Dinslaken Jeanette-Wolff-Skulptur: Wettbewerb entschieden

Dinslaken · Ein Denkmal auf dem nach ihr benannten Platz an der Neutor-Galerie soll an die verfolgte Jüdin und prominente Sozialdemokratin erinnern. Der Entwurf von Steffi Schöne hat die Jury überzeugt.

 Steffi Schöne lässt das auf dem Pflaster verzerrte Bild Jeanette Wolffs auf einer Edelstahl-Stele als Porträt sichtbar werden.

Steffi Schöne lässt das auf dem Pflaster verzerrte Bild Jeanette Wolffs auf einer Edelstahl-Stele als Porträt sichtbar werden.

Foto: Martin Büttner

57 Künstler haben Entwürfe für das Jeanette-Wolff-Denkmal eingereicht. Zehn hat die Jury ausgewählt, die Modelle in der Neutor-Galerie ausgestellt und die Dinslakener gebeten, ihre Stimme abzugeben. 670 haben das getan. Mit 117 Stimmen lag in der Publikumsgunst der "Lokalmatador" Alfred Grimm vorn. Das Bürgervotum zählte aber nur als eine Stimme. Die acht übrigen Jurymitglieder haben sich anders entschieden. Einmütig sprachen sie Steffi Schöne den mit 1000 Euro dotierten 1. Preis zu. Die Künstlerin aus Horb am Neckar lag bei der Abstimmung der Dinslakener Bürger allerdings auch nur drei Stimmen hinter Grimm, den die Jury auf dem dritten Platz sah. Zweitplatzierter ist der Berliner Lukas Glinkowski. Ronny Schneider, Vorsitzender des Dinslakener Kulturausschusses, gratulierte den drei Preisträgern gestern Abend bei einer kleinen Feierstunde im Empfangssaal des Rathauses.

 Lukas Glinkowski mit dem Modell seiner Graffiti-Mauer.

Lukas Glinkowski mit dem Modell seiner Graffiti-Mauer.

Foto: Büttner Martin

Die Ausdrucksform, für die sich Steffi Schöne entschieden hat, hat Tradition in der Kunst, findet sich von Leonardo da Vinci bis in die zeitgenössische Moderne. Aber, wie Ronny Schneider in seiner Laudation erklärte, als Skulptur im öffentlichen Raum gibt es sie so bislang noch nicht. Die Künstlerin, die ihre Kindheit und Jugend in Halle an der Saale verbracht, Kunstgeschichte in Köln und Düsseldorf studiert und dann ein Bildhauerei- und Multimedia-Studium in Wien absolviert hat, arbeitet mit einem verzerrten Bild von Jeanette Wolff, das sie mit einem dunklen Material auf das Pflaster aufbringt und das sich dann auf einer Zylindersäule aus Edelstahl als realistisches Porträt spiegelt. Das Wesen einer solchen Anamorphose liege also, so Schneider, in der Verzerrung und Entzerrung in Abhängigkeit von der Wahrnehmung des Betrachters. Es bedürfe eines bestimmten Standpunktes oder optischen Hilfsmittels, um das Bild korrekt zu sehen. Hier liege für die Künstlerin die Parallele zu Jeanette Wolff, die von den Nazis ins Konzentrationslager verschleppt wurde und nach ihrer Befreiung als engagierte Frau und Sozialdemokratin am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft mitwirkte. "Es kann sich nur versöhnen, der seine Wahrnehmung beziehungsweise Perspektive zum Unversöhnlichen ändert", erklärte Schneider, was die Jury vom Entwurf Steffi Schönes überzeugt hat. Die Skulptur bringe die Tugenden "Toleranz und Versöhnung", für die Jeanette Wolff stehe, zum Ausdruck.

 Alfred Grimms Entwurf erinnert an die zwei Leben der Jeanette Wolff.

Alfred Grimms Entwurf erinnert an die zwei Leben der Jeanette Wolff.

Foto: Büttner Martin

"Ich wollte das Menschliche hinter der historischen Person hervorholen", sagte Steffi Schöne, für die die Arbeit auch eine neue künstlerische Herausforderung war. Bislang hat sie noch keine Skulptur für den öffentlichen Raum geschaffen. Im nächsten Jahr wird eine in Dinslaken stehen.

(RP)
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