Dinslaken Keimzelle des Terrors im Haus des Bildungsvereins?

Dinslaken · Nach der Verhaftung des mutmaßlichen IS-Terroristen Nils D. in Dinslaken stellt sich wieder einmal die Frage, was junge Menschen in die Fänge der gewalttätigen Islamisten treibt. Dabei gerät ein Lohberger Bildungsverein in den Fokus.

 Im Ledigenheim hatte von 2011 bis 2013 ein angeblicher Bildungsverein Räume gemietet, der eine Keimzelle der Radikalisierung junger Dinslakener gewesen sein soll. Philip B. (kleines Foto), von dem es heißt, dass der als Selbstmordattentäter in Syrien gestorben ist, soll Kassierer des Vereins gewesen sein.

Im Ledigenheim hatte von 2011 bis 2013 ein angeblicher Bildungsverein Räume gemietet, der eine Keimzelle der Radikalisierung junger Dinslakener gewesen sein soll. Philip B. (kleines Foto), von dem es heißt, dass der als Selbstmordattentäter in Syrien gestorben ist, soll Kassierer des Vereins gewesen sein.

Foto: RP-Archivfotos

Eine Keimzelle der Radikalisierung junger Dinslakener, die sich später den Terroristen des Islamischen Staates angeschlossen haben und in den Krieg nach Syrien gezogen sind, könnte ein Lohberger Bildungsverein gewesen sein, der, wie das Rathaus gestern bestätigte, von 2011 bis 2013 im ehemaligen Ledigenheim Räume angemietet hatte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, sollen einige Funktionäre dieses Vereins inzwischen in Syrien den Tod gefunden haben. Philip B., der sich angeblich im August vergangenen Jahres als Selbstmordattentäter bei einem Anschlag auf kurdische Kämpfer mit seinen Opfern in die Luft gesprengt hat, soll Kassenwart des Vereins gewesen sein. Vom Leichnam von Hassan D., der laut FAZ-Bericht angeblich bei der Gründungsversammlung des Lohberger Vereins Protokoll geführt hat und dessen zweiter Vorsitzender war, sollen Bilder im Internet kursieren. Im Ledigenheim hielt der angebliche Bildungsverein sein Treffen auf der zweiten Etage des Gebäudetraktes an der Steigerstraße - Tür an Tür mit dem Integrationsrat - ab.

Hans-Karl Bellinghausen, Vorsitzender der Stiftung Ledigenheim, die für die Vermietung der Räumlichkeiten zuständig ist, erinnert sich noch gut an die damaligen Verhandlungen mit dem Vorsitzenden des Vereins Mustafa T. "Wir hatten keinerlei Veranlassungen an der Seriosität des Vereins zu zweifeln", berichtete er gestern. Mustafa T. sei sehr überzeugend aufgetreten und habe erklärt, dass der Verein sich dem Ziel verschrieben habe, Jugendliche von der Straße zu holen und ihnen ein Leben zu ermöglichen, wie es T. selber führe. Für die Seriosität des Vereinsvorsitzenden sprach auch, dass er, was die Stadt ebenfalls bestätigte, einige Zeit als Vertreter der islamischen Gemeinden im Schulausschuss wirkte.

Zwar habe es gelegentlich Gerüchte gegeben, dass der Verein zur Salafisten-Szene gehöre, so Bellinghausen. Diesen Gerüchten sei man auch nachgegangen, doch habe die Stiftung keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass von dem Verein irgendeine Gefahr ausgehe. Bestätigt konnte sie sich dabei auch von den Sicherheitsbehörden fühlen. Als der vom Lions-Club finanzierte Dokumentarfilm über den Dinslakener Holocaust-Überlebenden Fred Spiegel im Ledigenheim gezeigt worden ist, habe es im Vorfeld intensive Überprüfungen durch die Sicherheitsbehörden gegeben, weil hochrangige israelische Gäste erwartet worden seien. Dabei hätte die Stiftung auch eine Liste aller Mieter vorlegen müssen, zu denen zu diesem Zeitpunkt auch noch der Bildungsverein gehörte.

Die Stiftung habe von den Sicherheitsbehörden aber keinerlei Hinweise bekommen, dass mit diesem Verein etwas nicht stimme. Im Mai 2013 habe der Verein dann das Mietverhältnis im Ledigenheim gekündigt.

Darüber was aus Mustafa T. geworden ist, gibt es nur Gerüchte. In den "Heiligen Krieg" soll er nicht gezogen sein, aus Lohberg ist er aber offenbar verschwunden.

(RP)
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