Voerde Landespreis für Göttinnen-Film auf Latein

Voerde · Bundeswettbewerb Fremdsprachen: Voerder Gymnasiasten qualifizierten sich als Gruppe für das Finale.

So mancher Autofahrer auf der Rheinstraße in Friedrichsfeld dürfte sich über eine ungewöhnliche Begrüßung am Wegesrand gewundert haben. "Salvete" stand auf dem Schild, das zwei Schülerinnen an der Einmündung zur Straße "Am Hallenbad" in die Höhe hielten. Ein paar Meter weiter, an der Zufahrt zum Parkplatz des Gymnasiums taten es ihnen zwei als Römer gewandete junge Herren gleich und hießen die Passanten in lateinischer Sprache mit einem "Seid gegrüßt" willkommen. Auch am Bahnhof Friedrichsfeld waren lateinische "Botschafter" zu entdecken. Sie alle waren die ersten Vorboten für eine Auszeichnung in der Aula des Gymnasiums an diesem Tag: Das Gymnasium Voerde richtete nach 2007 erneut die NRW-weite Preisverleihung für den Bundeswettbewerb Fremdsprachen in den alten Sprachen, Sekundarstufe I, aus.

Vor der Aula empfingen römische Götter höchstselbst die Gäste. Darunter auch Bürgermeister Dirk Haarmann sowie der leitende Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Düsseldorf, Dr. Wilfried Bentgens, die beide ein Grußwort sprachen. Das Voerder Gymnasium gewann mit Schülern der Klassen 9c und 9e um Lateinlehrerin Silke Schepp in der Gruppenkategorie mit einem zweisprachigen Film auf Latein und Englisch den durch das Schulministerium vergebenen Landespreis und qualifizierte sich damit für das Bundesfinale vom 18. bis 20. Juni in Hamburg. Die Produktion gehört damit schon jetzt zu den 36 besten aus mehr als 900 eingereichten Beiträgen. Der zwölfminütige Film "Tempus fugit - amor manet" (Die Zeit vergeht - die Liebe bleibt) handelt von der untreuen Liebesgöttin Venus, die auch einmal Liebeskummer erleiden soll und deshalb auf die Erde verbannt wird. Doch auch dort verdreht sie allen den Kopf - die Ratlosigkeit im Olymp ist groß. Der Filmbeitrag mit selbst geschriebenen Texten ist auf der Homepage des Gymnasiums (www.gymnasium-voerde.de) zu sehen.

Auch das Dinslakener Theodor-Heuss-Gymnasium zählte bei der Veranstaltung zu den Ausgezeichneten: Schüler der Klasse 7 b um Lehrerin Corinna Plüschau erhielten für ihren Beitrag - eine Spielesammlung und eine CD mit einer filmischen Umsetzung verbunden - einen der dritten Preise aus dem Gerhard-Ludwig-Kneißler-Fonds. Der Namensgeber, ehedem leitender Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Arnsberg und Altphilologe, nahm die Verleihung persönlich vor. Die erfolgreichsten Beiträge aus dem Gruppenwettbewerb wurden während der zweistündigen Veranstaltung in Ausschnitten filmisch vorgestellt.

Dazu gehörten etwa ein Rap in lateinischer Sprache, ein Theaterspiel mit Barbiepuppen um eine 13. Herkulesaufgabe oder in Anlehnung an den Kinofilm eine Inszenierung nachts im Museum. Das Gymnasium Voerde kann sich auch im Einzelwettbewerb über eine Auszeichnung freuen: Schüler Jan Krüssmann landete auf einem der dritten Plätze. Schulleiter Gerd Kube ging in seiner Begrüßung auf die Bedeutung des Lateinischen ein. Es sei bezeichnend, dass sich diese Sprache in einer Zeit der versuchten Ökonomisierung der Bildung einer "besonderen Renaissance" erfreue. Den Kritikern, die den Nutzwert des Lateinischen für den Alltag als Maßstab heran- und dessen Berechtigung als Unterrichtsfach in Zweifel ziehen, hielt Kube Argumente entgegen, die "Latein am Gymnasium unsterblich machen". Es sei auch Aufgabe von Schule, das gemeinsame kulturelle Erbe zu bewahren. Mit welchem Fach ließe sich das besser leisten als mit Latein, fragte Kube. Das Fach beantworte existenzielle Fragen, es diszipliniere das Lernen und systematisiere das Denken.

(RP)
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