Dinslaken Klärwerk passt sich neuer Emscher an

Dinslaken · Im Zuge der Neugestaltung des Flusses baut die Emschergenossenschaft das Klärwerk in Dinslaken bis zum 1. Januar 2018 um. Der Umbau kommt einer Operation am offenen Herzen gleich.

 Blick auf die Großbaustelle, aufgenommen von den Fauleiern des Klärwerks Emschermündung in Barmingholten.

Blick auf die Großbaustelle, aufgenommen von den Fauleiern des Klärwerks Emschermündung in Barmingholten.

Foto: Rupert/Emschergenossenschaft

Auf dem Gelände des Klärwerks Emschermündung (KLEM) an der Grenze zu Oberhausen befindet sich derzeit eine Großbaustelle. Bis zum 1. Januar 2018 wird das Klärwerk umgebaut und modernisiert. Bei einer Besichtigung konnten sich Vertreter der Emschergenossenschaft und externe Gäste einen ersten Eindruck von dem Großprojekt verschaffen. Der Besuchergruppe schloss sich auch Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau an, der sich ein Bild von der "anderen Seite der Emscher" machen wollte.

Auf einem der drei Faultürme in rund 50 Metern Höhe erklärte Ingenieur Jörg Müller die aufwendigen Baumaßnahmen. In zweieinhalb Jahren wird hier der Abwasserkanal Emscher (AKE), der sich von Dortmund über eine Länge von 51 Kilometern durch das Ruhrgebiet ziehen wird, hier enden und letztmalig geklärt. Die Emscher wird dann kein Abwasser mehr führen, da der Kanal diese Aufgabe übernimmt.

Diese ökologische Aufwertung der Emscher hat jedoch einen kompletten Umbau des Klärwerks zur Folge. Statt stark verdünntem Abwasser aus der Emscher müssen die mechanischen und biologischen Reinigungsstufen auf den nährstoffhaltigen Schlamm aus dem AKE angepasst werden. So muss der Zulauf genauso modifiziert werden wie die unterschiedlichen Becken zur Aufbereitung der Abwässer. Was die Sache in Dinslaken nicht einfacher macht, ist der Umstand, so Müller, dass der "Umbau der Becken unter laufendem Betrieb stattfindet".

So muss jeder Arbeitsschritt genaustens abgestimmt sein. Der Wasserstand, der vom Regen und der Tageszeit abhängig ist, erschwert das Projekt zusätzlich. Durch den Umbau werden im Klärwerk momentan durchschnittlich 20 000 Liter Wasser pro Sekunde behandelt, vor den Baumaßnahmen waren es etwa 30 000. Müller betont, dass bei den Baumaßnahmen neben der Aufwertung der Emscher auch "energetische Gesichtspunkte" eine gewichtige Rolle spielen.

Etwa Prozent der Energiekosten einer Kläranlage entstehen durch die Belüftung des Schlamms. Durch die Optimierung der Anlagen könnten langfristig Einsparungen in Millionenhöhe ermöglicht werden. Die reinen Baukosten bezifferte der Ingenieur auf 116 Millionen Euro, insgesamt wird das Projekt 145 Millionen Euro kosten.

"Es ist wohl das technisch aufwendigste Projekt, das wir zu bewältigen haben", konstatierte Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Ein anderes Projekt auf der 75 Hektar großen Fläche konnte bereits im November 2013 fertiggestellt werden: Das Emscher-Technikum. Dabei handelt es sich um ein Labor, in dem einzelne Schritte der Abwasserklärung im Kleinen simuliert werden können. Peter Jagemann erklärte dazu: "Wir wollen hier verschiedene Dinge an der biologischen Stufe testen", etwa die Elimination von Spurenstoffen. Im Klartext heißt das: Hier wird getestet, wie man ökologischer und effizienter mit Abwasserschlamm umgehen kann. So kann eine gesteigerte Faulgasausbeute zu einer höheren Eigenstromversorgung führen, was wiederum Kosten einspart.

Die Ergebnisse der Versuche werden wichtig sein, wenn der Abwasserkanal voraussichtlich 2018 an das Klärwerk angeschlossen wird. Denn erst dann wird man sehen, wie sich die Umstellung von der Flusskläranlage auf ein Klärsystem für einen reinen Abwasserkanal auswirkt. Optimierungsbedarf gibt es immer.

(RP)
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