Voerde Matthias Vogt siegt mit Kabale und Diebe

Voerde · Zwölf Beiträge von Nachwuchsautoren und erfahrenen Poeten boten den Besuchern des sechsten Poetry Slams am Gymnasium Voerde feinste Unterhaltung.

Der Poetry Slam, eine Art moderner Dichterwettstreit am Gymnasium Voerde, zog wieder ein großes Publikum in die Schule. Der Siegertitel verarbeitet in einem fiktionalen Gelage am spätmittelalterlichen Hof Begebenheiten aus dem Schulleben. Die Moderation hatten kurzfristig die ehemalige Schülerin Alina Andraczek und Lehrer Sebastian Deutsch übernommen. Durch ihre souveräne und unaufgeregte Moderation trugen sie zum Gelingen eines unterhaltsamen Abends bei. Beide hatten 2014 selbst auf der Bühne gestanden und verfügten damit über die nötige Erfahrung, Publikum und Nachwuchspoeten sicher durch den Abend zu führen. Andraczek stand wieder selbst mit einem Beitrag auf der Bühne. Im Mittelpunkt ihres Textes "Der Wille zum Unwillen" steht ein nicht mit Namen genannter Protagonist, der als Kommunist, Hippie, Begründer der Grünen und Sinn-Fein-Aktivist sein Leben der Rebellion gegen alles und jeden widmete und am Ende feststellen musste, dass sein "Wille zum Unwillen am Ende doch nur Wille geblieben" ist.

Anja Bachmann, Lehrerin, deren Philosophie-Unterricht in diesem Text geehrt werden sollte, stand auch selbst auf der Bühne und war nebenbei Organisatorin des Abends. Sie ließ sich sieben Minuten lang in einem mehr oder weniger liebevollen Text über ihren Deutsch-Leistungskurs aus, der dann auch mit voller Mannschaft im Publikum vertreten war und mit tosendem Applaus antwortete. Der Text landete am Ende auf dem zweiten Platz und stellte damit "die wohl erfolgreichste Publikumsbeschimpfung seit Klaus Kinski" dar, wie Moderator Sebastian Deutsch kommentierte.

Den dritten Platz machte der Zehntklässler Jan Krüßmann. In seinem Text "Bedeutungslos" spürt er der historischen Relevanz von Caesar, Vergil, Goethe, Hitler und anderen Persönlichkeit nach und stellt sich am Ende selbst als Herrscher vor in einer Welt, in der der 21. April als Feiertag gilt ("mein Geburtstag") und Latein als Weltsprache gesprochen wird.

Michelle Kraft berührte das Publikum mit einem autobiografisch gefärbten Text über das "Anderssein" - einer Abhandlung über den Selbstzweifel von Menschen, die zu viele Energien darauf verschwenden, Anderen gefallen zu wollen. Julia Giesen lieferte mit ihrem Text "Netzwerke" eine nachdenkliche Auseinandersetzung mit dem Onlineportal facebook und forderte die Umbenennung sozialer Netzwerke in "Asoziale Netzwerke für aufmerksamkeitsgeile Angeber".

Der Siegertext stammte von Matthias Vogt. "Kabale und Diebe" dreht sich um die Adelige Comtesse von Weingart, die im Königshaus zu einer Feierlichkeit geladen ist, die schnell die Ausmaße eines Saufgelages mit ungehemmter Völlerei annimmt.

Die Stimmung auf dem "größten Fest, das das Land je gesehen hat", droht jedoch bedrohlich zu kippen, als festgestellt wird, dass das Königshaus einem fiesen Diebstahl zum Opfer gefallen ist und plötzlich "das Bier alle" ist. Eine gewitzte Anspielung auf Vorkommnisse im hauseigenen Schülercafé, die das Pulikum vor allem wegen ihrer pointierten Dialoge und der unnachahmlichen Vortragsweise des Poeten überzeugte, der zuletzt in der Rolle des "Zoobärs" in einer Schwitters-Inszenierung durch den Regisseur und Lehrer Jörg Detmold auf der Bühne sein Können bewies.

(RP)
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