Dinslaken Landrat lässt Aktbilder wieder aufhängen

Dinslaken · Zwei aus dem Kreishaus verbannte Werke der Künstlerin Marianne Pütz aus Moers werden wieder in Wesel zu sehen sein. Landrat Ansgar Müller (SPD) macht die Gleichstellungsbeauftragte für die Entscheidung verantwortlich.

 "Der Froschkönig"

"Der Froschkönig"

Foto: Pütz

Die Freiheit der Kunst bleibt im Weseler Kreishaus gewahrt. Ab sofort dürfen dort auch unbekleidete Frauen auf Bildern gezeigt werden. Das hat der Weseler Landrat Ansgar Müller (SPD) gestern als Reaktion auf die Aktbilder-Posse mitgeteilt. Zwei Werke der Moerser Künstlerin Marianne Pütz, die im Kontext einer Sammelschau der Moerser Künstlergruppe Palette gezeigt werden sollten, waren aus dem Kreishaus verbannt worden, weil sie unbekleidete Frauen zeigen. Diese Entscheidung nahm Ansgar Müller gestern zurück - mit Hinweis darauf, dass nicht er als Behördenchef dafür verantwortlich gewesen sei, sondern eine Kreismitarbeiterin.

Auf Rückfrage teilte die Pressestelle mit, dass die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Wesel, Petra Hommers, für das Abhängen verantwortlich gewesen sei. Sie habe zwar nach bestem Wissen und Gewissen agiert, erklärte eine Kreissprecherin, habe dabei "jedoch nicht im Sinne der Verwaltungsführung gehandelt und die Freiheit der Kunst nicht ausreichend geachtet". Gleichzeitig bestätigte die Kreispressestelle aber auch: "Landrat Dr. Ansgar Müller als Hausherr entscheidet, welche Ausstellungen unten im Foyer gezeigt werden."

 "Die drei Grazien" (Ausschnitt)

"Die drei Grazien" (Ausschnitt)

Foto: Pütz

Zuvor hatten die Parteien Kritik an der Verbannung der Bilder "Der Froschkönig" und "Die drei Grazien" geübt. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss brachte zum Ausdruck, dass nach ihrer Meinung die Bilder nicht anstößig seien.

 Landrat Ansgar Müller

Landrat Ansgar Müller

Foto: Malz

Der SPD-Kreischef René Schneider forderte, eine etwaige Maßgabe, die das Zeigen von Aktbildern im Kreishaus verbietet, zu überarbeiten. Auf Anfrage versuchte Landrat Müller gestern deutlich zu machen, dass es eine schriftliche Manifestation eines solchen Verbots nicht gebe. Vielmehr sei es bereits seit mehr als 20 Jahren geübte Praxis, in den öffentlichen Räumen des Kreishauses keine Abbildungen oder Ähnliches zu tolerieren, "die als sexistisch, gewaltverherrlichend oder auf andere Weise Gefühle verletzend empfunden werden können". Dies werde auch in anderen öffentlichen Liegenschaften so gehalten.

Die Gleichstellungsbeauftragte Petra Hommers ist nun beauftragt, das direkte Gespräch mit der betroffenen Künstlerin Marianne Pütz suchen.

Um Missverständnisse zukünftig zu vermeiden, sei eine neue Regel veranlasst worden, teilte der Landrat mit. Es werde eine schriftliche Grundlage erarbeitet, um verbindliche Rahmenbedingungen für die Ausstellung von Objekten, Gemälden und anderen Medien zu schaffen, auf deren Basis Ausstellungen genehmigt werden.

Auf Anfrage bestätigte der Kreis, dass es schon einen früheren Fall einer Debatte um ein Aktbild im Kreishaus gegeben habe. Im Rahmen einer Ausstellung habe ein Künstler auch Aktbilder zeigen wollen. "Der Künstler hat von diesem Vorhaben auf Hinweis der möglichen anstößigen Wirkung dann aber Abstand genommen und andere Fotografien für die Ausstellung vorgeschlagen." Es sei aber vorher -im Unterschied zum aktuellen Fall - nie ein Bild wieder abgehängt worden, erklärte der Kreis.

In der Regel fänden fünf bis sechs Ausstellungen im Jahr im Kreishaus statt - die Moerser Palette hatte ihr Interesse bekundet. Müller sieht durch die aktuelle Debatte den Nebeneffekt, dass die Werke der Künstlergruppe durch das mediale Interesse mehr Beachtung beim Publikum finden. Die Bilder im Kreishaus sind mit Ziffern gekennzeichnet. Eine Liste mit den Ziffern und den entsprechenden Preisen liegt am Empfang auch aus. Marianne Pütz' einziges Bild namens "Stillleben", das im Kreishaus verblieben ist, fand bisher noch keinen Käufer. Es hängt nicht im Hauptraum der Ausstellung, sondern in einem Nebengang, auf den Weg zu den Toiletten.

Die Künstlerin erfuhr gestern durch Ansgar Müller persönlich, dass sie ihre Bilder wieder aufhängen darf. "Er hat mich angerufen und sich bei mir entschuldigt", sagte sie gestern Mittag. "Das fand ich nett." Der Landrat habe sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass er vom Abhängen der Bilder Kenntnis bekommen, sich zunächst aber nicht weiter darum gekümmert habe.

Die beiden Gemälde liegen noch im Auto der Künstlerin. Sobald sie Zeit hat, will sie sie wieder nach Wesel bringen, teilte Pütz gestern mit. Ob sie die nun wohl im Wert gestiegenen Arbeiten verkaufen würde? Noch habe niemand angefragt, sagte die Moerserin. "Ich wüsste auch gar nicht, was ich nehmen sollte. Irgendwie hängt man ja an den Bildern."

(RP)
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