Christiane Seltmann " Kreis hat viel Entwicklungspotenzial"

Dinslaken · Landrat Ansgar Müller (SPD) hat am 25. Mai das Ziel, direkt wiedergewählt zu werden, knapp verfehlt. Am Sonntag muss er sich in der Stichwahl Christiane Seltmann von der CDU stellen. Die Juristin aus dem Dinslakener Rathaus glaubt an ihre Chance.

 Christiane Seltmann lag am 25. Mai mit deutlichem Abstand hinter Ansgar Müller, dennoch rechnet sie sich für die Stichwahl Chancen aus.

Christiane Seltmann lag am 25. Mai mit deutlichem Abstand hinter Ansgar Müller, dennoch rechnet sie sich für die Stichwahl Chancen aus.

Foto: Bosmann

Frau Seltmann, Ansgar Müller 48,6 Prozent, Christiane Seltmann 38,6 Prozent. So lautete das Ergebnis am 25. Mai. Das ist ein Abstand von zehn Punkten. Glauben Sie dennoch, dass Sie am Sonntag eine Chance haben.

Christiane Seltmann Ja, weil ich überzeugt bin, dass die Chancen jetzt wieder gleich verteilt sind. Es wird ganz darauf ankommen, wer seine Wähler am stärksten mobilisieren kann.

Das war aber - zumindest in den Städten - am 25. Mai das Problem der CDU. Ganz offenbar hat die SPD ihre Wähler vieler stärker an die Wahlurne gebracht. Was lässt Sie hoffen, dass Sie dies am Sonntag drehen können?

Seltmann Wir haben noch einmal intensiv Straßenwahlkampf gemacht. Und wir haben unsere Mitglieder angeschrieben und sie auch über die Orts- und Stadtverbände zu aktivieren versucht. Ich denke, dass wir damit noch viele Wähler erreicht haben.

Wie haben Sie die Stimmung in den letzten Tagen im Wahlkampf erlebt?

Seltmann Die Menschen sind interessiert und aufgeschlossen. Ich kann allerdings nicht einschätzen, was das für das Wahlergebnis bedeutet. Ich war am 25. Mai schon ein wenig überrascht. Dass der Abstand zwischen Ansgar Müller und mir so deutlich sein würde, war im Straßenwahlkampf nicht abzulesen. Jetzt aber sind die Karten neu gemischt. Ich habe festgestellt, dass viele Menschen - zumindest da, wo es keine Stichwahl ums Bürgermeisteramt gibt - nach dem 25. Mai gedacht haben, die Wahl ist erledigt. Wir haben im Wahlkampf deshalb großen Wert darauf gelegt, klar zu machen, dass noch gar nichts entschieden ist und dass die Entscheidung um das Landratsamt erst am 15. Juni fällt.

Entscheidend für den Ausgang dürfte das Ergebnis in den Städten Moers, Dinslaken und Voerde sein. Nur in Moers gibt es auch eine Stichwahl um das Bürgermeisteramt. Wie sehr hoffen Sie darauf, dass Sie ihren "Heimvorteil" in Dinslaken ausspielen können.

Seltmann Als jemand, der in Dinslaken lebt und arbeitet und der dieser Stadt sehr verbunden ist, würde ich mich natürlich freuen, wenn das die Dinslakener besonders motivieren würde, mir am Sonntag ihre Stimme zu geben. Ich hoffe allerdings auch, dass es uns in Moers, wo die Wahlbeteiligung wegen der Bürgermeisterstichwahl auf jeden Fall noch höher sein wird, gelungen ist, den ein oder anderen Wähler zusätzlich zu mobilisieren.

Für den Fall, dass Sie es schaffen, was steht oben auf Ihrer Agenda als Chefin der Kreisverwaltung?

Seltmann Ich werde dafür sorgen, dass die Entwicklung des Campus Moers organisatorisch und finanziell auf gesicherte Füße gestellt wird. Mit der neuen Kreisleitstelle muss es endlich voran gehen. Und mir ist es sehr wichtig, wie ich das ja auch im Wahlkampf versprochen habe, dass wir Runde Tische - etwa im Bereich der Landwirtschaft - einrichten, an denen gemeinsam Probleme angesprochen und gelöst werden. Besonders am Herzen liegt mir dabei die Wirtschaftsförderung, speziell die Unterstützung des Mittelstands. Und natürlich würde ich als Landrätin das Gespräch mit den Kommunen des Kreises suchen.

Mal abgesehen davon, wie es am Sonntag tatsächlich ausgeht. Welche Erfahrungen nehmen Sie aus den Wochen des Wahlkampfs mit?

Seltmann Theoretisch habe ich natürlich gewusst, dass der Kreis groß ist. Als ich dann aber im Wahlkampf überall unterwegs war, habe ich auch ganz praktisch realisiert, wie groß der Kreis tatsächlich ist - und über welches Entwicklungspotenzial er verfügt. Die Firmen beispielsweise, die ich besucht habe, haben mich sehr beeindruckt. Ich war ja auch privat schon viel im Kreis unterwegs. Jetzt im Wahlkampf habe ich noch viele schöne Ecken entdeckt, die ich nicht kannte. Diese Erkenntnisse möchte ich als Landrätin - etwa in Sachen Tourismusförderung - nutzen.

Wenn Sie die Wähler mit einem Schlagwort überzeugen müssten, Ihnen am Sonntag ihre Stimme zu geben, welches wäre das?

Seltmann Teamfähigkeit. Gemeinsam mit dem Kreistag und den Kommunen möchte ich als Landrätin den Kreis nach vorn bringen und so aufstellen, dass Jung und Alt hier gemeinsam leben und arbeiten können. Das Potenzial dazu ist im Kreis Wesel ohne Zweifel vorhanden.

JÖRG WERNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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