Dinslaken Jägerhof-Unfall gibt immer noch Rätsel auf

Dinslaken · Am zweiten Tag der Berufungsverhandlung um den tödlichen Verkehrsunfall vor der Gaststätte Jägerhof vor vier Jahren sagte gestern die Mutter des 28-jährigen Angeklagten aus.

 Nach dem tödlichen Unfall vor drei Jahren erinnerten Blumen und Kerzen an das schreckliche Geschehen.

Nach dem tödlichen Unfall vor drei Jahren erinnerten Blumen und Kerzen an das schreckliche Geschehen.

Foto: Martin Büttner

Sie hatte ihren Sohn in der Nacht von einer Feier abgeholt. Danach war er noch in seinen Pkw gestiegen und nach Dinslaken gefahren. Die 58-Jährige gab an, ihr Sohn habe sie in der Nacht angerufen, ob sie ihn von der Geburtstagsfeier eines Bekannten in Oberhausen abholen und nach Hause bringen kann. Ihre Schwiegertochter sei schwanger gewesen und habe deshalb schon vorher die Feier verlassen. Sie habe ihn öfter abgeholt, wenn er etwas getrunken hatte, gab die Frau an. In dieser Nacht - er sei ihr gar nicht alkoholisiert vorgekommen - habe sie ihn zu Hause abgesetzt, aber nicht gewartet, bis er ins Haus ging.

Etwa 15 Minuten später, noch auf dem Rückweg, erreichte sie sein Anruf auf dem Handy: "Es ist was Schlimmes passiert!", habe er gesagt. Er sei vor der elterlichen Firma in Dinslaken. Schon bevor sie dort ankam, habe sie gesehen, dass es einen Unfall gegeben haben muss. Das Auto des Sohnes war dort, auch an einen Rettungswagen könne sie sich erinnern. Angehalten habe sie nicht. Als sie bei der Firma eintraf, habe der Sohn vor dem Tor gestanden und schockiert gewirkt. Auf die Frage, was passiert sei, habe er gesagt, er wisse es nicht. Es habe einen Knall gegeben und das Auto habe nicht mehr reagiert. Mehr wisse sie nicht. Sie habe aber noch die Polizei gerufen.

Auf eindringliche Befragung der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger beteuerte sie, auch in all den Jahren nicht mehr von ihm erfahren zu haben. Er habe weder gesagt, welchen Weg er fuhr, noch wie schnell er war oder ob die Ampel rot war. Bis heute habe er ihr nicht auf die Fragen geantwortet. "Kann es sein, dass Sie mehr wissen?", insistierte der Staatsanwalt. Er hielt ihr vor, dass mehrere Zeugen sagten, dass der heute 28-Jährige auf dem Standstreifen oder dem Gehweg fuhr. Die Frau verneinte die Frage.

Auch das Ehepaar, bei dem an dem Abend Geburtstag gefeiert wurde, sagte aus. Es sei eine Gartenparty zum 50. Geburtstag ihres Mannes gewesen, sagte die Frau aus Oberhausen. Der Angeklagte sei ein guter Freund ihres Sohnes gewesen. Dass er das jetzt nicht mehr ist, habe aber nichts mit dem Unfall zu tun. Er war mit seiner Frau eingeladen. Die 55-Jährige konnte bestätigen, dass es der Frau des Angeklagten nicht gut ging und sie schon eher nach Hause fuhr. Auch wisse sie, dass der junge Mann sich später von seiner Mutter abholen ließ. Von dem furchtbaren Unfall habe sie erst am nächsten Tag in der Zeitung gelesen. Sie habe sich selber Vorwürfe gemacht, ob man das nicht hätte verhindern können.

Auch der Ehemann der Zeugin gab an, von dem Vorfall erst aus der Zeitung erfahren zu haben. Er wisse noch, dass der Angeklagte wohl von zu Hause in die Diskothek fahren wollte. Zu ihm habe er keinen Kontakt mehr. "Ich war sauer auf den", sagte er auf Nachfrage. Weil der Angeklagte nach seiner Feier noch Auto fuhr.

Die Eltern des getöteten 19-Jährigen und der schwer verletzte Freund treten als Nebenkläger auf. Sachverständige sollen zu der strittigen Frage Stellung nehmen, wie der Unfall geschehen konnte. Mehrere Zeugen gaben an, dass die Opfer auf dem Gehweg in der Nähe des Jägerhofs standen, als das Auto sie erfasste. Der Fahrer hatte knapp ein Promille Alkohol im Blut. Er war in erster Instanz zu einer Bewährungsstrafe von 13 Monaten verurteilt worden. Er legte Berufung ein. Das Urteil könnte am Dienstag fallen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort