Dinslaken Italienisches Flair im Burgtheater

Dinslaken · Plovdiver Symphoniker begeistern mit ihrer Darbietung von Verdis Oper "Nabucco" das Publikum.

 Das Bühnenbild wurde mit Treppe und Podest zum multifunktionalen Requisit.

Das Bühnenbild wurde mit Treppe und Podest zum multifunktionalen Requisit.

Foto: Heiko Kempken

Das Burgtheater ist zwar nicht die Arena di Verona, doch am Freitagabend brachten die 120 Mitwirkenden aus Orchester und Chor der Plovdiver Symphoniker mit Solisten von den großen Bühnen der Welt und ihrer Aufführung von Guiseppe Verdis Oper "Nabucco" italienisches Flair und ein eindrucksvolles Hörerlebnis nach Dinslaken.

Vor einem großen Bühnenbild, das den Tempel Jerusalems zeigt und mit Treppe und Podest gleichzeitig multifunktionales Requisit war, entführten die Künstler ihr Publikum unter der Regie von Nadja Hristozova in die Welt Nebukadnezars. Eine Welt voller Machtgier und Intrigen, aber auch voller Hoffnung auf Frieden sowie eine bessere Zukunft und den Glauben an Gott. Die Babylonier stürmen unter Nebukadnezar Jerusalem. Dass sie dessen Tochter Fenena als Geisel haben, schützt die Hebräer unter Hohepriester Zacharias aber nicht vor der Gefangenschaft.

Zwar werden die Geiseln von Fenena, die inzwischen zum jüdischen Glauben übergetreten und in den hebräischen Königssohn Ismael verliebt ist, befreit, doch ihre Rettungsaktion wird von ihrer Schwester Abigail durchkreuzt. Nachdem sie herausgefunden hat, dass sie nicht Nebukadnezars Tochter ist, sondern eine Sklavin, und ihre Liebe zu Ismael unerwidert bleibt, beschließt Abigail, mit Hilfe der Baalspriester selbst den babylonischen Thron zu besteigen. Sie nimmt ihrer Rivalin Fenena, die in Nebukadnezars Abwesenheit die Regentschaft übernommen hatte, die Krone ab. Doch bevor sie sich selbst krönen kann, erscheint Nebukadnezar, nimmt die Krone und erklärt sich zum Gott, dem alle zu huldigen haben. Vom Blitzschlag getroffen, verfällt Nebukadnezar dem Wahnsinn und Abigail ergreift die Chance, die Macht zu übernehmen. Sie erschleicht sich die Unterschrift des verwirrten Vaters, der damit das Todesurteil der Hebräer, einschließlich Fenena, unterschreibt.

Als Nebukadnezar dies erkennt, ist er längst Abigails Gefangener. Im Kerker kehrt sein Verstand zurück, und im letzten Augenblick kann er mit seinen Anhängern die Hinrichtung verhindern. Er schenkt den Hebräern die Freiheit und bekennt sich zu seinem neugefundenen Glauben an Gott. Auch Abigail, die sich angesichts ihrer Niederlage vergiftet hat, schließt sich im Sterben den Gebeten der Hebräer an und setzt ihre Hoffnung auf Gott. Die Aufführung in Dinslaken glänzt vor allem dank der grandiosen Gesangsdarbietungen. Sopranistin Rosella Redoglia (Abigail), Bass Silvio Tullio Falzoni (Zacharias) und Bariton Paolo Ruggiero, der gekonnt den Bogen vom mächtigen Nebukadnezar hin zum gebrochenen Mann und schließlich zum Bekehrten spannt, beeindrucken.

Besonders stimmungsvoll ist die wohl berühmteste Szene der Oper: Der Chor der Gefangenen. Die Bühne im mittlerweile dunklen Burgtheater ist nur schwach in blaues Licht getaucht, was den behutsamen und hoffnungsvollen Gesang des Chors noch mehr zur Geltung bringt und für Gänsehaut sorgt. Dazu trägt auch das wunderbar spielende Orchester unter der Leitung von Nayden Todorow bei. Nur in der Eingangsszene der Oper übertönt die Musik ein wenig den Gesang des Chores. Danach sind Orchester, Chor und Solisten perfekt aufeinander abgestimmt und bescheren dem Publikum einen glanzvollen Opernabend unter freiem Himmel, der mit minutenlangem Applaus endet.

Mit seinem Werk "Nabucco", das auch Freiheitsoper genannt wird, befreite Verdi sich auch selbst aus einer Lebenskrise - innerhalb weniger Monate starben seine zwei kleinen Kinder und seine Frau und auch beruflich war er an einem Tiefpunkt angelangt - und begründete seinen Erfolg als Opernkomponist.

(cor)
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