Dinslaken Mit starker Gemeinde zu neuen Zielen

Dinslaken · Der evangelische Pfarrer Armin von Eynern feiert am Sonntag in Dinslaken sein silbernes Ordinationsjubiläum.

 Armin von Eynern ist ein musikalischer Pfarrer: Die Gitarre hat er nicht nur bei den derzeit laufenden Kinderbibeltagen immer dabei.

Armin von Eynern ist ein musikalischer Pfarrer: Die Gitarre hat er nicht nur bei den derzeit laufenden Kinderbibeltagen immer dabei.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Jeder wird gern mit offenen Armen empfangen. Mit Herzlichkeit, Empathie und einem freundlichen Lächeln: Als Armin von Eynern im Oktober 1989 nach Dinslaken kam, um bei der evangelischen Kirchengemeinde seine erste Pfarrstelle anzutreten, war alles gut. "Die Stadt wirkte einladend", erinnert sich der 52-Jährige. "Die Menschen waren offen und sehr sympathisch." Beste Voraussetzungen für einen jungen Pastor, Dinge auszuprobieren und neue Akzente zu setzen. "Die Gemeinde hat mich machen lassen", sagt von Eynern und lächelt. "Das hat wohl mit dem niederrheinischen Liberalismus zu tun."

Armin von Eynern stammt aus Wuppertal-Barmen, er wuchs in einem streng gläubigen Elternhaus auf. Nach dem Abitur studierte er von 1980 bis 1986 evangelische Theologie in Wuppertal und Bonn. Zwei Jahre arbeitete er als Vikar in Remscheid, bevor am 16. Oktober 1988 ordiniert wurde. Ein später kam er nach Dinslaken. Der junge Pfarrer traf eine "mündige und selbstständige" Gemeinde an, die sich freute, dass da ein neuer Mann mit frischen Ideen kam. Von Eynern baute die Konfirmationsarbeit aus, bezog die Eltern in die Vorbereitungsteams mit ein. Er erinnert sich an viele spannende Diskussions- und Gesprächsrunden zu aktuellen Glaubensfragen, an Familiengottesdienste mit anschließendem Mittagessen. Und dass der Seniorentreff, den er zusammen mit Ehrenamtlichen ins Leben gerufen hat, bis heute eine wichtige Anlaufstelle für die Seelsorge ist, darauf ist der Pfarrer sogar ein bisschen stolz. Zwischen 50 und 60 Besucher kommen regelmäßig – um miteinander zu klönen, um ihr Herz auszuschütten, um nicht alleine zu sein.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich vieles verändert. Die größte und zugleich schmerzlichste Veränderung war die Schließung und der Abriss der Christuskirche. Von Eynern spricht heute noch von einer "schwierigen Zerreißprobe zwischen Gefühl und Verstand". An der Verkleinerung der Gemeinde führte kein Weg vorbei, der Druck, die Sparkonzepte schnell umzusetzen, war groß. "Wir wollten die Gemeinde nicht gegen die Wand fahren", sagt Armin von Eynern. Der Trauerarbeit über das Verschwinden der Christuskirche folgte der Aufbau neuer gemeindlicher Strukturen, eine neue Form enger Zusammenarbeit zwischen der Stadtkirche und dem Gemeindehaus an der Duisburger Straße. "Wir haben keinen Scherbenhaufen zurückgelassen", erklärt der Pfarrer. "Und wir haben die Orgel der Christuskirche mitnehmen können."

Heute weiß Armin von Eynern, wie wichtig es war, nach vorn zu schauen. Die Christuskirche war ein starrer Raum, in dem Platz war für 500 Menschen. Kamen nur 30, wirkte er kalt und leer. Das Gemeindehaus ist variabel, kann den Besucherzahlen angepasst werden. Der Pfarrer ist glücklich darüber, dass die Gemeinde den Weg mitgegangen ist. Dankbar ist er für die große Anteilnahme, die ihm die Menschen in dieser schwierigen Zeit entgegengebracht haben. Auch dank ihrer Hilfe hat er es geschafft, durch Höhen und Tiefen zu gehen, und Krisen – auch persönliche – zu überwinden.

Dabei geholfen haben ihm neben seiner Ehefrau Benedetta und den beiden Töchtern Sarah (19) und Francesca (6) – auch die Musik. Der 52-Jährige singt gern, spielt gern Gitarre, zu Hause, im Kindergarten, bei den Kinderbibelwochen. "Das macht mir großen Spaß", sagt er. Ebenso wie Joggen, Radfahren, Kochen und Griechenland. Früher faszinierten ihn Dichter wie Platon und Homer, später das Reisen durch die Wiege Europas, nach Kreta, über den Peloponnes, zu den ionischen Inseln, immer wieder nach Kefalonia. Vor einer Woche war er noch auf Korfu, den Sommer verabschieden.

Der Beruf des Pfarrers ist heute ein anderer als vor einem Vierteljahrhundert. Mehr Verwaltungsarbeit, mehr Sitzungen, mehr Management. Die Kernaufgaben – die Seelsorge – müsse man häufig aufschieben, sagt Armin von Eynern. Geändert hat sich auch das Verhältnis der Gemeindeglieder zur Kirche. Die langfristige Bindung hat abgenommen. Immer mehr Christen bevorzugen es, sich für einen überschaubaren Zeitraum in Projekten zu engagieren. Auch in ökumenischen – die hält Armin von Eynern für ungeheuer wichtig. Das Zusammenwirken der katholischen und evangelischen Gemeinde hat in Dinslaken seit 1974 Tradition. Bernhard Köster und Ronny Schneider haben die Ökumene vorangebracht. "Was dort erkämpft wurde und vielen Menschen heute als selbstverständlich gilt, muss weiter ausgebaut werden", erklärt der Pfarrer. "Dahinter wollen wir nicht mehr zurück." Mit "wir" meint er vor allem Gregor Kauling, Dechant und Pfarrer von Sankt Vincentius, und sich selbst. Das Ziel ökumenischer Gastfreundschaft ist für den Silberjubilar klar formuliert: "Einander akzeptieren, einander schätzen, herzlich zueinander sein. Dazu zählt auch das gemeinsame Abendmahl. Die Zeichen stehen nicht gegen die Hoffnung."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort