Nach Hochwasser in Voerde Jetzt kommt das Aufräumen

Dinslaken · Die Pegelstände am Rhein sinken langsam wieder ab. Zurück bleibt das vom Fluss angeschwemmte Treibgut, unter dem sich neben Zweigen und Ästen auch jede Menge Müll findet. Hier werden noch Aufräumarbeiten am Rheindeich nötig sein.

 Zwischen diesen Rückständen des Hochwassers befindet sich die gesamte Bandbreite von Abfällen der modernen Gesellschaft.

Zwischen diesen Rückständen des Hochwassers befindet sich die gesamte Bandbreite von Abfällen der modernen Gesellschaft.

Foto: Martin Büttner

Von seinem Haus aus hat Ingo Hülser, Deichgräf des Deichverbands Mehrum, der sich um den Hochwasserschutz in Voerde kümmert, einen guten Blick auf Deich und den dahinterliegenden Rhein. "Die Pegelstände sinken wieder", stellt er mit einem Blick aus dem Fenster fest. Das Hochwasser selbst hatte er gelassen betrachtet. "Da hatten wir schon wesentlich höhere Pegelstände hier und hätten auch noch einige Meter Spielraum gehabt", erklärt er.

"An einigen Stellen stand das Wasser gerade mal am Deichfuß." Was allerdings bleibt, ist das Treibgut, dass die Wassermassen des Flusses mit ans Voerder Rheinufer gebracht haben. Ingo Hülser, der selbst auch als Landwirt mit Wiesen im Rheinvorland vom Hochwasser betroffen ist, weiß genau, was sich entlang des Ufers findet. "Die Rheinwiesen vom Schwemmgut freizubekommen, ist jedes Jahr eine Standardprozedur", erklärt er. Dabei muss der angespülte Unrat oft aufwendig per Hand aus den Wiesen gesammelt werden.

Dabei finden sich keineswegs nur einige Reste von Ästen und Zweigen entlang des Deiches. Zwischen diesen Rückständen des Hochwassers befindet sich die gesamte Bandbreite von Abfällen der modernen Gesellschaft: Plastikflaschen treiben auf dem Fluss genau so wie Glasflaschen, die vormals hochprozentige Getränke beinhalteten. "Wenn da Pfand drauf wäre, könnte man hier reich werden mit Flaschensammeln", kommentiert Ingo Hülser diese Art des Treibgutes. Etwas anderes gibt ihm allerdings eher zu denken: Der Plastikmüll in allen erdenklichen Formen und Farben, den der Rhein mit seinem Wasser auch an die Voerder Deiche spült. "Das macht einen schon nachdenklich, was wir unserer Umwelt antun. Vor allem landen diese ganzen Dinge ja über den Fluss auch irgendwann im Meer", sagt Ingo Hülser.

Keine Sorgen müssen sich die Bewohner hinter den Rheindeichen über das Wasser machen, das derzeit zwischen den Voerder Stadtteilen Mehrum und Ork noch in den Wiesen steht. "Ich wurde schon gefragt, ob der Deich undicht wäre", erzählt Deichgräf Ingo Hülser. Keineswegs. Das Wasser in den Wiesen steigt von unten an die Oberfläche und zeigt damit einen unterirdischen Druckausgleich an. "Das ist ein durchaus gewünschter Effekt", sagt Ingo Hülser. Genauso gewünscht wie der Wind, der sich zum Scheitelpunkt des Hochwassers einstellte, und einen Großteil des Treibgutes weg vom Ufer in den Fluss drückte. "Zumindest hier in Ork", kommentiert Ingo Hülser. "Richtung Mehrum macht der Fluss ja eine große Biegung und da sieht es schon wieder ganz anders aus."

In der Tat. Am Fuße des Rheindeichs im Mehrum ist ein Streifen aus Treibgut deutlich sichtbar. Auch hier finden sich neben Zweigen andere Dinge wie Plastikeimer, Verpackungen oder gar Schuhe unter den vom Rhein angeschwemmten Dingen. Auch im Rheindorf Götterswickerhamm hat der Fluss den Leinpfad entlang des Flussufers zwar wieder freigegeben, doch das Hochwasser hat deutliche Spuren hinterlassen. Ein großer Ast liegt neben den Bäumen an der Rheinpromenade des Dorfes. Der Pfad entlang des Ufers ist zwar größtenteils frei, doch an einigen Stellen müssen die Spaziergänger auch hier über Äste, Verpackungen oder Glas- und Plastikflaschen hinwegklettern, bevor sie ihren Weg fortsetzen können. Der Weg, der neben dem Dorfgemeinschaftshaus von der Dammstraße Richtung Ufer führt, gleicht einer Sammelstelle für Treibgut: Äste und Zweige, metallene Dosen, leere Plastiktüten und sogar ein Turnschuh finden sich hier. "Unglaublich, was der Fluss alles zurückgelassen hat", kommentiert ein Spaziergänger die Treibgut-Ansammlung.

 "Die Rheinwiesen vom Schwemmgut freizubekommen, ist jedes Jahr eine Standardprozedur", sagt Deichgräf Ingo Hülser.

"Die Rheinwiesen vom Schwemmgut freizubekommen, ist jedes Jahr eine Standardprozedur", sagt Deichgräf Ingo Hülser.

Foto: Martin Büttner

Für die Aufräumarbeiten direkt am Deich ist der Deichverband selbst zuständig. An anderen Stellen werden sich Landwirte oder Anwohner um die vom Rhein mitgebrachten Überreste des Hochwassers kümmern müssen.

(RP)
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