Voerde Integration statt Konfrontation

Voerde · Toleranz ist keine Glaubensfrage. Das denken zumindest Samir und Somea El Haj. Die beiden Muslime diskutieren gerne mit anderen Menschen über den Islam, vor allem, um Missverständnisse abzubauen.

Samir El Haj ist es gewohnt, dass er mit verschiedenen Vorurteilen hinsichtlich seiner Religion konfrontiert wird. So genannte "Ehrenmorde", die Unterdrückung von Frauen, Fundamentalismus und Terrorismus – das alles wird oft mit dem Islam in Verbindung gebracht. "Dabei hat das nichts mit unserem Glauben zu tun", sagt der 39-Jährige, der in Marokko aufgewachsen ist und ursprünglich zum Studieren nach Deutschland kam. Um solche Missverständnisse auszuräumen und den Islam näher kennen zu lernen, hatte die evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm den gebürtigen Marokkaner und seine Frau zur Reihe "Kulturcafé" in den Pavillon an die Grünstraße eingeladen.

Seine Religion leben

Als er nach Deutschland kam, hatte Samir El Haj erstmal einige Schwierigkeiten, sich zurecht zu finden. Moscheen gab es vor allem in Hinterhöfen und er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Das hat sich geändert. "Gott sei Dank", sagt er und freut sich über die Religionsfreiheit in Deutschland. "Ich finde es gut, dass man hier seine Religion leben und auch auf andere Menschen zugehen kann."

Zugegangen ist er auch auf seine Frau Somea. Die 40-Jährige hieß früher Susanne, war gläubige Katholikin. Mittlerweile ist sie zum Islam konvertiert. "Den Glauben an Gott hatte ich immer schon und der war auch immer unerschütterlich", sagt sie. Erst nach der Hochzeit mit ihrem Ehemann begann sie, sich mit der Religion auseinanderzusetzen – auch weil man ihr einige Fragen zum Christentum nie zufriedenstellend beantwortet hatte. "Ich bin kein Mensch, der alles einfach glaubt, ohne es zu hinterfragen", sagt sie. Mehrere Jahre las sie im Koran und beschäftigte sich mit den Aussprüchen des Propheten Mohammed. Ohne Druck von ihrem Mann. "Es gibt keinen Zwang im Glauben", betonen die beiden Muslime. "Meine Tochter ist 14 Jahre alt und trägt kein Kopftuch. Das ist für mich kein Grund, sie zu verurteilen", sagt Somea El Haj.

Sie und ihr Mann wollen Botschafter für ihren Glauben sein und Vorurteile abbauen. Dazu gehört für sie auch, den Islam für Außenstehende verständlicher zu machen – zum Beispiel, indem die Predigten in Moscheen auch auf Deutsch gehalten werden. "Für viele Muslime hier ist Deutsch die Muttersprache", sagt Samir El Haj. "Und wo bleibt die Integration, wenn in Moscheen nur Arabisch gesprochen wird und sie irgendwo am Stadtrand liegen", fragt er.

In diesem Sinne laden die beiden interessierte Menschen auch gerne in die Arrahma Moschee an der Friedrich-Ebert-Straße in Dinslakener ein. Dort können sich auch Außenstehende mit dem Islam beschäftigen, mit Gläubigen reden und sich über die Religion informieren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort