Voerde/Hünxe Milchpreisverfall macht arg zu schaffen

Voerde/Hünxe · Der Preis, den Landwirte für einen Liter erhalten, ist inzwischen schon nicht mehr kostendeckend. Ein Ende der Krise ist nicht absehbar. Für reine Milchviehbetrieb kann die Situation existenzbedrohend werden.

 Landwirt Torben Lohmann aus Voerde in seinem Kuhstall. Der Voerder setzt nicht nur auf Milchwirtschaft, sondern auch auf Ackerbau und seine Biogasanlage.

Landwirt Torben Lohmann aus Voerde in seinem Kuhstall. Der Voerder setzt nicht nur auf Milchwirtschaft, sondern auch auf Ackerbau und seine Biogasanlage.

Foto: Martin Büttner

Der Milchpreis ist im Keller. Die Discounter Aldi und Norma verlangen für den Liter Vollmilch aktuell nur noch 46 Cent. Für die Milchviehhalter ist dieser Preisverfall eine Katastrophe - denn es geht inzwischen an die Existenz. Deutschland- und europaweit wird zu viel Milch erzeugt, also sinken die Preise.

Landwirt Torben Lohmann aus Voerde, der rund 150 Kühe auf seinem Hof an der Frankfurter Straße hält, die täglich um die 4000 Liter Milch liefern, ist sich sicher, dass einige reine Milchviehbetrieb bis Jahresende auf der Strecke bleiben und pleite gehen werden. Es gibt bereits Prognosen, nach denen der Milchpreis, den die Erzeuger für einen Liter bekommen, weiter sinken und im Jahresmittel bei 19 Cent liegen wird. Schon jetzt erhalten die Milchbauern weniger als 30 Cent. "Etliche Landwirte leben bereits von ihren Reserven", weiß Torben Lohmann zu berichten.

Der Voerder Landwirt führt einen Gemischtbetrieb. Neben der Milcherzeugung betreibt er Ackerbau und setzt auf Biogas. Nicht ganz zehn Prozent der auf seinem Hof produzierten Milch vermarktet er direkt, dafür richtete er erst kürzlich eine Milchtanke ein, an der die Kunden auf dem Hof frische Milch zapfen und mit nach Hause nehmen können. Doch 90 Prozent der Milch gehen zur Molkerei und von der erhält er einen Preis, der schon nicht mehr kostendeckend ist. 40 Cent pro Liter müsste Torben Lohmann gezahlt bekommen, damit er in den Betrieb investieren und seinen Mitarbeitern mehr als den Mindestlohn zahlen könnte. Durch seine Direktvermarktung weiß der 34-jährige Landwirt, dass die Kunden durchaus bereit sind, faire Preise zu zahlen, wenn die Qualität stimmt.

"Die aktuellen Preise, die den Milchproduzenten gezahlt werden, sind weit davon entfernt, kostendeckend zu sein", sagt Landwirtin Dorothee Lindenkamp aus Bruckhausen. In ihren Stallungen stehen 75 Kühle, von denen 63 gemolken werden, Die Tiere liefern jeden Tag etwa 2000 Liter Milch. Mindestens 30 Cent bräuchte sie für den Liter, um den laufenden Betrieb zu decken, aktuell erhält sie deutlich weniger. Würden 35 Cent je Liter gezahlt, dann bliebe auch etwas übrig, so dass an Modernisierungen im Betrieb zu denken wäre. "Mit dem, was jetzt gezahlt wird, kommt keiner über die Runden", sagt die 44-Jährige. Die Stimmung unter den Landwirten bezeichnet sie als "gedrückt", da die Aussichten schlecht sind. Ein Ende der Milchschwemme und des damit verbundenen Preisverfalls ist vorerst nicht absehbar. Dem einzelnen Landwirt sind die Hände gebunden, er kann aufgeben oder versuchen durchzuhalten und seine Kosten zu senken.

(RP)
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