Dinslaken Lutherkirche in Lohberg wird zum Kolumbarium

Dinslaken · Ab 1. Januar 2015 gibt es dort keine Gottesdienste mehr. Die Gemeindearbeit wird in die Erlöserkirche verlagert. Das sanierungsbedürftige Pfarrhaus wird verkauft.

 Vor der Lutherkirche: (v.l.) Günter Dickmann, Sven Hesse, Heike Hohmann (Bezirks-Presbyterium) und Pfarrerin Kirsten-Luisa Wegmann. Markus Joosten

Vor der Lutherkirche: (v.l.) Günter Dickmann, Sven Hesse, Heike Hohmann (Bezirks-Presbyterium) und Pfarrerin Kirsten-Luisa Wegmann. Markus Joosten

Foto: Vor der Lutherkirche: (v.l.) Günter Dickmann, Sven Hesse, Heike Hohmann (Bezirks-Presbyterium) und Pfarrerin Kirsten-Luisa Wegmann. Markus Joosten

"Mein Mann ist immer noch dabei, hier spüre ich ihn ganz deutlich" - diesen Satz einer Witwe aus ihrer Heimatstadt Soest hat Pfarrerin Kirsten-Luisa Wegmann nicht losgelassen. Hintergrund: Der Verstorbene ist nicht auf einem Friedhof beigesetzt, seine sterblichen Überreste stehen in einer Urne im kirchlichen Kolumbarium. Eine Idee, die auch das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken für die Lutherkirche in Lohberg entworfen hat. Denn die Gottesdienste in der Lutherkirche werden zum 1. Januar 2015 eingestellt. Die Gemeindearbeit wird an das Gemeindezentrum Erlöserkirche verlegt.

"Die Kirchensteuer bricht weg, Einsparungen zwingen uns dazu, Kirchen zu schließen, die Gemeinden zusammenzulegen", erklärt Sven Hesse, Vorsitzender des Presbyteriums. Die Erlöserkirche, so Pfarrerin Kirsten-Luisa Wegmann, sei gut zu erreichen, liege praktisch in der Mitte ihres Seelsorgebereiches Lohberg und Blumenviertel. Zwar stehen einige Gemeindemitglieder der Schließung kritisch gegenüber, aber eine Alternative gibt es nicht. Es galt nur, die denkmalgeschützte Lutherkirche im Sinne des christlichen Glaubens zu erhalten. Die Grundsubstanz der Kirche ist gut, so Baukirchmeister Günter Dickmann, die Umwandlung in ein Kolumbarium mit kleinem Andachtsraum schien passend.

Das ohnehin sanierungsbedürftige Pfarrhaus nebst Grundstück ist so gut wie verkauft - an einen örtlichen Bauträger, der dort seniorengerechte und vor allem finanzierbare Wohnungen bauen wird. "Das war uns wichtig", so Dickmann. 15 Wohnungen sollen dort entstehen. Die Lutherkirche aber soll in Lohberg sichtbar bleiben, "es besteht immerhin eine Verbundenheit mit der Geschichte Lohbergs", so Wegmann, die Backsteine für den Kirchenbau seien damals Anfang der 50er Jahre von Bergleuten gestiftet worden.

Wie aber die Kirche nutzen? Bei ihren Überlegungen wurde das Presbyterium in Duisburg-Wehofen fündig. Dort war bereits vor längerer Zeit eine Kirche in ein Kolumbarium umgewandelt worden - mit Erfolg. Man wusste, dass die Lohberger Gemeindemitglieder dem Oberlohberger Friedhof zwiespältig gegenüberstehen, er sei zu schwer erreichbar, viele hätten vor allem im Winter Angst vor der Unübersichtlichkeit. Bezirksregierung und evangelische Landeskirche müssen der Umwidmung zustimmen. Der Kontakt ist bereits erfolgt, beide stehen dem Projekt positiv gegenüber, einige Formalitäten müssen noch geklärt werden. Dann könnte mit dem Bau begonnen werden. L-förmige Nischen werden an den Seitenwänden gebaut, für die Unterbringung der Urnen. Die ungewöhnliche Form soll den Trauernden ein wenig Privatsphäre gewährleisten. 15 Jahre ist die Laufzeit, die verlängert werden kann. Dann, so die Überlegungen, soll die Urne in einen Sammelraum kommen, wo sie weitere 15 Jahre verbleiben kann. Erst dann werden die sterblichen Überreste auf einem Friedhof beigesetzt oder in einem Aschegrab in der Kirche. Zurück zu den Wurzeln christlichen Bestattung.

(RP)
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