Dinslaken Klavierspiel von Spektakel bis Gefühl

Dinslaken · Bei der jungen Sommernacht der Klassik im Rahmen des Fantastivals begeisterte Christopher Park das Publikum.

 Junger Virtuose am Klavier: Christopher Park begeisterte das Publikum zur "Jungen Sommernacht der Klassik" im Rahmen des Fantastivals mit seinen Klavierspielkünsten.

Junger Virtuose am Klavier: Christopher Park begeisterte das Publikum zur "Jungen Sommernacht der Klassik" im Rahmen des Fantastivals mit seinen Klavierspielkünsten.

Foto: Heinz Kunkel

Dass Profis mit einem Handtuch den Ort ihres Auftritts betreten, kennt man sonst eigentlich eher von Tennisspielern, die auf den Platz schreiten. Christopher Park bringt sich ein Handtuch mit auf die Bühne. "Ich schwitze jetzt schon", gesteht er. "Ich hatte mir schon überlegt, in kurzer Hose zu spielen, aber das wollte ich Ihnen dann doch nicht antun", wendet er sich an das Publikum im relativ gut gefüllten Burginnenhof. Dann eröffnet der 26-Jährige sein Dinslakener Gastspiel mit Nikolaj Kapustins "Variationen über ein Thema von Sacre du Printemps" und dem Publikum wird sofort klar, wie man beim Klavierspielen ins Schwitzen kommt.

Denn Park scheint für jede notierte Note drei bis zehn weitere zu spielen. Seine Finger fliegen förmlich über die Tasten. Die stark rhythmisierten Variationen hören sich sehr nach Jazz an, aber Christopher Park sorgt dafür, dass überall ein wenig Klassik durchscheint. Der junge Pianist setzt in der Musik seine eigenen Akzente - und das mit einer solchen Geschwindigkeit, Präzision und scheinbarer Leichtigkeit, dass ihm seine Zuschauer nur mit gebanntem Gesichtsausdruck erstaunt folgen können. "Bravo"- und "Super"-Rufe begleiten den Applaus nach diesem ersten Stück.

Diese Begeisterung von Seiten der Zuschauer scheint Christopher Park noch mehr anzuspornen. Liszts "Mephisto-Walzer Nr. 1" gleicht der Begleitmusik zu einer Achterbahnfahrt. Der junge Träger des Leonard Berstein Awards lässt hier teils dunkle Tonkaskaden auf die Zuschauer niederregnen, hüpft bei den schnellen Passagen leicht von seinem Sitz vor dem Klavier auf, bevor er das Publikum mit träumerisch anmutenden Melodien, bei denen teilweise kaum noch ein Ton zu hören ist, verzückt.

So geht es auch bei Igor Strawinskis "Trois mouvements de Petrouchka" weiter: Virtuoses Spiel im Rausch der Geschwindigkeit, bei dem Christopher Park auch noch Zeit für kleine Späße hat. Mal hebt er dramatisch die linke Hand vom Klavier, um dann den erhobenen Zeigefinger in die Tasten zu pieksen. Zwischendurch streicht er sich die Haare von der Stirn oder fegt einfach mit der Hand über die Tasten. Es ist ein wahres Klavierspektakel.

Als Kontrast dazu fungieren Beethovens "Appasionata" und die "Sonate in D-Dur op. 10 Nr. 3". Hier regiert das Gefühl in Christopher Parks Spiel. Der junge Pianist produziert manchmal kaum wahrnehmbare Töne, blickt - ganz im Fluss der Musik - in Richtung Himmel und zaubert mit den Fingern weiter. Zwischendurch schüttelt er immer wieder einige virtuos schnell gespielte Passagen aus den mittlerweile hoch gekrempelten Hemdsärmeln. Am Ende gibts nicht nur stehenden Applaus von einem verzückten Publikum, sondern weitere Stücke von Christopher Park als Zugabe zu einem mitreißenden Konzert.

(RP)
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