Dinslaken Lieder aus 1000 Jahren

Dinslaken · Zum zweiten Mal gastierte Gregorianika am Freitagabend in Lohberg.

Vielseitig sind sie, die Sänger in den hellbeigen Mönchskutten, die sich Anfang der 2000er Jahre am Konservatorium im ukrainischen L'viv zusammengefunden und seitdem unter dem Namen Gregorianika elf Alben herausgebracht haben.

Ihr Repertoire reicht vom Gregorianischen Choral, dem ersten gemeinsamen Interesse der Sänger zu Gründungszeiten, bis zum weihnachtlichen Repertoire deutscher Männerchöre. Was allen ihrer Chorsätze gemein ist, ist die Ausführung: reiner A-cappella-Gesang, in Sälen mit trockener Akustik wie der im Ledigenheim nur mit etwas Hall angereichert. In Lohberg gastierte Gregorianika vor zahlreichen Zuhörern jetzt bereits zum zweiten Mal.

Mit einem gregorianischen Kyrie auf den Lippen ziehen die Sänger mit flackernden Kerzen in den Händen in den Saal. Mystischer noch als die einstimmigen Choräle aus dem frühen Mittelalter ist das mehrstimmige Stück aus dem 14. Jahrhundert. Die Melodie schwingt sich in kleinen, sehr kleinen Intervallen über einen dunklen Bordun.

Die Resonanz der Stimmen verstärkt sich durch die Reibung der Dissonanzen, die im Fortschritt der melodischen Bewegung immer wieder zwischen Oberstimme und dem starren, gehaltenen Basston entstehen. Und dieser ist so stark, dass er die Melodie, mag sie noch so nach oben stehen, gleichsam wie ein Magnet wieder auf ihren Ausgangston nach unten zurück zieht. Im ersten Teil stehen Gesänge der ukrainisch-orthodoxen Liturgie neben einer lateinischen Textversion von Scarborough Fair in einem ausgesprochen schönen Chorsatz. Mit "Ameno" setzt der Chor den Schlusspunkt vor die Pause, mit dem er bekannt geworden ist: opulenter Chorgesang als Sparte in der Popmusik.

Der gregorianische Choral "Puer natus est nobis" ("Ein Knabe ist uns geboren") weist bereits in den zweiten Teil: Weihnachtslieder vom mittelalterlichen "Es ist ein Ros' entsprungen" und "Gaudete" und lebhaften ukrainischen Melodien bis zu den Männerchorstandards Christrose" und "Andachtsjodler", denen die studierten Sänger einiges an Schönheit entlocken können.

Herzlicher Applaus für den Chor, der sich mit einem weiteren ukrainischen Stück als Zugabe bedankt, bevor sich die Sänger mit Brahms' "Guten Abend gut Nacht" verabschiedeten.

(bes)
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