Dinslaken Aufbau der Kirmes ist Zentimeterarbeit
Dinslaken · Morgen geht's los. Die Wege auf dem Gelände am Bärenkamp wurden verbreitert, damit das Gedränge nicht zu groß wird und der Rummelplatz - wie im vergangenen Jahr - wegen Überfüllung geschlossen werden muss.
"Könnt ihr noch 'n Meter nach hinten?" ruft Platzmeister Thomas Rodermond den Männern am Imbiss gegenüber dem Riesenrad zu. Guter Witz, der Stand ist gerade fertig. "Klar", schallt es dennoch zurück, "vier Männer, vier Ecken." Zentimetergenau planen Rodermond und seine Kollegin Carina Albeck den Aufbau der Martini-Kirmes - manchmal gibt es trotzdem Überraschungen. Wie das Dach, das der Nachbarstand des Imbisses ausklappen muss. Oder die Sache mit den Bäumen hinter der Geisterbahn.
Sie sind krumm gewachsen, die Bäume am Bärenkamp - was nur stört, wenn eine 15 Meter hohe Geisterbahn davor stehen soll. Also musste "Spuk" ein Stück nach vorne rücken und gegenüber mussten zwei Stände den Platz tauschen, damit der Durchgang nicht zu eng wird. Die Wege wurden von 6,50 auf 8 Meter verbreitert, damit nicht wieder wegen Überfüllung geschlossen werden muss. Eine Kamera gibt den Platzmeistern Hinweise auf die Anzahl der Besucher. Bis zu 13.500 können gleichzeitig aufs Gelände.
Einer der tauschwilligen Stände gegenüber der Geisterbahn reiste gestern an - und stand mit seinem Hänger prompt im Stau auf dem Platz. Eine Hexe segelte auf ihrem Besen durch die Lüfte. "Meine Schwiegermutter", grinste Richard Sipkema, der Besitzer der Geisterbahn, der den Hängelader mit der Hexe am Haken steuerte. Nebenan war schon eines der größtes Fahrgeschäfte im Testlauf: Der "Transformer", frisch geschrubbt, drehte sich in alle Himmelsrichtungen. Nichts für schwache Mägen aber auf jeden Fall etwas für Kirmesbesucher mit Lust auf Action. Auch "Jekyll und Hyde", der die Passagiere am langen Arm durch die Luft wirbelt, stand bereits. Komplizierter ist der Aufbau für das Team des "Polyp". Der Krake hat, erklärt Carina Albeck, viele und schwere Teile und ist eines der am aufwändigsten aufzubauenden Geschäfte. Ähnlich wie das Etagencafé Grell - ein Café bloß, könnte man meinen. "Aber mit viel Glas", so Albeck. Ganz schnell geht der Aufbau hingegen bei Rick Paßquali - er hat die Hauptarbeit während der Kirmes: Er bemalt Lebkuchen-Herzen.
Auch Martina und Achim Zarnikan schraubten gestern noch an ihrer "Montgolfiere". Zum elften Mal sind die Kasseler Schausteller mit ihrem gemütlichen Geschäft schon bei der Martinikirmes - und freuen sich, in der etwas ruhigeren Ecke gelandet zu sein - mit Mosel-Wein und Fisch-Haus in der Nachbarschaft. Nicht jeder Besucher mag die großen, lauten Karussells, ist ihre Erfahrung. Die Montgolfiere schwebt in zehn Metern Höhe - genug um eine gute Aussicht zu genießen. Und die Martinikirmes legt großen Wert darauf, Familienkirmes zu sein. Dazu gehören auch ordentliche Toiletten - mit Wickelecke, Blümchen und Kunstdruck.
Wenn am Dienstag die Kirmes mit dem Feuerwerk endet, ist die Hektik noch größer als beim Aufbau, weiß Carina Albeck. Viele Schausteller fahren mit ihren Geschäften von hier aus zu einem Weihnachtsmarkt. "Nach Martini fängt Weihnachten an", sagt sie. Und für sie und Thomas Rodermond? Beginnen dann die Planungen für die Martinikirmes 2016 - 300 Bewerbungen waren es letztes Mal. Nach der Kirmes ist vor der Kirmes.