falsche Raumaufteilung: Archivarin Kirsten Lehmkuhl sieht Erneuerungsbedarf.

 Die Wasser- und Stromleitungen im Archiv müssen abgedeckt werden, fordert Archivarin Kirsten Lehmkuhl.

Die Wasser- und Stromleitungen im Archiv müssen abgedeckt werden, fordert Archivarin Kirsten Lehmkuhl.

Foto: Heiko Kempken

Ganz so schlimm, wie auf dem Cartoon, den Voerdes neue Archivarin Kirsten Lehmkuhl jüngst im Kulturausschuss zeigte, ist es zwar nicht - dieser zeigte ein Männlein, das versucht, eine Kiste aufs obere Regalbrett eines aus Ästen zusammengeflickten, baufälligen Archivs zu hieven - optimal sind die Räumlichkeiten des Voerder Stadtarchivs allerdings ebenso wenig: Offene Leitungen an den Wänden, keine Klimatisierung - das sind nur zwei Punkte. Es ist nicht etwa so, dass Kirsten Lehmkuhl sich beschweren möchte - die neue Archivarin, die für Voerde und Hünxe arbeitet, fühlt sich sehr wohl in der Voerder Verwaltung. Zu verbessern ist aber noch einiges, wie sie in den ersten zwei Monaten feststellte.

Das Archiv besteht aus drei Räumen. Nur der kleinste ist klimatisiert. Der größte, ein kombinierter Magazin- und Nutzerraum, hat Fenster statt Klimaanlage. Der mittlere, der Magazinraum, hat weder Fenster noch Klimaanlage. Die Archivalien benötigen aber eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit. "16 Grad plus minus zwei Grad und eine relative Luftfeuchte von 50 Prozent" seien optimal, so Kirsten Lehmkuhl. Ob diese Voraussetzungen in den beiden größeren Archivräumen eingehalten werden, könne sie noch nicht einmal feststellen, wenn sie wolle - mangels Messgeräten. "Unser Messgerät", sagt sie, lächelt und weist auf ein altes Thermometer neben der Eingangstür. Analog, natürlich.

Im kleineren Räumchen gibt es zwar eine Klimaanlage - aber zuwenig Platz. Hier werden die empfindlichsten Schätze gelagert: handgemalte, hunderte Jahre alte Karten des Voerder Stadtgebietes - auf einer ist sogar noch der örtliche Galgen eingezeichnet! - und Fotos. Mehr Platz, mehr Regale wären gut. Auch Teppichböden im Archiv seien ungünstig: Sie binden Staub.

Ein kombinierter Nutzer-Magazinraum ist nicht nur fürs Klima ungünstig sondern erschwert auch vertrauliche Gespräche zwischen Archivar und Kunden. "Manche Themen, die man hier bespricht, können ja auch heikel sein", erklärt die 31-Jährige, die das Archiv gemeinsam mit Susanne Fölting betreut. Die offenen Wasser- und Stromleitungen durchs Magazin müssten abgedeckt werden - zwar sei bisher nie etwas passiert, aber ein Wasserschaden im Archiv könne große Teile der Voerder Historie versenken.

In den ersten Monaten sichteten und sortierten die beiden Archivarinnen die Bestände. Seit 2014 wurde das Archiv nicht hauptamtlich betreut. Dabei fiel unter anderem auch auf, dass die Akten nicht archivgerecht verpackt sind. Zwei Stapel archivgerechte Kisten liegen schon auf dem Tisch - eine Spende des LVR, ein Anfang.

Das Archiv verfügt über drei städtische Bestände und zehn Sammlungen und Nachlässe. Allerdings sind nicht für alle privaten Bestände Deposital- und Schenkungsverträge vorhanden. "Die Nutzung ist also rechtlich fraglich", erklärt Kirsten Lehmkuhl, die einige Angehörige von Schenkern schon recherchiert hat. Kirsten Lehmkuhl hat der Politik und der Verwaltung mehrere Entwürfe an die Hand gegeben, wie die Räume umgebaut werden könnten. 25 Besucher hatte das Archiv in den ersten beiden Monaten ihrer Amtszeit - hinzu kommen dann noch die telefonischen Anfragen. Noch nicht alle Bürger wüssten, so Lehmkuhl, dass das Archiv wieder professionell betreut werde.

Gerne würde Kirsten Lehmkuhl wieder die Zusammenarbeit mit den Schulen aufleben lassen - in den Beständen sind spannende Schulchroniken. Vorerst wäre aber eine "Verringerung der räumlichen Mängel auf ein Mindestmaß" schön, sagt sie: die räumliche Trennung von Magazinraum, Nutzerraum und Arbeitsplatz, ein Unterfangbecken für die Leitungen und eine Überprüfung des Raumklimas.

(aha)
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