Dinslaken/Voerde/Hünxe Mehr Kameras, aber keine Totalüberwachung

Den Beschluss, die Videoüberwachung zu erleichtern, sehen die Bürger tendenziell positiv - mit Einschränkungen.

 Maria und Peter Lukoscaek, die gestern auf dem Neutorplatz waren, halten eine Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen für sinnvoll.

Maria und Peter Lukoscaek, die gestern auf dem Neutorplatz waren, halten eine Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen für sinnvoll.

Foto: Florian Langhoff

Der Neutorplatz ist tagsüber meist gut besucht. Viele Menschen sind unterwegs, kaufen in der Neutor-Galerie ein, sitzen an den Tischen im Außenbereich der Gastronomie des Pavillons oder besorgen sich am Kiosk Zeitschriften. Vor Kriminellen dürfte hier kaum jemand Angst haben. Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist der Platz hell erleuchtet und kaum ein Angstraum, auch wenn gelegentlich einige Chaoten mit ihren Autos über den Platz fahren. Könnte Videoüberwachung hier mehr Sicherheit schaffen? "Auf öffentlichen Plätzen finde ich eine Videoüberwachung sinnvoll", sagt Maria Lukoscaek, die mit ihrem Ehemann Peter auf dem Neutorplatz unterwegs ist. "Schaden kann es sicher nicht", ergänzt ihr Mann. "Wenn mal etwas passieren sollte, dann hat man zumindest noch die Videoaufnahmen, die es eventuell erleichtern, Verbrecher zu fassen", erklärt er. Das eigene Sicherheitsgefühl groß erhöhen würde so eine Überwachung für das Ehepaar aber nicht. "Wenn jemand etwas anstellen möchte, dann findet er trotz Kameras Mittel und Wege. Und hundertprozentige Sicherheit gibt es ohnehin nicht", sagt Maria Lukoscaek.

Am Dinslakener Bahnhofsplatz gibt es für einen Teilbereich eine Videoüberwachung. An den Haltestellen der Straßenbahn verweisen Schilder auf die Kameras, die deutlich sichtbar sind. Diese haben aber nicht alles im Blick, was vor dem Bahnhof passiert. Die Geschwister Sophie und Tim Otten sind gerade am Bahnhof unterwegs. "Ich finde es nicht so toll, wenn es überall Kameras gibt. Man fühlt sich da schon ein wenig beobachtet", sagt die 19-jährige Sophie Otten. "Aber wenn es dazu dient, Verbrechen aufzuklären, finde ich es eigentlich doch okay. Ich bin da etwas gespaltener Meinung." Ihr Bruder Tim stört sich nicht an der Videoüberwachung an öffentlichen Orten. "Es ist schon in Ordnung, wenn man das macht. Allerdings fände ich schon übertrieben, wenn in Zukunft jeder eine Kamera an seinem Haus hat und damit die Straße vor der Türe überwacht", sagt der 17-Jährige.

 Mit Kameras an allen Orten kann sich Sophie Otten nicht anfreunden. Ihr Bruder Tim Otten stört sich nicht an Kameras an öffentlichen Orten.

Mit Kameras an allen Orten kann sich Sophie Otten nicht anfreunden. Ihr Bruder Tim Otten stört sich nicht an Kameras an öffentlichen Orten.

Foto: Florian Langhoff

Am Bahnhof, da sind sich die Geschwister einig, könnte man in Sachen Videoüberwachung schon etwas machen. Ob das allerdings abschreckend wirkt? Da hat Tim so seine Zweifel: "Ich denke, wenn man einzelne Orte mit Kameras überwacht, dann wird sich die Kriminalität einfach nur verlagern. Dann gibt es eben Probleme in Seitenstraßen", sagt der 17-Jährige. "Außerdem werden sich echte Kriminelle einfach maskieren, so dass die Kameras vermutlich auch nicht sehr viel bringen werden", meint er.

Christina Jacobs, die auf die Straßenbahn wartet, hat die Kamera, die quasi direkt über ihrem Kopf einen Blick auf den Platz wirft, vorher noch gar nicht bemerkt. "Ich habe schon mal in der Bahn oder an Plätzen darauf geachtet, aber generell stört es mich nicht, von einer Kamera aufgezeichnet zu werden. Ich habe nichts zu verbergen", sagt sie. Sie findet es gut, dass es an öffentlichen Plätzen wie dem Bahnhofsplatz Kameras gibt. "Hier treiben sich ja manchmal Menschen rum, bei denen nicht alles in Ordnung ist und da ist es besser, wenn man die im Blick hat", meint sie. Unsicher fühlt sie sich aber nicht. "Ich fahre schon seit zehn Jahren mit dem öffentlichen Nahverkehr und bin noch nie in eine Situation geraten, die ich als bedrohlich empfunden hätte." Daher würde ihr mehr Überwachung auch nicht unbedingt ein erhöhtes Sicherheitsgefühl vermitteln. "Ich glaube auch nicht, dass es Menschen unbedingt abschrecken würde, sich danebenzubenehmen. Oft sind in solchen Fällen ja auch Alkohol oder Drogen mit im Spiel und da schreckt auch eine Kamera nicht ab", sagt Christina Jacobs.

Auch am Bahnhof in Voerde gibt es Kameras. Diese sind auf beiden Seiten der Bahnstrecke angebracht und jeweils auf einen Teil des gegenüberliegenden Bahnsteigs gerichtet - doch es sind nur Attrappen, die abschrecken sollen. Ist das genug, um für Sicherheit zu sorgen? Klaus Müller, der gerade am Bahnhof nach Zugverbindungen schaut, wirft einen skeptischen Blick in Richtung Kameras. Gegen eine Ausweitung der Videoüberwachung hätte er generell nichts einzuwenden. "Ich war vor über zehn Jahren in London. Schon damals war dort die gesamte Innenstadt mit Kameras überwacht. Wenn jemand nichts zu verbergen hat, dann sollte er damit kein Problem haben", erklärt Müller.

Eine Einschränkung ist ihm dabei allerdings wichtig: "Die Aufzeichnungen sollten nach einem gewissen Zeitraum wieder gelöscht werden. Wenn an einem Tag nichts passiert ist, könnte man die Aufnahmen ja schnell wieder löschen. Es ist wichtig zu kontrollieren, dass mit diesen Aufnahmen kein Schindluder getrieben wird."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort