Dinslaken Integrationsratsvorsitzender wehrt sich

Dinslaken · Turhan Tuncel mag sich nicht nachsagen lassen, es mangele ihm am richtigen Demokratieverständnis und wirft stattdessen seinen Kritikern aus der SPD vor, die bislang erfolgreiche Arbeit diskreditieren zu wollen.

Dinslaken: Integrationsratsvorsitzender wehrt sich
Foto: DIN

Sezgin Özen und Peter Steinbeißer, SPD-Vertreter im Stadtrat und Mitglieder des Integrationsrates, sahen sich nach den jüngsten Entwicklungen zu einem eindringlichen Appell veranlasst: Das Gremium, so ihre Forderung, müsse schleunigst zur Sacharbeit zurückfinden. Dieser Appell hat allerdings offenbar eher zu einer Verhärtung der Fronten beigetragen. Integrationsratsvorsitzender Turhan Tuncel weist die Kritik der Sozialdemokraten zurück und kritisiert seinerseits die Kritiker.

Ausgangspunkt ist ein seit dem vergangenen Jahr schwelender Streit im Integrationsrat, dessen Mitglied Yilmaz Adiyaman, Tuncel, aber auch dem städtischen Integrationsbeauftragten Burhan Cetinkaya vorwirft, ihn aus dem Gremium drängen zu wollen, weil er Kritik an aus seiner Sicht in Lohberg vorhandenen Radikalisierungstendenzen geübt habe. Özen und Steinbeißer hatten dann nach der letzten nichtöffentlichen Sitzung des Integrationsrates klar gestellt, dass es nicht ihrem Demokratieverständnis entspreche, wenn auf ein demokratisch gewähltes Mitglied dieses Gremiums Druck ausgeübt werde. Das nun wieder rief Tuncel auf den Plan, der erklärte, keinen Druck ausgeübt zu haben. "Das kann ich ja gar nicht", sagte er. Er machte allerdings auch klar, dass für ihn eine Zusammenarbeit mit Adiyaman nicht mehr in Frage käme. Auch einer seiner Stellvertreter, Erol Tonk, so Tuncel, habe Adiyaman bedeutet, dass dieser der Arbeit im Integrationsrat offenbar nicht gewachsen sei. Adiyman, habe, so der Integrationsratsvorsitzende weiter, kaum ernsthaftes Interesse an der Arbeit im Gremium gezeigt. Im Gegenteil, mit seinen unhaltbaren Vorwürfen habe er den Integrationsrat spalten wollen. Ursprung der Kritik Adiyamans sei ein privater Rachfeldzug, der im Integrationsrat nichts zu suchen habe.

Geärgert haben Tuncel die Aussagen der SPD-Ratsvertreter zu seinem Demokratieverständnis. Er habe sich seit vielen Jahren politisch und gesellschaftlich engagiert - unter anderem als freigestellter Betriebsrat der Zeche Lohberg. Da brauche er sich kein mangelndes Demokratieverständnis vorwerfen lassen. Tuncel erinnerte auch an sein Engagement im Integrationsrat, als dieser noch Ausländerbeirat hieß. Schon damals sei gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Weiss in Sachen Integration einiges vorangebracht worden. Allerdings habe er schon damals den Eindruck gehabt, dass die Sozialdemokraten eher bremsend agierten. Das sei unter anderem der Grund gewesen, dass er die Partei verlassen und bei der Gründung der Alternativen Wählergemeinschaft, deren Vorsitzender er heute ist, mitgemacht habe. Auch der amtierende Integrationsrat investiere viel in die sachliche Arbeit und habe gemeinsam mit dem städtischen Integrationsbeauftragten, dessen Einstellung sich als Glücksfall erwiesen habe, Erfolge verzeichnen können. Tuncel nannte beispielsweise den "Dinslakener Appell", die große Veranstaltung auf dem Neutorplatz unter Beteiligung aller großen Religionsgemeinschaft gegen Gewalt und Intoleranz oder das Dinslakener Integrationskonzept. Diese Erfolge werde man sich nicht kaputtreden lassen. Er habe aber, so Tuncel, den Eindruck, dass die Vorwürfe Adiyamans jetzt zum Anlass genommen werden sollten, die "bunte Liste", die er zur Wahl des aktuellen Integrationsrats aufgestellt habe, zu diskreditieren. Über diese Liste ist im Übrigen auch Adiyaman in den Integrationsrat eingezogen. Er habe sich von diesem durchaus Impulse für die Arbeit des Gremiums erhofft, sei aber schwer enttäuscht worden, sagte Tuncel, der ankündigte, dass er Strafanzeige gegen Adiyaman wegen Verleumdung erstatten werde. Diesen Schritt hat die Stadt, wie berichtet, im Namen ihres Mitarbeiters Burhan Cetinkaya, ebenfalls angekündigt.

Heinrich Mühmert, Ratsvertreter der Offensive Dinslaken, hat unterdessen angesichts der Vorgänge im Integrationsrat eine Sondersitzung des Rates beantragt. Diese soll das Ziel haben, den Integrationsrat "neu aufzustellen". Der Integrationsrat sei ein demokratisch gewähltes Gremium, das vom Rat nicht abgesetzt werden könne, hieß es dazu aus dem Rathaus.

(RP)
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