Dinslaken Klezmer-Feuerwerk und Kishon für Kenner

Dinslaken · "Musik und Lyrik im November": Die Burghofbühne und das Trio 7'40 servierten in der Herz-Jesu-Kirche Oberlohberg satirische Delikatessen und temperamentvolle Musik.

 Das Trio 7'40 begeisterte mit Stücken voller Melancholie und zugleich überschwänglicher Lebensfreude.

Das Trio 7'40 begeisterte mit Stücken voller Melancholie und zugleich überschwänglicher Lebensfreude.

Foto: Gerd Hermann

Ephraim Kishon habe es als Ironie der Geschichte empfunden, so Laura Beerwerth, dass ausgerechnet in Deutschland, 'die Enkel seiner Henker' für seine Lesungen Schlange gestanden hätten. Kishon, der 1924 in Ungarn als Ferenc Hoffmann geboren wurde, verlor den größten Teil seiner Verwandtschaft durch das Morden der Nazis und entkam selbst nur durch Flucht aus dem KZ. Nach dem Krieg zog der Kunsthistoriker nach Israel, wurde Satiriker - und brachte den Deutschen Humor.

Die lieben ihn dafür bis heute und strömen in Scharen herbei, wenn seine absurden, mit feinem Humor verfassten Geschichten auf dem Programm stehen. So wie am Totensonntag in der Herz-Jesu-Kirche in Oberlohberg, wo der Förderverein der Kirche und das Landestheater Burghofbühne ihre vor vielen Jahren begonnene Kooperation mit "Musik und Lyrik im November" fortsetzten.

Bahr und Benedikt Thönes lasen, sprachen und spielten drei kleine literarische Kabinettstückchen aus der Feder des 2005 verstorbenen Autoren.

Aber Kishon und die Herz-Jesu-Kirche standen nur für zwei der drei 'K', mit denen der frühe Sonntagabend überschrieben war. Das dritte 'K' stand für Klezmer. Und auch dies war ein Grund, dass im Gotteshaus bis hoch zur Empore kein freier Platz mehr zu ergattern war. Erst Anfang Februar gab das 7'40 Trio in der Herz-Jesu ein Konzert mit so großem Erfolg, dass Klarinettist Vase Zlatkov, Slavi Nikolaev Grigorov am Akkordeon und Kontrabassist Vladyslav Vorobel nun erneut von der Vorsitzenden des Fördervereins Käthi Klein eingeladen wurden, ihre ostjüdische Musik voller überschwänglicher Lebensfreude und darunter verborgener Melancholie virtuos und mit Temperament und Gefühl zu spielen.

Kishon brachte Deutschland nicht nur wie im "Jüdischen Poker" ein satirisch überspitztes Leben in Israel nahe. Mit seinen Familiengeschichten landete er Treffer in Jedermanns Alltag. Christoph Bahr las in komischer Verzweiflung vom Vater, der die Vorliebe möglichst laut gespielter Rockmusik seiner Kinder mit ebenso lautem Trompetespielen beantwortet - und so bei den Jugendlichen punkten kann.

Benedikt Thönes ("Der Schatz im Silbersee") hat die Ein-Mann-Action seines Solostückes an der Burghofbühne bereits verinnerlicht.

Und dies sehr zum Vergnügen des Publikums in Herz Jesu. Thönes schrie, jammerte und wirbelte am Lesepult durch den "Abend des langen Messers." Kräftiger, lang anhaltender Beifall für Klezmer und Kishon in der Kirche.

(RP)
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