Dinslaken/Duisburg Lehmbruck-Museum: eine neue Decke aus Dinslaken

Dinslaken/Duisburg · Vor viereinhalb Jahren wurden die Deckenplatten in der Glashalle des Lehmbruck-Museums aus Sicherheitsgründen abmontiert. Jetzt endlich werden neue Platten installiert, von der Dinslakener Firma Rütter GmbH - Spanndecken & Licht.

 Mitarbeiter der Dinslakener Spezialfirma installieren in diesen Wochen die neuen Deckenplatten, insgesamt 480.

Mitarbeiter der Dinslakener Spezialfirma installieren in diesen Wochen die neuen Deckenplatten, insgesamt 480.

Foto: Christoph Reichwein

Es geschah im März 2012 bei der Routinebegehung der Bauaufsicht. Ein Mitarbeiter blickte in der großen Glashalle des Lehmbruck-Museums auf die Decke und fragte nach, wie dort die etwa 1,40 mal 1,40 Meter großen Plexiglasplatten, mit denen das Innendach verkleidet ist, befestigt seien. "Die liegen auf den kleinen Plättchen einfach auf", war die Antwort. Eine solche Konstruktion erschien dem Mitarbeiter nicht geheuer, und er verfügte, dass das Betreten der Glashalle ab sofort nicht mehr gestattet ist; so lange, bis geklärt ist, dass die in sieben Meter Höhe befindlichen, etwa 15 Kilogramm schweren Verkleidungselemente auf keinen Fall herabstürzen können. Die Prüfer kamen nach wenigen Tagen zu einem Ergebnis, das den damaligen Museumsdirektor Raimund Stecker schockierte: Alle Deckenplatten müssen aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Seitdem kann man auf die Leuchtröhren und die Holzkonstruktion der Glashalle blicken. Die Installierung neuer Deckenplatten sollte eigentlich schon 2014 erfolgen, doch erst jetzt ist es soweit: Nun werden nach und nach 480 neue Deckenplatten installiert; eine Arbeit, mit der die Firma Rütter GmbH - Spanndecken & Licht aus Dinslaken betraut wurde. Die Arbeiten sollen am 31. Oktober fertig sein, wie Firmenchef Michael Rütter gestern sagte.

 Die Glashalle von außen gesehen. Hier muss an den Deckenplatten gearbeitet werden.

Die Glashalle von außen gesehen. Hier muss an den Deckenplatten gearbeitet werden.

Foto: Dejan Saric

Der Dinslakener ist stolz, diesen Auftrag erhalten zu haben. "Ich habe mich in der Ausschreibung als Kleinunternehmer gegen international aufgestellte Firmen durchgesetzt", sagte Rütter. Seit 2013 ist er in das Projekt involviert und hat spezielle Profile zur Aufhängung der Deckenplatten für das Museum selbst entwickelt und davon verschiedene Prototypen herstellen lassen, bis das Modell gefunden war, das alle Anforderungen erfüllt. "Dank der guten Vorplanung laufen die Arbeiten gut, wir liegen in der Zeit", so Rütter, der in seiner Firma drei Mitarbeiter beschäftigt.

Die Neu-Installierung der Deckenplatten erfolgt in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Entscheidend sei, so die Verwaltungschefin und stellvertretende Museumsleiterin Andrea Perlt, dass die Optik wieder der alten entspricht, die Manfred Lehmbruck als Architekt des Museums vorgegeben hat. Die Platten, die nun von der Firma Rütter angebracht werden, bestehen zwar aus einem anderen Material, sehen aber genauso aus wie die aus dem Jahr 1964. Das heißt: Sie lassen, milchig gedämpft, das Licht der Leuchtröhren durchscheinen. Das Konstrukt der Aufhängung wurde aus Sicherheitsgründen leicht geändert: Lagen früher die Deckplatten einfach auf Plättchen auf, so werden sie jetzt mit diesen Plättchen verschraubt. Zwar ist niemals zuvor eine Deckenplatte herabgestürzt, doch will man nun auf Nummer sicher gehen. Weshalb erst jetzt und nicht, wie ursprünglich geplant, zwei Jahre zuvor die neuen Deckenplatten angebracht werden, habe wohl mehrere Gründe, meint Andrea Perlt, die seit April 2015 im Museum arbeitet. Es sei zum einen gar nicht so einfach gewesen, per Ausschreibung eine Firma zu finden, die eine solche Spezialarbeit ausführen kann.

Zum anderen hätten auch die nötigen Fördergelder beim Land, bei der Stiftung Denkmalschutz und beim Bund akquiriert werden müssen. Und vielleicht, so darf man vermuten, spielt auch die ziemlich spektakuläre Entlassung von Raimund Stecker als Museumsdirektor im Mai 2013 eine Rolle bei der Verzögerung.

Apropos Stecker: In diesen Tagen wird auch der Neubautrakt im Lehmbruck-Museum neu gestaltet. Besonders auffällig wird sein, dass die Wände, die Stecker einst in der Empore einziehen ließ, um neue Dreiecksräume mit größeren Hängemöglichkeiten für Gemälde zu schaffen, wieder demontiert werden. Eine Konsequenz dieses Rückbaus ist, dass nun wieder das Untergeschoss als Ausstellungsfläche genutzt werden kann. In den vergangenen Jahren diente es nur als Depot. Jetzt wurde zusätzlich ein Außendepot bei einer Spedition angemietet, um Werke aus der Sammlung, die nicht empfindlich sind und die nicht ständig gezeigt werden, zu lagern. Bis Ende November soll die Umgestaltung des Neubautrakts abgeschlossen sein. Am Samstag, 3. Dezember, wird die Ausstellung "Neu aufgestellt" dann eröffnet.

Die Kosten für die Neu-Installierung der Deckenplatten betragen schätzungsweise 500.000 Euro, die Entfernung der Seitenwände an der Empore dürfte rund 40.000 Euro kosten. Die Kosten für das gesamte Sanierungspaket des Lehmbruck-Museums wurden im April 2013 mit rund vier Millionen Euro taxiert.

Die Arbeiten, die das Museum unter anderem regendicht gemacht haben, werden voraussichtlich im kommenden Jahr abgeschlossen sein.

(RP)
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