Unsere Woche Ist Michael Heidinger noch ein Bürgermeister für alle?

Dinslaken · Warum das Handeln des Dinslakener Bürgermeisters in der Bäderdiskussion eine ganz entscheidende Frage aufwirft, die er dringend beantworten sollte.

Was ein Angler in dieser Woche aus dem Wesel-Datteln-Kanal gefischt hat, darf man mit Fug einen "Bombenfang" nennen. Gott sei Dank hat der Mann die Explosivität des Inhalts der Plastiktüte, die er aus dem Wasser zog, sofort erkannt und die Polizei informiert. Die hat die von einem inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Voerder selbst gebastelten Sprengsätze von einem Experten unschädlich machen lassen.

Ob Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger einen genauso wachen Blick für explosive Mischungen hat wie der Angler am Kanal darf man, so wie er sich in der Bäderdiskussion aufführt, inzwischen schon bezweifeln. Klar, bislang war in der Politik mehr oder weniger einhellige Auffassung, dass es in Hiesfeld richtig laut knallen würde, wenn das Bad im Mühlendorf geschlossen würde. Diese Vorstellung hat die Politik - auch das in großer Gemeinsamkeit - zu einem entscheidenden Fehler verleitet, der sie in diesem Jahr eingeholt. Sie hat sich, als das alte Volksparkbad saniert werden musste, für eine Lösung entschieden, die keine war. Statt schon damals das Hiesfelder Bad zu schließen und ein Schwimmzentrum im Volkspark zu bauen, das diesen Namen tatsächlich verdient, hat sie beschlossen, mit dem DINamare ein Schwimmbad zu bauen, das dem tatsächlichen Bedarf in Dinslaken nicht genügt und sie hat in neue Gebäude in Hiesfeld investiert, ohne sich Gedanken über die schon damals bekannt marode Technik des Bades zu machen. Die Christdemokraten haben diesen Fehler inzwischen offenbar erkannt und wollen, auch wenn das in Hiesfeld selbstverständlich auf Proteste stoßen wird, eine wirkliche Lösung des Problems, die allen Dinslakenern nutzen würde.

Bürgermeister Dr. Michael Heidinger hat sich allerdings auf die Seite der Hiesfelder, besser gesagt, der Hiesfelder, die unter allen Umständen ihr Bad behalten wollen, geschlagen. Das zeigen seine Auftritte beim Freibadverein, das zeigt aber auch der von seiner Verwaltung aus dem Bädergutachten abgeleitete Vorschlag, das Hiesfelder Bad in ein Naturbad umzuwandeln, obwohl das Gutachten selbst Zweifel an dieser Lösung nährt.

Dieser Vorschlag, den der Bürgermeister ja nicht einmal selbst mehr verteidigt, diente offenbar einzig und allein dem Zweck, den Badstandort Hiesfeld mit allen Mitteln zu verteidigen. Und auch nachdem dieser Vorschlag gescheitert sein dürfte, hält der Bürgermeister, der bekanntlich Mitglied im Freibadverein ist, offenbar unbeirrbar an diesem Standort fest. Michael Heidinger hat sich schon sehr frühzeitig festgelegt. So frühzeitig, dass er es offenbar nicht einmal mehr für nötig befunden hat, ins Kalkül zu ziehen, dass es auch andere Interessen als die der Hiesfelder geben könnte.

Ein Gespräch mit den Schwimm- und Wassersportvereinen, die über eine Vielzahl der Mitglieder des Feibadvereins verfügen, soll erst am Montag stattfinden - einen Tag vor der Ratssitzung, in der die Politik eigentlich über das Thema entscheiden sollte.

Und auch wenn diese Entscheidung nun auf den März des nächsten Jahres verschoben werden dürfte, muss sich der Bürgermeister schon jetzt eine alles entscheidende Frage gefallen lassen: Hat er bei seinem Handeln tatsächlich die Interessen aller Dinslakener im Blick, gibt er sich überhaupt hinreichend Mühe die unterschiedlichen Interessenlagen kennen zu lernen oder lässt er sich lediglich von denen treiben, die laut genug auf sich aufmerksam machen. In der Bäderdiskussion erweckt der Bürgermeister genau diesen Eindruck.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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