Dinslaken Kohle-Kunst kommt unter die Bank am See

Dinslaken · Der dänische Künstler Jakob Kolding hat den Bergpark in Dinslaken-Lohberg besucht, um den Standort für seine Arbeit im Rahmen des Projekts "Choreografie einer Landschaft" auszuwählen. Bei seiner Skulptur handelt es sich um eine kleine Bronze in Form eines Kohlestücks. Gemeinsam mit Kurator Markus Ambach hat er während eines Parkrundgangs einen geeigneten Ort für seine Skulptur im Bergpark gesucht - und gefunden.

Unter einer Bank, von der aus die Besucher über den See auch die weiteren Kunstwerke - Parkwerk am Wasserturm, den Hasen auf dem Kohlerundeindicker und das Kraftwerk Lohberg - im Blick haben, will er die Bronze platzieren. Das Kunstwerk durfte schon einmal kurz "Probe liegen". Jetzt wird noch ein Sockel fest im Boden verankert, auf den die Skulptur montiert wird. Das erste Mal für die Öffentlichkeit sichtbar wird "Ohne Titel" von Jakob Kolding zur Eröffnung des Gesamtprojekts "Choreografie einer Landschaft" am 6. Juni.

Jakob Koldings Arbeit im Rahmen des Projekts "Choreografie einer Landschaft" zeigt, wie man mit kleinsten Mitteln nicht nur den großen Raum des Parks, sondern auch den der Erzählung und Vorstellung öffnen kann. Seine Skulptur besteht aus einem klassisch in Bronze gegossenen Stück Kohle - kein großer "Brackmann", wie er unter Tage gebrochen wurde, sondern ein haushaltsübliches "Klümpken" von circa zehn Zentimetern Umfang. Dieses Stückchen skulpturale Kohle wird - als habe jemand es versehentlich liegen lassen - demnächst unter der Bank im Bergpark platziert. Jakob Kolding sagt: "Das winzige Stück soll die Kraft entfalten, Erzählungen in Gang zu setzen." Das können kollektive Erinnerungen sein, die Menschen an die Zeit, als die Zeche Lohberg noch in Betrieb war, haben. Das können aber auch ganz individuelle Geschichten sein, die jemand mit dem Ort, der Arbeit oder mit den Menschen in Lohberg verbindet. "Meine Skulptur möchte das Erinnerte nicht als Denkmal abbilden. Ich als Künstler möchte den Betrachtern nicht vorschreiben, was sie zu denken haben oder wem sie gedenken sollen, sondern Narrationen anstoßen, die durch die Weitergabe zwischen den Menschen weiterleben", sagt der Künstler.

Jakob Kolding nähert sich in seinem Schaffen immer wieder den Themen Stadt, Raum und urbane Kultur. Bekannt sind seine Collagen, die zeigen, wie Jugendkultur sich triste Vorstädte aneignet oder leere Betonflächen zu städtischen Bühnen werden.

In der kleinen Mythologie um seine Bronze im Bergpark wird Geschichte nicht als Erinnerung erlebt, sondern als Erzählung, die sich stets aktualisiert.

(RP)
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