Marcel Sturm "In dieser Stadt passiert so unglaublich viel"

Dinslaken · Herr Sturm, seit September arbeiten und leben Sie in dieser Stadt. Haben Sie inzwischen das Gefühl, dass Sie richtig angekommen sind?

 Der neue Pressesprecher der Stadt Dinslaken mag das direkte Umfeld seines Arbeitsplatzes.

Der neue Pressesprecher der Stadt Dinslaken mag das direkte Umfeld seines Arbeitsplatzes.

Foto: Martin Büttner

Herr Sturm, seit September arbeiten und leben Sie in dieser Stadt. Haben Sie inzwischen das Gefühl, dass Sie richtig angekommen sind?

Marcel Sturm Definitiv. Ich wohne hier sogar schon seit Mitte August. Für mich war von Anfang an klar, dass ich hier wohnen werde. Wenn ich in einer Stadt arbeite und sogar für sie spreche, dann muss ich einfach hier leben. So wohne ich nun in der Fußgängerzone, laufe bequem zur Arbeit. Das ist total angenehm. Ich bin also quasi rund um die Uhr in Dinslaken. Nur am Wochenende wird manchmal noch gependelt, weil meine Lebensgefährtin in Siegen wohnt. Ich fühle mich in Dinslaken sehr wohl, sehr willkommen.

 Seit September ist Marcel Sturm Sprecher der Stadt Dinslaken.

Seit September ist Marcel Sturm Sprecher der Stadt Dinslaken.

Foto: Stadt

Als ausgewiesener Journalist werden Sie natürlich, bevor Sie sich beworben haben, recherchiert haben, was in dieser Stadt auf Sie zukommen könnte. Decken sich die damaligen Rechercheergebnisse mit Ihren bisherigen Erfahrungen in den vergangenen etwa fünf Monaten?

Sturm Ich hab natürlich Verschiedenes gemacht. Ich bin erst einmal hierher gefahren und habe geguckt, wie sieht die Stadt aus, welchen Eindruck macht sie auf mich. Ich bin damals mit der Bahn angereist. Der erste Eindruck vom Bahnhof war nicht so super, als ich dann aber in die Stadt hinein gegangen bin, war der Eindruck schon sehr positiv. Ich habe natürlich auch recherchiert, welche Themen stehen in Dinslaken an, was treibt die Leute hier um, was schreiben die Zeitungen, was berichten die Radiosender.

Ich muss aber sagen, dass diese Recherchen gar nicht das Haupausschlaggebende für meine Entscheidung waren. Das war auch nicht die Stellenanzeige. Klar, guckt man sich auch die Stellenanzeige an, ob das verlangte Profil auf einen passt und ob die Rahmenbedingungen stimmen. Entscheidend aber war für mich das Vorstellungsgespräch. Vom ersten Eindruck von der Stadt, von den Themen, die anlagen, und von der Stellenausschreibung gab's für mich nichts, was gegen die Arbeit in Dinslaken gesprochen hätte. Für mich zentral war aber die Frage, ob die Zusammenarbeit funktionieren könnte. In dem Vorstellungsgespräch, das rund drei Stunden gedauert hatte, also schon sehr intensiv war, habe ich dann den Eindruck gewonnen, der sich auch bestätigt hat, dass ich es mit Menschen zu tun bekomme, denen die Arbeit des Pressesprechers wichtig ist und die an ihrer Stadt interessiert sind.

Ich erinnere mich, dass der Bürgermeister sehr engagiert und begeistert von dieser Stadt gesprochen hat und ich ihm das auch abgenommen habe. Das Gefühl, dass Leidenschaft hinter dem Handeln für die Stadt steckt, war für mich ein ganz wichtiger Punkt, und diese Leidenschaft spüre ich auch heute im Rathaus. Ich habe ja vorher auch mit Pressesprechern aus anderen Kommunen gesprochen und dabei Eindrücke aus vielen Rathäusern gewonnen. Die waren sehr heterogen. Da waren die Pressesprecher, die eher als Nervfaktor wahrgenommen worden sind, weil sie natürlich auch die Kollegen immer wieder bei der Arbeit unterbrechen, weil sie ständig Fragen haben. Und dann gab es die Pressesprecher, die in der Verwaltung erwünscht und willkommen sind. Den Eindruck habe ich in Dinslaken gehabt und habe ihn immer noch. Ich werde mit offenen Armen angenommen.

Nun ist es ja so, dass ein Stadtsprecher bei aller gebotenen Objektivität ja durchaus ein Interesse daran haben muss, seine Stadt positiv darzustellen. Fällt Ihnen das für Dinslaken schwer?

sturm Bevor ich eine Sprechertätigkeit übernehme, sollte ich mir schon genau angucken, wo ich das tue. Ich hätte mir etwa nie vorstellen können, mich als Sprecher eines - beispielsweise - großen Chemiekonzerns zu bewerben. Als ich Journalistenkollegen erzählt habe, dass ich Sprecher in Dinslaken werde, fiel oft das Wort vom Seitenwechsel. Für mich aber gibt's da erst einmal keinen großen Unterschied. Ich war vorher Lokaljournalist beim Radio, meine Aufgabe war es im Sinne meiner Hörer die Dinge zwar kritisch zu hinterfragen, aber um sie weiter zu entwickeln, zu gucken, wie wir das Umfeld, in dem wir alle leben, lebenswert gestalten können und lebenswert erhalten. In diesem Sinn war ich Dienstleister. Und ich sehe mich immer noch als Dienstleister jetzt für die Dinslakener Bürgerinnen und Bürger, weil ich Stadtverwaltung eben auch als Dienstleister verstehe. Ich glaube, dass wir, die wir in unserer lokalen Lebenswelt tätig sind, ob nun als Lokaljournalist oder als Verwaltungsmitarbeiter, auch dafür Verantwortung tragen, den Zusammenhalt einer Gesellschaft zu fördern.

Sie haben ja gerade geschildert, dass Sie mit dem Zug nach Dinslaken gekommen sind und dass ihnen da sofort aufgefallen ist, dass der erste Eindruck nicht so super war. Damit haben Sie ein Thema angesprochen, das heute ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit ist: die Diskussion um die Neugestaltung des Bahnhofs und seines Umfelds. Was sind aus ihrer Sicht weitere wichtige Themen für die Zukunft der Stadt?

Sturm Bei der Stadtentwicklung ist das sicher die Frage, was mit dem Gelände der Rennbahn geschieht, ganz allgemein die Frage, wie sich bezahlbarer Wohnraum schaffen lässt. Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie wir klar machen können, dass Investitionen in eine Stadt wahnsinnig wichtig sind. Oftmals denken viele noch - und so wird das ja auch häufig in den sozialen Netzwerken diskutiert - dass die Stadt einfach so das Geld aus dem Fenster haut. Das ist eine ganz wichtige Kommunikationsaufgabe. Deswegen ist aus meiner Sicht auch "Social media" ein unglaublich wichtiges Thema, und ich bin sehr dankbar, dass der Rat mit seiner Entscheidung im Dezember, dafür eine Stelle einzurichten, die Voraussetzungen geschaffen hat, dass wir das Thema jetzt angehen können.

Hier lässt sich die Kommunikation zwischen Stadt und Bürger ohne Frage verbessern. Wo noch?

Sturm Wenn wir an den Punkt kommen, wo ich Ihnen sage, dass Kommunikation nicht verbessert werden kann, dann stimmt etwas mit meiner Arbeitsaufassung nicht. Kommunikation kann und muss immer besser werden. Kommunikation heißt aber nicht nur, dass die Stadt redet. Mindestens genauso wichtig ist, dass sie den Bürgern zuhört. Auch hier lassen sich soziale Medien hervorragend nutzen. Eine Stadt kann zwar nicht immer auf alles, was Bürger bewegt, eine Antwort haben. Muss sie auch nicht, aber sie kann signalisieren, dass sie um die Dinge weiß und sich kümmert.

Haben Sie inzwischen schon ein paar Lieblingsplätze in Dinslaken.

Sturm Ich habe zwei gute Restaurants entdeckt. Wenn ich Besuch bekomme von Menschen, die mal sehen wollen, wo ich gelandet bin, dann fahre ich mit denen zu den Hiesfelder Mühlen. Und ich finde das direkte Umfeld meines Arbeitsplatzes schön. Der Ententeich am Rathaus und die Altstadt - das hat was.

Wenn Sie drei oder vier Attribute nennen müssten, die Dinslaken beschreiben, welche wären das?

Sturm Traditionell und modern. Dinslaken ist eine Stadt mit viel Tradition, in der es ein großes Heimatgefühl gibt. Die Stadt ist aber modern zugleich, weil hier so unglaublich viel passiert. Das nächste Attribut ist grün. Dinslaken ist tatsächlich das grüne Tor zum Ruhrgebiet. Und Dinslaken ist einfach eine liebevolle und liebenswerte Stadt.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE JÖRG WERNER.

(RP)
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