Dinslaken Kreative ziehen in die Backstube

Dinslaken · Ulrike Int-Veen, Doris Kook, Husith-Anna Schmidt und Britta L.QL haben neue Atelierräume am Rittertor eröffnet.

 Ulrike Int-Veen vor zwei der "geretteten Bilder", die sie im Sommer aus ihrem Atelier, in dem bereits in Flammen stehenden Gesundheitshaus an der Hünxer Straße in Lohberg holte. Nun sind sie in den neuen Räumlichkeiten am Rittertor sehen.

Ulrike Int-Veen vor zwei der "geretteten Bilder", die sie im Sommer aus ihrem Atelier, in dem bereits in Flammen stehenden Gesundheitshaus an der Hünxer Straße in Lohberg holte. Nun sind sie in den neuen Räumlichkeiten am Rittertor sehen.

Foto: Bernd Obermann

Den großen luftigen Bildern in hellen Farben auf weißem Grund sieht man ihre dramatische Geschichte nicht an: Ulrike Int-Veen schleppte sie aus dem brennenden Gesundheitshaus in Lohberg "bis die Feuerwehr kam und mich aufhielt", so die Künstlerin. Die "geretteten" Bilder haben nun erst einmal einen neuen Platz gefunden. Am Sonntag wurde das neue Gemeinschaftsatelier der Kreativen im Quartier-Künstlerinnen Ulrike Int-Veen, Doris Kook, Judith-Anna Schmidt und Britta L.QL im der einstigen Backstube von Schollin, eröffnet. Es war zugleich die erste Open-House-Veranstaltung der Kreativen im Quartier über eine Distanz von zwei Stadtteilen. Im Atelier freiart auf dem ehemaligen Zechengelände fand zeitgleich Walburga Schild-Griesbecks Benefiz-Ausstellung "Flachdach" statt.

Ulrike Int-Veen nutzt den ehemaligen Gästebereich des alten Sotto Voce. Sie braucht den Platz auch für ihre Malschule. Arbeiten für das Magenta-Studio hängen an der langen Wand. Durch die rückwärtige Tür geht es zu Judith-Anna Schmidt. "Dies ist das graphische Kabinett", erklärt sie. Auch hier findet man "Gerettetes". "Ich verwahrte viele Papierarbeiten im Schrank, und das Feuer selbst zog an meinem Raum vorbei". Eines der Bilder ist am linken Rand wie schwarz abschattiert. "Das ist Ruß. Es hat etwas von Patina." Judith Anna Schmidt hat nicht nur das dunkle, aber beheizbare "Kabinett" bezogen, sondern auch die angrenzende ehemalige Küche. Deren Pluspunkt: das Licht, das durch die Atrium-Fenster von oben gleichmäßig einfällt. Das Minus: es fehlt die Heizung. Reduziert heißt die Serie von Tuschebildern, in der schwarze Flächen auf weißem Grund scherenschnittartige Konturen bilden. "Es sind bewusst reduzierte Arbeiten für die reduzierte Zeit in der Zentralwerkstatt." Nach dem Brand im Sommer kamen die Künstlerinnen dort unter, bis es auch dort zum Arbeiten zu kalt wurde. Auch die neuen Ateliers sind wieder nur eine Zwischenlösung, gemietet für ein Jahr, bis die Immobilie neue Verwendung erhält.

"Wäre die Ateliersuche anders gelaufen, wenn wir Männer wären" fragt Britta L.QL. Sie hat, zunächst, einen Raum unterm Dach angemietet. Eine Comicsprechblase mit dem Text "Schau rum" weist den Weg die Treppe hinauf. Dort arbeitet Britta L.QL an ihrer "Spurensuche". In diesem Projekt setzt sie sich multimedial mit der Chancengleichheit von Mann und Frau auseinander. Sie hat Dinslakenerinnen und Dinslakener in der Innenstadt interviewt. "Die Antworten zeigten die ganze Bandbreite - und dies geschlechterübergreifend."

Zurück ins Erdgeschoss. Wo es früher Eis gab, hat Doris Kook ihr Atelier eingerichtet. Ganz versteckt in einer Ecke steht eine Frauengestalt aus Pappmasché, deren Oberfläche sie mit Farbe und Oxidationsmittel behandelt hat. Der ansprechende Kontrast von Rostbraun und Kupfergrün wird am Kinn der Figur gestört: Auch dieses Kunstwerk ist ein "Gerettetes", behielt allerdings Blessuren zurück. Es wird in den nächsten Wochen von Doris Kook restauriert werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort