Dinslaken Leere Ladenlokale in Kunstgalerien verwandelt

Dinslaken · Kurz wundern sich die beiden Damen in der Fußgängerzone über die Geschäftigkeit in einem sonst leeren Ladenlokal. Dann fällt es der einen der beiden wieder ein: "Ach, die machen doch jetzt hier überall Kunst rein." Max Zorn lächelt. Es sind solche Reaktionen der Dinslakener ebenso wie die Partystimmung unter den Akteuren, die ihn immer wieder zu Kunst statt Leerraum zurückkehren lässt. Dafür verzichtet der gefragte Tape Art Künstler, dessen von innen leuchtenden Sepia- und Film Noir-Bilder von nachhaltiger Magie sind, auch auf den Kunstrummel in Basel. Über den Winter im Miami, dann New York, Hawaii, Singapur, Nizza, Grenoble und bevor die übers Jahr aufgesogene Energie sich zuhause in Amsterdam kreativ entladen kann, ein paar Tage Dinslaken, weil's so schön ist. Dinslaken müsse er sich noch mal etwas genauer angucken, erklärte Pepe Vera aus Lanzarote und buchte sein Rückflugticket um. Der Kunstprofessor zeigte am Rittertor seine politischen Satiren im Hard-Edge-Stil.

 Marten Dalimot präsentierte bei Kunst statt Leerraum seine Arbeiten in einem Ladenlokal an der Eppinghovener Straße.

Marten Dalimot präsentierte bei Kunst statt Leerraum seine Arbeiten in einem Ladenlokal an der Eppinghovener Straße.

Foto: Heinz Kunkel

20.000 winzige Ameisen-Aufkleber, die das Freiburger Urban art Projekt unter die Leute brachte und die irgendwann gefühlt überall klebten, wiesen den Weg: Tattoo-Art, Graffiti und, im Keller an der Duisburger Straße, erotische Bondage-Fotografien. "Die Miezekatzen sind verkauft, alles andere hängt wie Blei", spottet Oliver Maehler auf einem seiner Plakate. Dass Katzen ganz schön Street Art sein können, zeigt Reych aus Chile, der auch beim zeitgleichen Urban Arts Festival mitmachte. Nick Knite, der Meister der dreidimensionalen Papierkunst, hat aus vielen Schichten Papier einen "Baby 8" geklebt: BB 8 aus dem letzten "Star Wars"-Film mit Schnuller. Wer glaubt, dass Science Fiction und Töpfern zwei Welten seien, wurde im ehemaligen Sonnenstudio am Kreisverkehr eines besseren belehrt. Zwischen Up-gecycleten von Thomas Zigahn und Gefilztem von Anja Weinberg zeigt Petra Tepaß Fliegende Untertassen aus der Keramikwerkstatt 1050 C°.

Matthias Schreier (Eight Fingers Down Photography) bot an der Eppinghovener Straße 24 seine edlen Fotos ebenso an wie Klaus Schade (Artwork 79) seine glitzernden, handbemalten Schilder. Dazu noch zwei Wände voller minutiös ausgeführten Witteks und Rock 'n' Roll Fotos von Benedikt Voll: Kunst statt Leerraum, die Verwandlung des unvermieteten Ladenlokals in eine stylische Galerie wurde mit dem "Kleinen Hercules" für den beste Nutzung eines Leerstands prämiert.

(bes)
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