Reportage Am Montag Mit Jugendlichen Reime schmieden

Dinslaken · Im Jugendzentrum JUZ in Voerde wird jeden Freitag gerappt. Kwadwo Nimoh, der selbst als "Menschensohn" schon ein Album veröffentlichte, schreibt hier mit Jugendlichen Texte, gibt Tipps und hilft, die Worte in Rap-Musik zu verwandeln.

 Kwadwo Nimoh und "seine" Rapper

Kwadwo Nimoh und "seine" Rapper

Foto: Peggy Mendel

Voerde Aus einem Raum im ersten Stock des JUZ Voerde tönt ein aggressiver Beat mit verzerrten Klängen. Auf Sitzgarnitur und Stühlen haben die Jugendlichen Platz genommen und lassen sich vom "Beat", wie die musikalische Grundlage für den Rap-Gesang heißt, inspirieren. Sie tippen Texte in ihre Smartphones. Einige haben schon kleine Datenbanken mit von ihnen verfassten Rap-Texten im Speicher ihrer Telefone. "Lass doch mal sehen", sagt Kwadwo Nimoh und bekommt eines der Smartphones von einem Jugendlichen in die Hand gedrückt. Halblaut ließt der 44-Jährige den Text, testet, ob er sich rhythmisch zum Rappen eignet. "Das ist sehr gut", lobt er einige der Reime. "Jetzt müsste man nur noch den passenden Beat dazu finden."

Seit einem Monat bietet Kwadwo Nimoh die Rap-Stunde im Voerder Jugendzentrum an. "Ich komme eigentlich aus Düsseldorf und habe dort schon über Jahre immer wieder Projekte für Schulen und Jugendliche angeboten", erzählt er. Nach seinem Umzug nach Voerde nahm er Kontakt zum Jugendzentrum auf, um zu sehen, ob vielleicht Interesse daran besteht, ein Projekt in Sachen Rap zu starten.

Das war der Fall, und seitdem treffen sich freitags zwischen 17 und 18.30 Uhr die Jugendlichen. "Wir schreiben Texte und probieren aus, diese umzusetzen. Zwischendurch wird auch, einfach so zum Spaß, gefreestyled", erklärt Kwadwo Nimoh. "Das Ziel ist es, am Ende gemeinsam etwas zu produzieren, das man auch aufführen kann, um sich zu präsentieren."

Doch erstmal geht es um das, was die Jugendlichen selbst kreativ leisten. Und das ist eine ganze Menge. Die Texte der Jugendlichen, die man hier zu hören bekommt, sind teilweise sehr geradeaus, schnörkellos, manchmal aber auch lyrisch und tiefgründig. Natürlich gibt Kwadwo Nimoh, der unter dem Namen "Menschensohn" bereits selbst ein Rap-Album veröffentlicht hat, hier und da Hilfestellungen und Tipps beim Texten. Am Ende sind aber immer die Jugendlichen am Zug. "Echte Rapper schreiben ihre Texte selbst", kommentiert Kwadwo Nimoh.

Zum Warmwerden rappt er den Jugendlichen erstmal ein Stück vor, dass er selbst geschrieben hat. Sanfte Gitarrenklänge untermalen den Rap-Gesang. Sanfte Klänge und rhythmischer Sprechgesang schließen sich eben nicht aus. Dann legt er noch einen "Freestyle" nach. Einem frei improvisierten Text zur Musik, die aus den Boxen klingt und bringt damit die Jugendlichen zum lachen.

Schließlich sind die selbst am Zug. Gemeinsam mit Kwadwo Nimoh haben sie bereits Teile eines Liedes erarbeitet. Und was man da von den Nachwuchs-Rappern hört, klingt schon richtig gut. Zu einem Beat, der von Klavierklängen dominiert wird, setzen sie Reime aneinander. "Dein Stück ist zu lang", bemerkt einer der Jugendlichen, als Nimoh selbst seinen eigenen Textteil vorträgt. "Dann müssen wir wohl einen anderen Beat suchen dafür", kommentiert der Rap-Profi. Gemeinsam macht man sich im Internet, wo es Beats frei verfügbar gibt, auf die Suche nach einer neuen Hintergrundmusik. Ein Schritt auf dem Weg zum fertigen Rap-Song.

(fla)
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