Dinslaken Köse holt Flüchtlinge aus der Anonymität

Dinslaken · Der Dinslakener Autor, Produzent und Regisseur Adnan G. Köse dreht einen Dokumentarfilm, der die alltägliche Situation von Asylsuchenden beleuchtet. Titel: "Letzte Zuflucht". Uraufführung ist im November in der Lichtburg.

 Sie machen sich stark dafür, Flüchtlinge aus der Anonymität der Statistiken herauszuholen: (v.l.) Ingrid Igel, stellvertretende Vorsitzende des TV Jahn Hiesfeld, Regisseur Adnan Köse, Vize-Bürgermeister Eyüp Yildiz und Atilla Alagöz, Hausmeister der Stadt Dinslaken in der Fliehburg.

Sie machen sich stark dafür, Flüchtlinge aus der Anonymität der Statistiken herauszuholen: (v.l.) Ingrid Igel, stellvertretende Vorsitzende des TV Jahn Hiesfeld, Regisseur Adnan Köse, Vize-Bürgermeister Eyüp Yildiz und Atilla Alagöz, Hausmeister der Stadt Dinslaken in der Fliehburg.

Foto: Martin Büttner

Rund 5400 Syrer sind durch das Humanitäre Aufnahmeprogramm von Bund und Ländern bislang in Deutschland angekommen. Weitere 10 000 sollen aufgenommen werden. Tatsächlich, so sagt die Uno-Flüchtlingshilfe haben bislang rund 32 000 Flüchtlinge aus Syrien Schutz in Deutschland gefunden. Der größte Teil gelangte auf illegalen und lebensgefährlichen Wegen übers Mittelmeer. "Aber was verbirgt sich hinter dieser Statistik?" fragte Dinslakens stellvertretender Bürgermeister Eyüp Yildiz gestern im Vereinsheim des TV Jahn Hiesfeld. "Wie denken diese Menschen? Welche Hoffnungen haben sie?"

Der Dinslakener Regisseur Adnan G. Köse will diese Fragen in einem Dokumentarfilm beantworten. Er trägt den Titel "Letzte Zuflucht" und wird im Rahmen des Bundesprogramms "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" vom Bundesfamilienministerium und der Stadt Dinslaken gefördert. Gestern stellte der Regisseur sein ebenso spannendes wie ehrgeiziges Projekt, dessen Träger der TV Jahn ist, der Öffentlichkeit vor.

Sechs Drehtage, fünf in Dinslaken und Voerde, einer in den Niederlanden. Das ist der Plan, um das Thema in einem 30-minütigen Film möglichst vielen Menschen nahe zu bringen. Ziel des Projekts ist es, Vorurteilen, Rassismus und Intoleranz vorzubeugen, Flüchtlingen in unserer Gesellschaft ein Gesicht zu verleihen, sie aus der Anonymität von Statistiken herauszuholen.

Adnan G. Köse wird vor allem die Flüchtlinge selbst zu Wort kommen lassen, Menschen, die in Dinslaken Asyl suchen und ein Schattendasein führen in dafür eigens eingerichteten Wohngebieten oder in den Wohnheimen der Fliehburg. Im Mittelpunkt des Films steht eine vierköpfige Familie, die aus Syrien geflüchtet ist und jetzt in Voerde wohnt. "Vater, Mutter, zwei Kinder. Sie alle werden über ihre Flucht berichten, über ihre Ängste, wie sie hier leben", erklärte Köse vor der Presse. "Es ist schwierig für diese Menschen, Vertrauen zu fassen." Einige, die zunächst bei dem Projekt mitmachen wollten, seien wieder ausgestiegen. Viele hätten Angst, etwas Falsches zu sagen.

Um so behutsamer muss sich der Regisseur ihnen nähern. Bislang funktioniert das recht gut. Die Caritas unterstützt das Projekt, die Stadt, der ehemalige Flüchtlingspfarrer Gerhard Greiner, Geschäftsleute, Bürger. Sie alle sind vor und hinter der Kamera aktiv, schließen Türen auf, vermitteln Gesprächspartner, berichten auch selbst über ihre Arbeit, beleuchten Hintergründe. Köse wird in seinem Film einen jungen Mann aus Nigeria befragen und eine Frau aus dem Kosovo, Guido Busch von der Caritas und Attila Alagöz, der als Hausmeister für die Stadt Dinslaken in der Fliehburg arbeitet. "Letzte Zuflucht" wird im November als Welturaufführung im Lichtburg Kinocenter gezeigt.

(RP)
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