Dinslaken Kneipensterben: Auch Josef Latz gibt auf

Dinslaken · Nach 50 Jahren hinter dem Tresen geht der Gambrinus-Wirt in den Ruhestand.

 Josef Latz und seine Lebensgefährtin Cilli Römer geben den Betrieb auf.

Josef Latz und seine Lebensgefährtin Cilli Römer geben den Betrieb auf.

Foto: Kempken

Mit der Silvesterparty endet für Josef Latz und seine Lebensgefährtin Cilli Römer nicht nur ein Jahr, sondern eine Ära. Denn schweren Herzens gibt der Wirt des Gambrinus die Traditionsgaststätte an der Hünxer Straße auf. "Das Kneipensterben geht weiter, es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt der 68-Jährige bedrückt.

Die Zeiten, in denen die Bergleute beim Frühschoppen in Zweierreihen an der großen Theke gestanden haben, sind längst vorbei. "Heute stehen hier manchmal fünf oder sechs Leute. Und von den Einnahmen soll ich steigende Energiekosten, Bedienung, Reinigung und anderes bezahlen?" fragt Latz. Hinzu käme, dass man als Speiserestaurant mit den vielen Billiganbietern, die Büffets zu Kampfpreisen anböten, einfach nicht konkurrieren könne. Mit dem Aus des Bergbaus habe das Kneipensterben eingesetzt, beginnend in Lohberg und fortschreitend Richtung Innenstadt. Das klassische Klientel von früher sei heute alt und müsse teilweise mit einer kleinen Rente auskommen. Abends auf ein gepflegtes Bierchen, einen Plausch und eine Zigarette in die Kneipe zu gehen, sei mit der Rente oft nicht drin.

Apropos Zigarette: Auch das Rauchverbot habe Schuld am Kneipensterben. Wenn Raucher überhaupt noch kommen, stehen sie dauernd vor der Tür, was sehr ungemütlich sei, berichtet Cilli Römer. "Und wenn es jetzt kälter wird, kommen sie dann gar nicht mehr", ergänzt Josef Latz.

Zum guten Schluss: Die Wirtsleute haben keine Kinder, niemand könnte die Gaststätte übernehmen. "Das alles hat dazu geführt, dass wir im September den Entschluss getroffen haben, hier aufzuhören", erklärt Josef Latz. Bitter ist das auch für die zahlreichen Gesangs-, Karnevals- und Schützen-Vereine, die im Gambrinus beheimatet sind und sich nun eine neue Bleibe suchen müssen. Das alles fällt Josef Latz schwer. In den 1920er Jahren ließ sich seine Familie mit einer Metzgerei und einer Gaststätte an der Hünxer Straße nieder. Großvater und Vater waren Wirte, Josef Latz übernahm ihr Geschäft, steht seit dem 18. Lebensjahr am Zapfhahn. Damit ist jetzt Schluss, die Immobilie wird verkauft. Ob dort wieder eine Gaststätte einzieht, ist ungewiss. Wie die Zukunft von Josef Latz und Cilli Römer. "Ich konzentriere mich jetzt erstmal ganz auf das Advents- und Weihnachtsgeschäft, dann sehen wir weiter", sagt der Gastwirt.

(RP)
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